HELLRAZER - Prisoner Of The Mind
Mehr über Hellrazer
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 01.02.2010
- The Death March Of Bataan
- Nailed To The Cross
- Vendetta
- Metal Alliance
- Prisoner Of The Mind
- Futile Rebellion
- Going For Glory
- Ghost Rider
- Raining Fire
- Warlord
Qualitätsware aus der Stahlgießerei. Zweckmäßig, mit Wucht und Spaßfaktor, aber gesanglich etwas gleichförmig und eingeengt.
HELLRAZER ziehen festen Schrittes aus und schließen sich den Heerscharen von eifrigen Bands an, die sich dazu verschworen haben, den Metal in seiner unverfälschtesten Form voranzutreiben und in die Ohren bewusst und unbewusst williger Hörer zu rammen. Wenig überraschend kann solch ein spaßiger/redundanter Versuch auf alle möglichen Arten und Weisen enden, sticht aber gegenüber anderen weniger zurück-zu-den-Wurzeln-motivierten Unterfangen aber derartig hervor, dass ein Fehlschlag und Kopfsprung in die hohle Belanglosigkeit öfters mal doppelt nervt. Denn man fragt sich in so einem Fall schnell und gnadenlos, ob die Musiklandschaft ohne eine weitere versenkte Version eines zigfach gebrauten Rezepts besser dran wäre. Ich erlaube mir nicht für besser bewanderte Traditionalisten zu sprechen, aber solcherlei Gedankenzüge gingen zumindest mir persönlich nach den ersten gehörten Noten und dem allgemeinen Drumherum von HELLRAZER durch den Kopf. Züge, die durch meine nicht unbedingt große Liebe für überflüssige Edelstahllobgesänge in ihrer Einschlagskraft eher im TGV-Bereich anzusiedeln waren. Eine nicht unbedingt vielversprechende Ausgangsposition für das arme "Prisoner Of The Mind" also. Was hat das Album nun damit angefangen? Um die vorherige Metapher schamlos noch ein wenig länger zu malträtieren: War es die Weiche, die diesen D-Zug zu angenehmeren Gestaden umleitete, vielleicht sogar in erquickender Überraschung entgleisen ließ oder stellte es die unverrückbaren Schienen zur Verfügung um ihn genau gegen jenes Loch zu leiten, das ich mir selber an die Felswand gemalt hatte?
Genug des fatalistischen Geschwafels, denn die vierköpfige kanadische Truppe schaffte es, derartige Voreingenommenheiten und Ängste mit ihrem Zweitwerk "Prisoner Of The Mind" relativ mühelos aus dem Weg zu räumen. Kurz und knapp gesagt hämmert und hymnt das Album quasi von Anfang bis Ende und sollte für die Sammlung eines jeden Fans von traditionellen Fahnenhochhaltern keinen schnell vergessenen Staubfänger, sondern eine immer wieder gern aufgelegte Bereicherung darstellen.
Nummern wie wie das obligate quasi-spartanisch-epische Intro 'The Death March Of Bataan' und der gleich hinterher geworfene Bilderbuchbanger 'Nailed To The Cross' mit seinem hochsoliden und leicht zugänglichen, infektiösen Songwriting geben einen guten repräsentativen Querschnitt des Albums ab. Instrumental ist alles im silbern glänzenden Bereich: fette, knackige Riffs ('Vendetta', 'Futile Rebellion', der gekonnte Rausschmeißer 'Warlord', etc.), die zweckmäßigen zweistimmigen Melodien, die hier als Gegenpunkt oder Begleitung zu den treibenden Rhythmusgitarren nicht fehlen dürfen ('Metal Alliance'), "tighte" Schlagzeugarbeit -sofern ich das als Drum-Laie beurteilen kann- und Sänger "DRZ"s passendes Organ verschmelzen zu einem erfreulichen Ganzen, das schön abgerundet und mit gleichermaßen Zeit, Können und Herz zusammengeflossen zu sein scheint. Lediglich der zuletzt erwähnte Gesang von Herrn Z hindert die Musik ab und an (und nach längerem Hören) daran, in eine höhere Liga der nostalgischen Genugtuung aufzusteigen. So relativ markant und passend dieser auch sein mag, könnte er im Großen und Ganzen etwas variabler und energiegeladener sein. Beabsichtigte Ausflüge in Richtung Epicness und Emotion treffen hier gehört an einigen Stellen auf die undurchdringlichen Barrieren, die scheinbar um die gleichförmig mittellagige Stimme von Z aufgeschlichtet wurden.
Gleichfalls wäre noch der Einsatz von Gastsängerin Julia Badescu anzumerken, welche zuerst bei 'Futile Rebellion' im Refrain kurz aushilft und schließlich eine Rampenlichtposition beim ruhigeren, power-balladesken 'Raining Fire' einnimmt. Ebenso wie bei Dr. Z ist auch hier meine Kritik, dass die gute Frau an sich eine schöne und adequate Stimme hat, aber auch die Neigung besitzt, etwas zahnlos aus den Lautsprechern zu robben. Dies trifft mehr auf 'Futile Rebellion' als 'Raining Fire' zu, den in letzterem zeigen sich doch mit zunehmender Spielzeit gewisse Momente der Brillianz und eine simple Schönheit in ihrer Performance. Die gemächliche Nummer ist an sich nichts Besonderes und zieht ihre altgedienten simplen gedämpften Akkordprogressionen und Soloeinsprengsel durch ohne vollkommen zu beeindrucken, aber dies auch ohne durch puren nichtssagenden Selbstzweck die Skip-Taste in den Augen des Hörers subjektiv mit Neonröhren einzurahmen. Julias Gesang stellt einen netten Bonus dar und macht aus dem erschöpften Konzept eine nette kleine Nummer, die niemanden wehtut, gern erklingen darf, aber auch mit etwas mehr Biss zu Höherem fähig gewesen wäre.
Allgemein zielt "Prisoner Of The Mind" eher auf wuchtig einschlagende Riff-basierten Traditionsstahl ab und weniger auf detailverliebtere Spielarten, ohne jedoch deswegen gleich ganz auf Melodie zu vergessen. Die Scheibe hinterlässt den Konsumenten nach der ersten Runde angenehm geistlos befriedigt und schafft es nach mehreren Durchläufen an Schmackhaftigkeit zuzunehmen. Sind die Lieder erst einmal in ihrer zufriedenstellenden Formelloyalität im Hirn, macht sich schnell Spaß breit. Heavy Metal im wahrsten Sinne der beiden Wörter, ein vorhersehbar rezepttreues Produkt, teilweise -zugegeben hochsolide- Fabriksware, aber auch an manchen Ecken und Enden tüchtig handgestrickt. Hörbar und auch hörenswert. Und zweiteres definitiv nicht nur für Sammelsüchtige und Diehard-Traditionalisten.
Anspieltipps: 'Nailed To The Cross', 'Vendetta', 'Futile Rebellion', 'Warlord'
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Daniel Wimmer