HER ENCHANTMENT - Darkest
Mehr über Her Enchantment
- Genre:
- Melodic Death Metal
- Label:
- Burning Star / SX-Distribution
- Release:
- 01.12.2005
- The Long Defeat
- Lakes Of Sorrow
- Castle Of Indolence
- Bless For Me
- Darkest
- Resurrection
- Lacrimae Mundi
- Cloak Of Despair
- Imposed Disorder
- Rahasia Spirits
Scheinbar machen stereotype Vorurteile auch vor Schreiberknechten nicht Halt. So war ich doch eher skeptisch, als ich hörte, dass HER ENCHANTMENT aus den Niederlanden kommen und sich ein gemischt-geschlechtliches Duo den Gesang teilt. Zu viele weich gespülte und kommerziell ausgerichtete Truppen mit eben diesen Attributen haben mich in letzter Zeit gelangweilt. Doch Kommando zurück. HER ENCHANTMENT passen überhaupt nicht in das Klischee vom holländischen Gothic Metal. Dazu ist das Sextett viel zu heftig unterwegs und obwohl sich Richard Noordzijs Growls und Lucy Straates klarer Gesang abwechseln, haben wir hier nicht das überstrapazierte "Die Schöne und das Biest"-Spielchen wie sonst so oft.
Das Grundgerüst der Musik von HER ENCHANTMENT würde ich eher im schwedisch beeinflussten, melodischen Death Metal sehen. Dazu kommt aber auch ein guter Schuss Thrash, etwas melodischer Power Metal und auch der eine oder andere angeschwärzte Black-Metal-Unterton ('Cloak Of Despair'). Das alles vermengen die sechs Musiker aus unserem Nachbarland zu einer schlüssigen und gefälligen Mischung, die schon nach wenigen Hördurchläufen gut zündet und Laune macht. Gerade die Gitarrenharmonien von Teun und Dave wissen zu fesseln und vor allem ist vom starken Opener 'The Long Defeat' an klar, dass die Niederländer keinen überflüssigen Keyboardkleister nötig haben, um gute Melodien und düstere Atmosphäre miteinander zu verknüpfen. Diese findet sich auch im epischer und melodischer ausgerichteten 'Lakes Of Sorrow'. Ein weiteres Plus ist die Vielseitigkeit in Richards Stimme, die von tiefen Growls über heißeres Keifen bis hin zu sonorem Klargesang alles abdeckt. Sie steht zu Lucys Gesangsbeiträgen teilweise im Kontrast, an anderer Stelle ergänzen sich die beiden jedoch schön zu einem harmonischen Gesangsduo. Für diese gesanglichen Leistungen ist ebenfalls das bereits genannte 'Cloak Of Despair' ein Paradebeispiel. Einige nette Farbtupfer hat die Scheibe auch zu bieten, etwa wenn bei 'Imposed Disorder' eine Menge fett rockender Grooves und Riffs vom Stapel gelassen werden oder wenn bei 'Bless For Me' und 'Rahasia Spirits' der Thrash-Hammer kreist.
So ist im Prinzip einiges im grünen Bereich und ich darf HER ENCHANTMENT ein durchaus gelungenes Debütalbum attestieren, das handwerklich kaum Wünsche offen lässt, Klischees gekonnt umschifft und sich erfolgreich um Vielseitigkeit bemüht. Das einzige was mir in kompositorischer Hinsicht ein wenig fehlt, sind wirklich große Hooks, die dafür sorgen würden, dass sich die Songs im Hirn eingraben. Das gelingt der Band bisher eben nur ganz vereinzelt - am besten noch bei 'Castle Of Indolence', das wirklich sehr eingängig geraten ist. Dazu sollte auch der Sound in Zukunft etwas differenzierter sein. Hier geht doch noch einiges an Feinheiten unter. Der Gesamteindruck stimmt dennoch und "Darkest" zeigt das Potential der Band. Beim nächsten mal noch ein bisschen mehr Individualität und Prägnanz, und der melodische Death Metal hat einen neuen Hoffnungsträger.
Anspieltipps: The Longest Defeat, Castle Of Indolence, Cloak Of Despair, Imposed Disorder
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle