HER NAME IS CALLA - The Quiet Lamb
Mehr über Her Name Is Calla
- Genre:
- Elegie/ Bombast/ Postrock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Denovali Records / Cargo Records
- Release:
- 22.10.2010
- Moss Giant
- A Blood Promise
- Pour More Oil
- Condor And River
- Long Grass
- Homecoming
- Thief
- The Union I - I Worship A Golden Sun
- The Unio II - Recidivist
- The Unio II - Into The West
...und alles rundherum wird egal.
Letztens, vor drei Tagen, grauwettergeschädigt, habe ich meinen Desktop der kalten Dateibezeichnungen mit einer Landschafts-Photographie aus der Antarktis hinterlegt. So richtig weit, hoffnungslos und friedlich.
Unwillkürlich und sofort fällt mich beim Anblick dieser farblichen Schönheiten immer die Grausamkeit dieser Weite an, und auch die Vorstellung, dort ganz allein zu stehen mit der dann endlichen friedlichen Gewissheit, dass dem nicht zu entweichen ist. Schön, weil es um ein absolutes Wissen, um das nahe und unausweichliche Ende des Lebens ginge, schlimm, weil es nicht mehr dazu kommen kann, die Ästhetiken, die großen Momente der menschlichen Welt erleben zu können. Nie, nie und nimmer. Aus und vorbei. Was wollte ich nicht noch alles sehen und schmecken, vor allem aber hören...
Geschlagen, gestraft mit diesem Wissen, werde ich verstummt sein und niemanden und nichts zwischen getürmtem gefrorenem Wasser und rotblassem Licht wird das ganze Gedenke auch nur einen Tropfen interessieren. Die gar nicht so fatale Situation, die gedanklich immer wieder kehrt. Und dann wird darüber darunter auch noch dieses Album gelegt: "The Quiet Lamb" ist das, was ich getrost einen hundertfachen, persönlichen Soundtrack nennen kann. Jedes Mal ein anderer, jedes Mal treffend in die Wunden. So hilflos, schwach und seiner Wunden bewußt wie das Titel gebende Tierkind fühlst Du Dich als Hörer bei diesen Wunderwerken, Seelenstreichlern, Tränen. Eine Kombination von Freiheit, Schmerz, Insichgekehrtsein, Leben und Blicken in eine nicht mehr verständliche Umwelt.
Aber nie im schwülstigem Pathos ertränkt, ständig von David Lynch-Schwefeln durchsetzt, von Pianos, Violinen und einer Stimme getragen, die einhüllen, einmullen und schweigen lassen. soviel ist sicher - es wird eine Wiederkehr geben, das wird eine Platte für das restliche Leben, nach langer Einwirkungszeit die lange Nachwirkungszeit.
Wie Gedichte, in mühsamer Kleinstarbeit in eine auch musikalische Ausdrucksform gebracht, wallen 'A Blood Promise', 'Pour More Oil', wie ein Roman wirkt 'Long Grass' in seinen drei Teilen, genau wie auch offensichtlich die 'The Union'-Trilogie das Konzentrat einer ganzen Menge von ewigen, wilden und stillen Momenten gewesen sein muss.
'Long Grass' möge hier als Indikator, als würdiger Vertreter einer ganz grossartigen Musik stehen, die Gefühle, Seele und Zeitempfinden auf ganze menschliche siebzehn Minuten zusammenstaucht. Und dann noch ganze neunundfünfzig weitere Minuten Schönheit!
Mehr kann und sollte solche Musik nicht leisten. Juwel!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben