HEAVEN AND HELL - Neon Nights - Live In Europe
Mehr über Heaven And Hell
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Edel Germany
- Release:
- 12.11.2010
- E5150
- Mob Rules
- Children Of The Sea
- I
- Bible Black
- Time Machine
- Fear
- Falling off The Edge Of The World
- Follow The Tears
- Die
- Heaven & Hell
- Country Girl
- Neon Knights
Der letzte Auftritt von Ronnie James Dio auf einem deutschen Festival. Ein Zeitdokument. Ergreifend.
"Neon Nights", so der kreative Titel dieser DVD, zeigt den Auftritt einer Legende auf einem umstrittenen Festival. Dass es sich hierbei um den letzten Auftritt von Ronnie James Padavona auf einem deutschen Festival handeln würde, konnte am 30.07.2009 noch niemand wissen. Mit dem heutigen Wissen bekomme ich aber unwillkürlich eine Kloß im Hals, wenn ich daran denke, dass wir diese Stimme nie wieder live hören und das unglaubliche Charisma dieses Gentleman of Rock nie wieder spüren werden. Und wie groß dieses Charisma ist, zeigt dieses Bilddokument ganz ausgezeichnet. Es ist in Wort und Bildern nicht zu schildern, mit welcher spielerischen Eleganz Ronnie das Publikum in Wacken vom ersten Ton an völlig in der Hand hat. Es ist aber auch schwer sich seiner Gestik zu entziehen. Kaum ein anderer Sänger in der harten Rockmusik unterstreicht seine Texte so gekonnt mit teils nur sehr kleinen Handbewegungen.
Aber mal langsam. Über die musikalischen Qualitäten solcher Übersongs wie 'Heaven & Hell', 'Falling Off The Edge Of The World' oder 'Children Of The Sea' muss ich nichts schreiben und die Tatsache, dass sich die neueren Nummern wie das grandiose 'Bible Black' ganz ausgezeichnet in die Setlist einfügen, ist auch nicht mehr neu. Daher spare ich mir das und beschränke mein Review auf die optische Darbietung und die emotionale Wucht, die mich beim Betrachten dieser unfassbar mitreißenden Performance jedes Mal trifft wie ein Donnerschlag. Es liegt von Beginn an Magie in der Luft, was man allein schon an der augenscheinlich superben Laune des Gitarrenmeisters Iommi fest machen kann. Der sonst immer versteinert drein blickende Riffgott wandert beinahe aufgedreht und mit fast fröhlichem Gesichtsausdruck über die Bühne und winkt mehrfach ins Publikum. Unfassbar. Unfassbar ergreifend. Geezer auf der anderen Bühnenseite hat wohl mehrere Kannen Kaffee intus, wirbeln seine Finger doch mit einer beinahe irrwitzigen Geschwindigkeit über seinen Tieftöner. Und Vinnie Appice, den wir aufgrund der gelungenen Kameraeinstellung ab und an sogar von oben bewundern können, verdrischt sein Spielzeug mit einer Intensität, die einen befürchten lässt, er wolle es zum Zerbersten bringen. Toll.
Dazu kommt eine gelungene Beleuchtung, die natürlich beim unendlich langen 'Heaven & Hell' ihren absoluten Höhepunkt findet. Wenn die ganze Bühne plötzlich in tiefrotes Licht und Nebel gehüllt ist und Dio mit leicht gekrümmter Körperhaltung diabolische Worte ins Mikrophon flüstert, bekommt jeder Gänsehaut. Jeder.
Und wenn die Band nach einem fulminanten 'Neon Knights', welches vom grandiosen 'Country Girl' eingeleitet wird, die Bühne verlässt, drückt man unweigerlich auf "Repeat" oder steckt einen Rundling mit Dios Wunderstimme in den Player.
Die Interviews mit allen Beteiligten sind als Bonus obendrein sehr kurzweilig und auch informativ, gehen aber wie immer nur als Bonus durch. Ist ja auch eigentlich völlig nebensächlich, denn diese DVD ist eine der besten, die ich bisher sehen durfte. Ein Zeitdokument, auf welchem lediglich 'Sign Of The Southern Cross' zu meiner absoluten Glückseligkeit fehlt.
- Redakteur:
- Holger Andrae