HAVEN (SE) - Shut Up And Listen
Mehr über Haven (SE)
- Genre:
- Melodic Metal/ Sleaze Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- ROAR/ H'Art
- Release:
- 29.01.2016
- Criminal
- Land Of Desolation
- Hysteria
- Catch
- Gone
- Balls
- Living Our Dream
- Shot From Behind
- Licking On The Wall
- Warlord Warrior
Viel Licht und Schatten im Melodic-Metal-Sektor.
Ich falle gleich mal mit der Tür ins Haus: das Debütalbum bietet handwerklich gut gemachten Melodic Metal mit einer Prise Sleaze Rock, das ebenso viele Stärken wie Schwächen besitzt. Das macht "Shut Up And Listen" der Schweden HAVEN zu einem zwar guten, aber nicht wirklich nachhaltigen Hörgenuss. Es hat mich nicht berührt, geschüttelt und gepackt. Das ist umso enttäuschender, da die Jungs eigentlich vieles richtig machen und es bei den Durchläufen auch angenehm rockt. Vielleicht sind auch nur meine Daumenschrauben zu hart oder mein Melodic-Metal-Ohr für gewisse Standards bereits abgestumpft. Wer weiß das schon so genau?
Die lauten Gitarren pfeffern teilweise gewaltig und prägen Songs wie 'Warlord Warrior', 'Shot From Behind', 'Catch' oder 'Living On A Dream'. Das setzt sich auch im Solobereich fort, in denen sich Mark Hosri wahrlich auszutoben weiß – ein Flitzefingersolo jagt das Nächste. Starke Gitarrenarbeit. Die Musik gefällt mir somit auch vor allem dann am besten, wenn das Quartett etwas Gas gibt und ein wenig für Ecken und Kanten sorgt. Dagegen stehen jedoch auch einige Stücke, in denen sie zu sehr auf die Achtziger schielen und ihnen der sprichwörtliche Pfeffer im Hintern abhanden gekommen ist. 'Land Of Desolation', die schmalzige Ballade 'Gone', 'Licking On The Wall' oder 'Balls' wollen trotz guter Ansätze nicht so richtig aus dem Quark kommen. Ich glaube, die Band sollte sich mehr auf ihre Metalschlagseite konzentrieren, bei der sie stellenweise ein wenig nach Landsmann MALMSTEEN oder auch MASTERPLAN klingen.
Gesanglich hat Gitarrist Patrick Crozz eine durchaus wiedererkennbare Stimme und dürfte vor allem im Sleaze-Rock-Umfeld offene Türen einrennen. Seine Leistung ist in Ordnung, wenn auch das Spektrum nicht allzu groß ist. Da fehlt es noch ein wenig an der Spannbreite. Markantester Kritikpunkt ist jedoch, dass die Songs zwar gute, aber keine wirklich großen Refrains vorweisen. Nette Melodien, die niemandem wehtun, sich aber auch nicht unbedingt in den Gehörmuscheln festsetzen. Hier bilden 'Hysteria', 'Living Our Dream' oder auch 'Criminal' eine wohltuende Ausnahme. Das sind zu wenige Akzente in der Königsdisziplin, um sich auch noch Wochen und Monate später gegen die Flut an Veröffentlichungen durchsetzen zu können.
Und auch die Produktion wirkt etwas unrund. Die lauten Gitarren sind ein Segen, doch habe ich das Gefühl, dass der Rest dagegen ankämpft und sich zum Wohle des Gesamtsounds nicht unterordnen möchte. So brechen mal laute Keyboards, ein lauter Bass, Samples oder elektronische Spielereien heraus, was nicht immer förderlich ist. Vor allem sollte man sich beim nächsten Mal überlegen, ob das Schlagzeug erneut unbedingt wie aus der Konserve klingen muss. Ein etwas organischerer Sound würde dem Ganzen viel Luft zum Atmen und deutlich mehr Dynamik verleihen.
Anspieltipps: Hysteria, Warlord Warrior, Catch
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Chris Staubach