HELGRINDUR - Helgrindur
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/23
Mehr über Helgrindur
- Genre:
- Black Metal / Pagan Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- MDD Records
- Release:
- 20.10.2023
- An der Mühle
- Fernweh
- Erinnerung
- Das Mädchen am Teich
- Golem
- Herr des Waldes
- Helgrindur
- Bergisches Land
- Lebenslicht
- Zur Ewigkeit
Märchen, Mythen und Legähnden.
Man hat es nicht leicht als Redakteur. Da wird man einmal oberkörperfrei tanzend zu EQUILIBRIUM ertappt und schon hat man den Stempel Party-Metaller auf der Stirn und bekommt nun hin und wieder Material aus der New Wave Of Pagan Metal zugeschustert, um es auf bierselige Eskalationsfaktoren zu bewerten.
Wisst ihr was – ich würde "Sagas" von 2008 immer noch 10 Punkte vergeben, weil das einfach die Referenzklasse dafür ist, wie eine solche Musik zu klingen hat. Man darf auch mal feiern im Leben und grenzdebil vollkommen freidrehen. Und es gibt mit Songs wie 'Blut im Auge' oder 'Unbesiegt' keine besseren Hymnen zu diesem Abrisskommando. Womit wir bei HELGRINDUR angekommen wären. Dem nun selbstbetitelnden neuen Album geht das Debüt "Von Einst" von 2017 voraus und nach Spotify-Recherche zieht dieses Album im Vergleich zu "Turis Fratyr", dem EQUILIBRIUM-Debüt, klar den Kürzeren. Es hat den Anschein, als würden die Jungs gerne ernster und authentischer zu Werke gehen, als es bei der Truppe aus Bayern der Fall ist, und dafür die Hitdichte und die großen Melodien zurückstellen. Kann man machen, dann braucht es aber ausgefeiltes Songwriting und ein Händchen für Atmosphäre. Die gab es auf dem Erstling jedoch nur sehr selten zu hören. Vielleicht hat sich das jetzt geändert.
Ich kenne es zumindest so, dass ein selbstbetiteltes Album, wenn es nicht das Debüt ist, immer darauf hinweist, dass man die Suche zu sich selbst abgeschlossen und den finalen Sound für sich gefunden hat. Nunja – dass es bereits beim zweiten Album so weit sein kann, ist zumindest ungewöhnlich, aber nach sechs Jahren Findungsphase auch nicht ausgeschlossen. Aber mal Hand aufs Herz. "Helgrindur" hätte auch locker 2018 erscheinen können. Eine wirkliche Entwicklung kann ich nicht nachvollziehen. Das bedeutet auch, dass, im Gegensatz zu Genrekollegen, die Band musikalisch die märchenhaften Inhalte weiterhin in einem Mix aus Death- und Blackmetal unter das Volk bringt, zu 100% auf deutsche Texte setzt und weiterhin die Chose viel zu ernst nimmt. Und das ist wie anno 2017 ein echter Fehler. Man hat einfach nicht das Händchen für eine Atmosphäre, welche Bands wie PRIMORDIAL oder HEXVESSEL aktuell auszeichnet. Ich würde sogar so weit gehen, dass selbst eine Band wie HEIDEVOLK aktuell noch eine Liga über HELGRINDUR spielen. Ich sehe leider auch keine Ansätze, um da in den nächsten Jahren Boden gut zu machen.
Dieser Weg wird also zu lang und beschwerlich sein. Viel besser wäre es bei solchen Songs wie 'Herr des Waldes' oder 'Erinnerung' mal richtig freizudrehen und sich an EQUILIBRIUM, FINNTROLL oder meinetwegen auch VARG (ohne den politischen Beigeschmack) zu orientieren. Aktuell geht den Songs auch weiterhin jegliches Gefühl für Catchyness oder Partyfaktor flöten. Somit wird sich zwischen alle Stühle gesetzt und Album Nummer zwei wird zu einem sehr langweiligen Trip durch den Legendenwald. Dabei macht doch grade das Coverartwork doch schon so viel Lust auf Trollpogo.
Ich hoffe inständig, dass HELGRINDUR sich traut, auf den Schlagerbarden in sich zu hören und beim nächsten Album den Wahnsinn von der Kette zu lassen. Bis dato wird es wohl "nur" für frühe Slots auf Festivals, wie dem Ragnarök, reichen.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal