HERESIARCH - Edifice
Mehr über Heresiarch
- Genre:
- Death Metal/Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Iron Bonehead Productions
- Release:
- 12.04.2024
- Forged Doctrine
- Manifest Odium
- Noose Above The Abyss
- Gloryless Execution
- Tides Of Regression
- A World Lit Only By Fire
- Swarming Blight
- Mystic And Chaos
- Hubris And Decline
- Militate Pyrrhic Collapse
Beeindruckende Weiterentwicklung des eigenen Bandsounds!
"Die nächste War-Metal-Rezension? Wird das nicht langsam langweilig?" "Absolut nicht!", antwortet der Schreiber dieser Zeilen, denn vorliegende Band und vorliegendes Album ist weit davon entfernt, dem oft einheitlichen Gerödel vieler BLASPHEMY und SARCOFAGO-Epigonen zugeordnet zu werden. Wenn überhaupt, sind die grundlegenden Einflüsse der Neuseeländer eher bei CONQUEROR oder REVENGE zu finden, was man and der Debüt-EP "Hammer Of Intransigence" recht gut erkennen konnte. "Death Ordinance" war 2017 der erste Langspieler, der den Sound der vorherigen Veröffentlichungen ausbaut, indem beispielsweise atmosphärische Passagen eingebaut wurden, die das unerbittlich-kompromisslose Geballer auflockern. In den vergangenen sieben Jahren gab es dann zwei spannende Splits mit musikalisch ähnlichen gelagerten Bands aus Kanada und Sri Lanka, die ein gutes Standing der Band in der Nischenszene des War Metal zeigen, zumal "Death Ordinance" in einigen Kreisen fast als moderner Klassiker im Genre gehandelt wird. Der aktuelle Nachfolger "Edifice" ruht sich nun nicht einfach auf der Erfolgsformel aus, sondern zeigt eindrucksvoll, dass Weiterentwicklung noch immer möglich ist. Grob zusammengefasst: Die Band fokussiert sich immer mehr darauf, eine mitreißende Atmosphäre zu kreieren und setzt nicht nur auf stumpfes Geballer, das sowieso andere Bands in letzter Konsequenz besser beherrschen. HERESIARCH baut mit dem Zweitling ein Monument aus gnandenloser Aggressivität und majestätischen Melodien. Da, wo sich andere Bands immer wieder in den gleichen Geschichten über Lästerlichkeiten, Verstümmelungen und Ziegen wiederfinden, zeigen die Neuseeländer wie man über Cover und Lyrics ganz andere Akzente setzen kann, dabei aber kein Stück an Bedrohlichkeit verliert, sondern sogar hinzugewinnt.
Der knapp 40 Minuten andauernde Zerstörungsbolzen beginnt mit 'Forged Doctrine', das nach einem kurzen Intro direkt in die Vollen geht und insgesamt einen kompakten klassischen War-Metal-Track mit allerlei Tempovariation zwischen schnell, sehr schnell und hyperschnell bietet, wobei an der Stelle anzumerken ist, dass HERESIARCH hierbei immer einen stärkere Death-Metal-Schlagseite besaß, was sich hier zeigt. 'Manifest Odium' fungiert danach quasi als zweites Intro und ist von anschwelenden Spannungsbögen und schleppendem Schlagzeug geprägt. Der epische Charakter von "Edifice" wird in diesem Song auch zum ersten Mal angedeutet, während er in 'Noose Above The Abyss' offenbar präsentiert wird. Jener Song wechselt gekonnt vom Up- ins Mid-Tempo, nur um zum Ende in einen sehr melodisch-atmosphärischen Part überzugehen, der den ein oder anderen Hörer wohl überraschen könnte. Mit 'Gloryless Execution' ist der Band dann ein Death-Metal-Brocken gelungen, der zwischen Hektik und Groove alles hat und die perfekte Abwechslung vor den beiden folgenden 'Tides Of Regression' und 'A World Only Lit By Fire' darstellt, die zu den längeren Tracks dieser Scheibe gehören und auch die ihnen gegebene Zeit voll auskosten. Beide fangen mit eher ruhigen, episch-schleppenden Intros an und entladen sich dann in hochenergetischen Ausbrüchen, bauen im Laufe der Spielzeit aber immer wieder fast melancholische Gitarrenläufe ein und präsentieren insgesamt die Stärke des facettenreichen Songwritings auf "Edifice".
'Swarming Blight' überzeugt dann mit spannenden Soli und einem außergewöhnlichen, fast tanzbaren Groove-Part, den man so auf einem Album dieser Spielart nicht erwartet hätte, während das sehr kurze 'Mystic And Chaos' als absolutes Highlight der Bandgeschichte gewertet werden kann. Dissonante Gitarren spielen über hackendem Schlagzeug, nur um dann für wenige Takte von einem BLASPHEMY-Tribute-Groove-Moment unterbrochen zu werden. Jener kurze Passage wird bei jedem Genrefan für helle Freude sorgen, denn diese Verneigung vor den Legenden ist wirklich gelungen. In Sachen Epik gibt das Quartett in den letzten beiden Tracks nochmal alles, packt einen Männerchor aus, der für Gänsehaut sorgt und kann mit dem abschließenden 'Militate Pyrrhic Collapse' alle Finessen der vorherigen Tracks kombinieren, womit jener Rausschmeißer sogar an den des Vorgängeralbums herankommt.
"Edifice" sollte zuallererst Fans der Band vollkommen zufrieden stellen, auch wenn die Band einige Experimente wagt. Diese fügen sich aber nahtlos in das bisherige Schaffen ein und erweitern den Sound in bereichernder Weise. Auch wenn man sich mit diesem Album immer weiter vom klassischen War Metal entfernt, was auch durch den fetten Klang bedingt ist, ist der Zweitling als absolut gelungen zu bezeichnen. Wer sich nicht nur vorstellen will, wie eine Mischung aus INCANTATION, TETRAGRAMMACIDE und REVENGE klingt, der sollte "Edifice" unbedingt eine Chance geben. Das unglaublich geniale Coverartwork lädt darüberhinaus auch dazu ein, in einen physischen Tonträger der Neuseeländer zu investieren.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Kenneth Thiessen