HELVETETS PORT - Exodus To Hell
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2009
Mehr über Helvetets Port
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Pure Steel/Twilight
- Release:
- 02.10.2009
- The Shogun
- Killers In The Sand
- Dying Victim Of The City
- Helvetets Port
- Diamond Claw
- Fly By Night
- Killed By A Reaper
- Huvudiös Gestalt
- Djävulens Triangel
- Exodus To Hell
- Swing The Studded Mace
- Heavy Metal Night
- Hardrockens Förkämpe
Traditioneller Stahl zwischen NWoBHM und Teutonensound, zwischen Sympathie und Dilettantismus.
Wenn eine traditionelle junge Metalband aus Schweden von unseren Soundcheckern die bisher mit Abstand schlechteste Durchschnittsnote verpasst bekommt, obwohl durchaus ein großer Teil des Teams an sich genau auf diesen Stil steht, dann bedarf dies einer näheren Betrachtung. Saßen die Herren Redakteure kollektiv auf ihren Lauschern, oder hat die Band es wirklich verdient, so dermaßen abgewatscht zu werden? Nun, die Frage ist zwar eindeutig, aber trotzdem gar nicht so leicht zu beantworten. An sich spielen die Torwächter der Hölle nämlich einen Stil, der mir ziemlich gut reinläuft und ich möchte sie so gerne gut finden: Wir hören starke NWoBHM-Einflüsse und einen sehr warmen Gitarrensound, einen naiv-unbekümmerten Enthusiasmus, simple und eingängige, aber doch schöne Melodien und bei Stücken wie 'Killers In The Sand' oder der Bandhymne auch Hooklines, die mich an meine alten Schwabenland-Favoriten von STORMWITCH oder GRAVESTONE erinnern.
Wo ist also das Problem? Nun, wenn der Dilettantismus in vielen Punkten einfach so eklatant und offensichtlich ist, dass er selbst Leute mit riesiger Rumpeltoleranz offensiv anspringt, dann ist halt auch wieder Schluss mit lustig. Das fängt bei vermeintlichen Kleinigkeiten wie dem Titel des ein wenig gen TOKYO BLADE schielenden Openers an: Der japanische Heerführer Shōgun ist eben einfach kein exhibitionistischer Waffensammler, weshalb man ihn auch nicht 'Show Gun' ausspricht. Das lässt sich auch nicht als schwedischer Akzent oder entschuldbare Sprachschwierigkeit abtun, sondern die Band hat sich einfach nicht die Mühe gemacht, sich zu informieren, wie sie das Wort auszusprechen hat. Das dauert in Zeiten der modernen Kommunikationstechnologie keine zwei Minuten und das entsprechende Versäumnis wirft die Frage auf, wie ernst eine Band ihre Musik nehmen kann, wenn selbst das zu viel verlangt ist.
Die nächsten - und leider gravierenderen - Probleme begegnen uns beim Gesang: Der Herr Witchfinder hat an sich eine sehr angenehme und weiche Klangfarbe in der Stimme, aber was er von sich gibt, klingt oft entweder unintendiert schief, seltsam staksig oder einfach sinnlos überdreht. Dieser unbeholfene Eindruck setzt sich leider auch im kompositorischen Bereich nahtlos fort. Die Band hat etliche coole Riffs, eingängige Refrains und auch sehr schöne Hooks im Gepäck, aber die Songs haben schlicht keinen Fluss und keinen Groove. Es fehlen schlüssige Übergänge zwischen den einzelnen Passagen der Stücke, vieles wirkt zusammengestupft und holprig, was sich mit zunehmender Spieldauer des Albums immer verheerender auswirkt.
Warum gibt es von mir dann mit sechs Punkten doch noch eine mittelmäßige Note und keinen Totalverriss wie bei diversen Kollegen? Nun, ganz einfach: Das Debütalbum von HELVETETS PORT klingt bei allen technischen Mängeln doch ein Stück weit lebendig und spontan, was es schon mal eine knappe Meile über einen guten Teil der steril produzierten und kalt vermarkteten Industrieprodukte der aktuell angesagten Trends erhebt. Die musikalischen Aussetzer sorgen trotz gewisser Schmerzen im Gehörgang auch für ein Schmunzeln und für die Erkenntnis, dass die Jungs von HELVETETS PORT auf jeden Fall eine Sache sympathisch macht: Sie trauen sich trotz der unüberhörbaren Schwächen, derer sie sich selbst einfach bewusst sein müssen, an die Öffentlichkeit. Trotzdem reicht es ganz eindeutig nicht für eine Kaufempfehlung meinerseits.
Anspieltipps: Killers In The Sand, Helvetets Port
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle