HEAVILS, THE(4478) - Heavilution
Mehr über Heavils, The(4478)
- Genre:
- Amphetamin-Rock
- Label:
- Metal Blade
- Release:
- 23.08.2004
- Outside The Circle
- Get Behind Me
- Heavilution
- Reflection
- Sinking Time
- Space Heater
- Touch
- Just Got Back
- Chicken Soup Can
- Floaters
- Laundry Day
- The Other Side
- Passed Away
- Kadigimonk
Mit "Heavilution" haben THE HEAVILS eine feiste Amphetaminrockscheibe abgeliefert, deren dichtes Geflecht aus modernem und klassischem Metal, Emo, Hardcore, Crossover und Spacerock auf nahezu ganzer Linie überzeugt.
Schon der erste, gehörig frustige Track namens 'Outside The Circle' ist ein hartes Speedrockbrett, welches das Album angemessen fulminant eröffnet. Weiter geht es mit 'Yet Behind Me', dessen rufender Gesangsstil von einer Stimme geprägt wird, die wie eine mächtig verzerrte E-Gitarre röhrt, und dessen Gitarren wiederum selbst hungrig zu grölen scheinen. Für den Titeltrack 'Heavilution' schrauben die HEAVILS das Tempo jedoch zurück und legen einen dreckigen Bluesrock Marke WHITE STRIPES aufs Parkett, den sie jedoch in einen coolen Funk-Metal-Mantel hüllen, um ihn sodann - bis unter die Hutkante mit Amphetaminen abgefüllt sowie kanisterweise mit Benzin übergossen - aus einer randvoll mit Hardcorepunk-Schwarzpulver angefüllten Rockzirkuskanone in höchste Spacerocksphären zu katapultieren. Hellyeah, rockt das Arsch! Ebenso schamlos und äußerst lustvoll legt 'Reflection' die Hand an den Gashebel, um dem geneigten Hörer eine feiste Knüppelorgie um die Ohren zu pusten, welche jedoch mittels gekonnter Breaks von stimmungsvoll wabernden Basszwischenspielen und eng gedrängten, von Gitarrensaiten gleichsam stacheldrahtartig umwickelten Brüllpassagen durchsetzt ist; bevor dann mit 'Sinking Time' ein rhythmisches Groovemonster mitsamt seinen locker polternden Drums und surrenden Gitarren auf uns losgelassen wird, welche dem Stück ordentlich Schub geben. So weit, so partytauglich.
Melodieorientierter und punkiger wummert 'Space Heater' aus den nach wie vor wackelnden Boxen, ein cooler Song zum unbeschwerten motorisierten Unsichermachen diverser Bundesstraßen mittels voll durchgedrücktem Gaspedal und zeitgleichem seelischen Abheben (Führerscheinneulinge aufgepasst: Realitätsverlust ähnlich dem Genuss einer Haschischzigarette liegt hier durchaus im Rahmen der Möglichkeit, sodass hierbei nicht nur - wohl aber besonders - in den Kurven allerhöchste Vorsicht geboten ist!). Mir altem Weichei fast schon etwas zu überkandidelt kommt 'Touch' mit extrem fordernden Gesang, trampolinartiger Bass/Drum-Kombi und pushenden Powergitarren um die nächste Biegung geschnellt. Wie heißt es in Brösels Werner-Comics doch so treffend: "Das muss kesseln!" Nach diesem wie gesagt etwas ins Kraut geschossenen Kracher folgt mit 'Just Got Back' jedoch schon wieder der nächste mustergültig verräucherte Ohrwurm voller Eingängigkeit: Eine ziemlich abgestürzte Mischung aus KING KØNG (Melodieführung), THE DARKNESS (Euphorie) und QUEENS OF THE STONE AGE (Soundgewand).
Ähnlich abwechslungsreich geht es weiter: Aus der 'Chicken Soup Can' gibt es brüllenden Skatercrossover aus Oldschool Metal Marke PANTERA, griffigem Sleazerock und punkigen Hardcore-Anleihen auf die wunden Ohren; und hinter der trügerisch lässigen Titelbezeichnung 'Floater' verbirgt sich eine randvoll mit wüsten Psycho-Blast-Attacken im "Toxicity"-meets-"St.Anger"-Format gefüllte Nummer, die zudem noch von einigen Tonfolgen unterwandert wurde, welche sich unschwer auf den gemeinsamen Nenner HxIxGxHxSxPxExExDxPxUxNxK bringen lassen. Nach solcherlei Gelärme darf dann mit 'Laundry Day' wieder ein erdiger, grundeinfacher Grooverock ran, der sich nicht zuletzt dank seiner magengrubenhebenden Monsterproduktion tatsächlich gewaschen hat: Diese Aussteuerung dürfte auf Konzerten für optimale Stagediving- und Crowdsurfing-Stimmung sorgen, denn auf diesem Sound kann man sich herrlich dahintreiben lassen.
Das sollte aber keineswegs zum Trugschluss veranlassen, dass die HEAVILS ihre werte Hörerschaft nunmehr an die lockere Leine nähmen: Das leicht konfuse 'The Other Side' mit seinen jaulenden Gitarren, dem abgespaceten Gesang und den teils kräftig gegen den Strich gebürsteten Schlagzeugrhythmen hat zwar auch einige ruhige bzw. fließende Momente zu bieten, massentauglich ist des damit jedoch noch lange nicht. Okay, den funkigen INCUBUS-Bass wird vermutlich doch wieder fast jede(r) lieben, der ist nämlich einfach obercool. Was das Mit-charmanter-Ruppigkeit-die-Hörer -übertölpeln und frohgemute Plattkloppen von Erwartungen angeht, haben THE HEAVILS wirklich den Bogen raus: 'Passed Away', der letzte echte Song des Albums, beginnt als recht milde Akustiknummer, welche zunächst sogar wie eine Hommage an MONSTER MAGNET daherkommt, dann jedoch in einen fast schon konventionell zu nennenden Rocksong übergeht - wenn da nicht wieder die im Tiefflug heranschwärmenden, stark verzerrten E-Gitarren zu hören wären, die sich einmal mehr dröhnend in den Vordergrund schieben. Zum Abschluss folgen dann unter dem kryptischen Titel 'Kadigimonk' noch ein paar spacig umherwabernde Klangeskapaden. Ob die mich absichtlich an die Gesänge eines Douglas Adamschen, per Anhalter durch die Galaxis reisenden Wals erinnern, ist schwer zu sagen; andrerseits gibt es da auch noch andere seltsame Töne zu hören; seltsam im All verhallendes Baby-Geplapper etwa - 2001, ick hör dir trapsen ...
Zweifellos haben die HEAVILS mit diesem Werk eine interessante und abwechslungsreiche Scheibe hingelegt, die nicht nur eingefleischte Spacerocker begeistern wird. Es mag durchaus unglaublich klingen; ich selbst hätte es bis vor Kurzem ja noch für nahezu unmöglich gehalten, tatsächlich die Schnittmenge von BIOHAZARD, KYUSS und WE zu bestimmen. THE HEAVILS haben mich eines Besseren belehrt und diesen Wirkungsbereich darüber hinaus noch um einige interessante Elemente erweitert!
Anspieltipps: Outside The Circle, Reflection, Space Heater, Laundry Day
- Redakteur:
- Eike Schmitz