HELLACOPTERS, THE - Overdriver
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/25
Mehr über Hellacopters, The
- Genre:
- Rock'n'Roll / Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 31.01.2025
- Token Apologies
- Don't Let Me Bring You Down
- (I Don't Wanna Be) Just A Memory
- Wrong Face On
- Soldier On
- Doomsday Daydreams
- Faraway Looks
- Coming Down
- Do You Feel Normal
- The Stench
- Leave A Mark
Noch mehr Retro-Vibes, aber weiterhin tolle Songs...
Meine Gebete wurden erhört, denn nach dem großartigen Comeback mit "Eyes Of Oblivion" im Jahr 2022 haben sich die schwedischen Rock'n'Roller THE HELLACOPTERS nicht wieder in die Versenkung verabschiedet, sondern legen gute drei Jahre später mit "Overdriver" direkt den nächsten Langspieler nach, der hoffentlich nahtlos beim starken Vorgänger anknüpfen kann. Erstmalig übernahm Bandkopf Nicke Andersson für das neunte Studioalbum auch alleinig die Rolle des Produzenten, was hoffentlich dafür sorgt, dass uns in den elf Tracks die unverfälschte DNA der Rocker um die Ohren gepfeffert wird.
Mit dem Opener 'Token Apologies' lässt sich die ganze Angelegenheit auf jeden Fall schon einmal gut an, wobei die eröffnende Nummer schon mit erheblichen Retro-Vibes daherkommt und mit eher luftigem Gitarrenarrangement sogar in die frühen Siebziger blickt und die punkige Attitüde, die ich ansonsten bei den Schweden so liebe, einmal ganz außen vorlässt. Was an Energie fehlt, holt die Nummer allerdings problemlos durch coole Gesangspassagen und einen prägnanten Refrain wieder heraus, sodass der Einstand zwar nicht unbedingt mit Pauken und Trompeten gelingt, aber dennoch Lust auf mehr macht. 'Don't Let Me Bring You Down' zieht dann die Temposchrauben auch direkt ein wenig an und geht deutlich rockiger zu Werke, wobei mir die eingestreute Hammond-Orgel neben dem herrlich herben Gesang besonders gut gefällt. Ein mächtiger Refrain rundet die Komposition schlussendlich ab und holt auch mich prompt ins THE HELLACOPTERS-Boot, mit dem die Reise in die klassischen Rock-Gewässer auch anno 2025 wieder sehr viel Spaß macht.
Dennoch bleibt auch im weiteren Verlauf der Scheibe die Tatsache unüberhörbar, dass Nicke Andersson vor den Aufnahmen vermehrt zu den Stadionrockern und Ikonen der Sechziger und Siebziger aufgeblickt haben dürfte. So höre ich THE BEATLES immer wieder an diversen Stellen heraus und '(I Don't Wanna Be) Just A Memory' ist trotz Songtitel mit RAMONES-Bezügen viel näher mit BRUCE SPRINGSTEEN verwandt als mit den Alt-Punkern. Diesen Umstand möchte ich allerdings als großes Kompliment verstanden wissen, denn ebenso wie der Boss zaubern die Schweden hier eine epische Hymne aus dem Ärmel, die auch locker ein gesamtes Stadion zum Mitsingen animieren könnte. Der Streifzug durch die Legenden der amerikanischen Musikszene ist damit aber noch nicht zu Ende, denn 'Soldier On' atmet in meinen Ohren sogar THE ALLMAN BROTHERS BAND- und LYNYRD SYNYRD-Luft, wenn der stampfende Rhythmus auf Piano-Klänge und herbe Gitarren trifft. Doch keine Sorge, auch Liebhaber der deftigeren Töne bekommen immer wieder einmal ein Zuckerstück hingeworfen, etwa wenn 'Doomsday Daydreams' oder 'Do You Feel Normal' den Esprit der frühen THE HELLACOPTERS-Werke heraufbeschwören. Für jeden temporeichen Rocker gibt es aber auch eine Ballade zu vermelden, wobei hier vielleicht mit 'Coming Down' und 'Faraway Looks' die schwächsten Kompositionen des gesamten Silberlings zu finden sind.
Das Alter ist also auch an Mr. Andersson und seinen Mitstreitern nicht gänzlich spurlos vorübergegangen, denn auf "Overdriver" wirkt der Rock'n'Roll der Schweden doch noch etwas entspannter und der Vergangenheit zugewandter, als das sowieso schon immer der Fall war. Fans der ersten Alben sollten entsprechend auch erst einmal ein Ohr riskieren, bevor sie hier blind zuschlagen. Geht man bei der musikalischen Entwicklung allerdings mit und hat sowieso ein offenes Ohr für die Helden der Siebziger, dann wird man auch von "Overdriver" mit zahlreichen Hits und tollen Riffs belohnt, weshalb ich die Scheibe auch knapp auf Augenhöhe mit dem extrem starken Vorgänger "Eyes Of Oblivion" sehe.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs