HERETOIR - Nightsphere
Mehr über Heretoir
- Genre:
- Post Black Metal / Progressive
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Northern Silence Productions
- Release:
- 05.10.2023
- Sanctum - Nightsphere Pt. I
- Twilight Of The Machines
- Pneuma
- Glacierheart - Nightsphere Pt. II
- The Death Of Man
Musikalisch genial wie immer, doch mit ein paar Längen ...
Was bei anderen Bands die 2-Jahre-Formel ist, erstreckt sich bei den atmosphärischen Black-Metallern HERETOIR gerne einmal auf sechs Jahre. So ist selbige Anzahl von Sonnenumrundungen nämlich zwischen dem Erstling "Heretoir" und dem Nachfolger "The Circle" vergangen, und auch auf das Drittwerk "Nightsphere" mussten wir nun noch einmal genauso lange warten. Immerhin wurde die Wartezeit im Frühjahr von der "Wastelands"-EP verkürzt, doch auch ohne diesen Appetithappen wäre die Wartezeit in Ordnung, denn mit dem neuen Langspieler liefern die Bayern ein ausgefeiltes Konzeptalbum ab, das sich mit einer dystopischen Zukunft auseinandersetzt, in der sich die Kräfte der Natur gegen die Technologie durchsetzen müssen.
Zu solch einer epischen Geschichte passt der Sound von HERETOIR natürlich perfekt, denn auch zwölf Jahre nach dem Debüt schwelgt die, inzwischen zum Quartett herangewachsene, Band zwischen wunderschönen Melodien, getragener Dramatik und wilder Black-Metal-Raserei. Schon der Opener 'Sanctum - Nightsphere Pt. I" macht dabei schnell klar, dass HERETOIR inzwischen sicher im eigenen musikalischen Hafen angekommen ist. Es gibt kaum Experimente, sondern stattdessen weiß man inzwischen einfach, wo die eigenen Stärken liegen und nutzt diese nicht nur konsequent, sondern baut gerade das Händchen für herrlich melancholische Melodiebögen anno 2023 sogar noch einmal aus. Heraus kommen dabei fünf Kompositionen, die alle locker die 5-Minuten-Marke (oder teilweise sogar die doppelte Spielzeit) knacken und daher eher zum konzentrierten Genuss mit Kopfhörern einladen, anstatt als beiläufige Kost nebenher konsumiert zu werden.
Der eben bereits erwähnten Opener zeigt dabei eigentlich schon deutlich, wie stark HERETOIR heuer agiert, doch für mich ist es gerade das folgende 'Twilight Of The Machines', das mich so richtig abholt. Gerade die Melodien sind hier einfach nur wunderschön und laden geradezu zum Träumen ein. 'Pneuma' wirkt danach aber wie ein kleiner Bremsklotz, denn nicht nur namentlich erinnert die Nummer an TOOL und deren "Fear Inoculum"-Landreher, sondern bezieht mit präsentem Orchester und entrücktem Keyboard auch musikalisch Inspiration von den ruhigeren Momenten der amerikanischen Prog-Götter und lässt vereinzelt sogar an NINE INCH NAILS denken. Das Problem ist nur, dass die Nummer deutlich zu lange geraten ist und mich zumindest massiv aus dem Hörgenuss reißt. So muss ich mich mit 'Glacierheart - Nightsphere Pt. II' erst erneut warm hören, um mich wieder in den Tiefen der konzeptuell gelungenen Story zu verlieren. Dass 'The Death Of Man' die Platte schlussendlich wieder mit einem instrumentalen Zwischenspiel beendet, stößt bei mir auch nicht unbedingt auf Gegenliebe.
Klar, ein Konzeptalbum braucht solche Songs und kann eher noisige Klanglandschaften zwischendrin vetragen, doch beinahe ein Viertel der Spielzeit nur mit Zwischenspielen zu verbringen, erscheint mir dann doch etwas übezogen. Gut, dass "Nightsphere" ansonsten musikalisch auf ganzer Linie überzeugt, weshalb es am Ende auch, trotz der zwischenzeitlichen Längen, zu acht Punkten und einer klaren Kaufempfehlung für alle HERETOIR-Fans reicht.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs