HEADS. - Collider
Mehr über Heads.
- Genre:
- Noise Rock / Post Rock / Grunge
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- This Charming Man Records / Cargo
- Release:
- 06.04.2018
- At The Coast
- Urges
- Last Gasp Shout
- Mannequin
- Smile
- Wolves At The Door
- Samsa
- To Call And Let It Ring
- Collider
- Youth
Ultralässige Weltabgewandtheit oder pure, gepflegte Langeweile?
Es fehlt eigentlich nicht viel, und "Collider", das zweite Werk der internationalen Noise-/Post-Rock-Combo HEADS., könnte sich einreihen in die anspruchsvolle Werkschau von musikalisch entgrenzten Truppen wie THE PRESTIGE, FUGAZI oder DEFTONES. Da rauscht und flirrt es an allen Ecken und Enden, das Schlagzeug allein sorgt schon für weit entrückte Postcore-Atmosphäre, trotz der stark verschleppten Rhythmik fließt beständig lässig-beseelte Shoegaze-Psychedelik aus den Boxen, während das in Berlin beheimatete Trio zugleich auf fuzzig-retrospektive Weise zu den Frühphasen der alten Grungemeister zurückführt. Perfekter lassen sich Verzweiflung und Gleichgültigkeit, Rebellentum und Weltabgewandtheit kaum in musikalische Form gießen. Die Ziellosigkeit der ersten Albumhälfte, die benebelt-eingetrübten Sinneswahrnehmungen weichen im weiteren Verlauf einer erwachenden Aufgekratztheit, und HEADS. spielt sich vom miefigen Proberaum vor an den Bühnenrand, rückt der Hörerschaft auf die Pelle, beginnt, ihr nach allen Regeln der Kunst das Fell über die Ohren zu ziehen.
Gleichzeitig – und dies kommt einem kaum in Worte fassbaren Kunststück gleich – provoziert "Collider" praktisch auf kompletter Schlagdistanz mit einer genüsslich zelebrierten Langeweile, von den ersten Tönen des apathischen Openers 'At The Coast' bis zum treibenden, aber ziellosen Ausklang 'Youth'. Endlich hat sich der größtenteils monoton vor sich hin säuselnde Ed Fraser am Ende von 'Mannequin' einmal den Seelenfrust aus dem Leib gebrüllt, schon verfällt er im folgenden 'Smile' wieder in nuschelnde Stammeleien, die nur durch Rauschmittelkonsum oder pure Lustlosigkeit erklärt werden können. Da kann sich die Instrumentalfraktion noch so räudig-noisig durch den Äther fräsen – Fraser bringt seine Truppe stets auf einen bleiernen Boden der Tatsachen zurück, der mich an die endlos eintönigen Momente des Post-/Industrial-Totalausfalls DETHROK erinnert. Die Großartigkeit der Stahlsaiterfraktion, die bisweilen kalte Sludge-Schärfe heraufbeschwört, geht immer wieder baden in einem Meer an Ziel- und Orientierungslosigkeit, eingebremst von einem Sänger, der "Collider" unnachahmlich seinen Stempel aufdrückt, damit die emotionale Entfaltung der Instrumente jedoch regelmäßig im Ansatz unterbindet.
Hat man so etwas schon gehört? Fans von Kaputtmusik, von FUGAZI-Krach und JESUS LIZARD-Schrägheiten, könnten diese Platte lieben. Mir will das trotz ausgesprochen beständiger Faszination nicht gelingen; HEADS. ist einfach zu erfolgreich im Ansinnen, das Aufwallen von Emotionen im Keim zu ersticken. Nur bei 'Samsa' will Hoffnung aufkommen, doch Ed Fraser zieht auch diese flotte Nummer zurück in sein abgrundtiefes Motivationsloch. Am Ende von "Collider" erklingt schließlich unerwartetes, ausfransendes Jazz-Geplänkel, an dieser Stelle dürften auch Post- und Noise-Rocker aber wahrscheinlich schon genug haben, da Fraser die Hörerschaft zuvor beim Titeltrack mit einem trägen Monolog bereits endgültig eingeschläfert haben dürfte. Faszinierend ohne Ende, lässig bis zum Geht-nicht-mehr, und unvergleichbar langweilig. Wer sich nicht abgeschreckt fühlt, sollte mal sein Glück versuchen.
Anspieltipps: Mannequin, Wolves At The Door, Samsa
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause