HEADCAT - Walk The Walk...Talk The Talk
Mehr über Headcat
- Genre:
- Rock'n'Roll / Blues / Rockabilly
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Niji Entertainment Group (Tonpool)
- Release:
- 01.07.2011
- American Beat (Headcat)
- Say Mama (Gene Vincent)
- I Ain't Never (Webb Pierce)
- Bad Boy (Larry Williams)
- Shaking All Over (Johnny Kidd)
- Let It Rock (Chuck Berry)
- Something Else (Eddie Cochran)
- The Eagle Flies On Friday (Headcat)
- Trying To Get To You (Elvis Presley)
- You Can't Do That (Lennon/McCartney)
- It'll Be Me (Jerry Lee Lewis)
- Crossroads (Robert Johnson)
Ein 5/6-Coveralbum der Kopfkatze, hinter der sich drei Urgesteine und ein Tribut an die Ursprünge der Rockmusik verbergen.
Dass Lemmy von den Motörenköppen die einflussreichen Künstler des Rock'n'Roll und Blues der Fünfziger und Sechziger besonders schätzt, betont er gern in allerlei Interviews und da diese Vorliebe bei seinen beiden Mitstreitern Slim Jim Phantom (THE STRAY CATS) und Danny B. Harvey (THE ROCKATS, LONESOME SPURS) ähnlich ausgeprägt sein drüfte, hat sich hier ein Trio gesucht und gefunden. Resultat sind zwei Alben mit Coverversionen von teilweise auch recht wenig bekannten Songs aus dieser Zeit, die mit viel Spielfreude und einer allgegenwärtigen Lässigkeit dargeboten werden. Der Sound ist so wie er in diesem Kontext anders nicht sein sollte: erdig, natürlich und (Vorsicht, Unwort) autenthisch.
Handwerkliches Können und eine deutliche hörbare Spielfreude der feisten Drei dürfen natürlich vorausgesetzt werden, und für eine gewisse Abwechslung ist logischerweise auch gesorgt, da die Songs ja von verschiedenen Urhebern stammen. Wenn es also überhaupt einen gewissen Aha-Effekt gibt, dann betrifft dieser Lemmys Vocals. Es ist immer wieder schön zu hören, dass der werte Herr Kilmister auch klaren, gerne auch mit einer gewissen Portion Elvis-Schmalz ausgestatteten, Gesang hinbekommt. Bei Künstlern von CHUCK BERRY und JERRY LEE LEWIS bis hin zu ELVIS und den BEATLES, die hier nachgesungen werden, kann sich die MOTÖRHEAD-Röhre also voll austoben. Hier gibt es quasi das volle Programm zwischen Kneipe und Schlafzimmer.
Dazu kommen zwei sehr unterschiedliche eigene Stücke: 'American Beat' als schmissiger Opener mit unwiderstehlichem Rhythmus macht sofort Lust auf mehr rock'n'rollige Mucke, während 'The Eagle Flies On Friday' vermutlich die lässige und gediegene Nummer sein soll, aber trotz schön bluesigem Gegniedel in der zweiten Hälfte mit insgesamt recht wenig Esprit vor sich hindudelt. Stört aber kaum, denn beim Rest vom Schützenfest springt der Funke eh schnell über. Zugegeben, die Vorlagen waren quasi die reinsten Steilpässe, bei denen solche etablierten Größen des Rockzirkus nicht mehr viel falsch machen können, dennoch überzeugt das Resultat, da sowohl die spielerische Komponente als auch die gesamten ungezwungene, beschwingte Atmosphäre wirklich mit der Zunde schnalzen lassen. Man höre sich nur das rauchige 'It'll Be Me' (original von JERRY LEE LEWIS) an - mit lässigen Pianoklängen unterlegt entfaltet sich eine astreine Groove-Nummer irgendwo zwischen Rock'n'Roll und Rockabilly. Nicht nur hier wird man ein halbes Jahrhundert in der Musikgeschichte zurück katapultiert. Zwar sorgt nicht jeder Song für Hummeln im Popo, aber zumindest bei flotten, treibenden Rockern wie 'Say Mama' (GENE VINCENT), 'Bad Boy' (LARRY WILLIAMS) und 'Let It Rock' (CHUCK BERRY) ist Stillsitzen unmöglich. Und natürlich nicht zu vergessen das tolle 'American Beat' aus eigener Feder, das gegenüber dem Rest kein Stück abfällt kann und hoffen lässt, dass es noch mehr eigene Nummern auf das nächste HEADCAT-Album schaffen.
Sicherlich, "Walk The Walk..." geht nach nicht mal einer halben Stunde durch's Ziel und es ist eben auch ein 5/6-Coveralbum mit nur zwei eigenen Nummern drauf, dennoch läuft das Album gut rein, auch wenn ich den subjektiven Eindruck habe, dass es sich etwas abnutzt, wenn man es zu häufig auflegt. Zumindest ist es völlig egal, ob man den Motörenköppen etwas abgewinnen kann, denn wer sich im traditionellen Rock'n'Roll, Blues und/oder Rockabilly heimisch fühlt, wird mit diesem Teil viel Freude haben. Zumal einige Coverversionen unbekannterer Stücke drauf sind, die der U50-Generation noch gar nicht geläufig sein dürften, da sie eben aus jener Zeit stammen, als der ganze Scheiß noch in den Kinderschuhen steckte. Und schon allein das macht "Walk The Walk..." zu einer spannenden Angelegenheit.
Anspieltipps: American Beat, Bad Boy, Let It Rock, It'll Be Me
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer