HERMANN - Prinzhorn Kolloquium
Mehr über Hermann
- Genre:
- Black / Death Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Raddatz Records
- Release:
- 20.06.2015
- Inthron
- Reisssen
- Schnee Fault
- Heroin Für Titanen
- Opak - Blind - Bersten
- Blutrost
- Wundbrandt
32 Minuten Psychopathie!
Es gibt die These, die ich gar nicht so abwegig finde, dass die 40-Minuten-Marke von Alben nicht unbedingt geknackt werden muss, da bei kürzeren Alben deutlich weniger Ballast an Bord ist. HERMANN aus Berlin scheint diese Regel auch beherzigt zu haben und wuchtet uns mit "Prinzhorn Kolloquium" einen düsteren, schweren, sperrigen 32-minütigen Hassklumpen in die Wohnzimmer. Für den Sonntagnachmittags-Kaffee mit Tante Käthe dürfte das Debüt des Trios aus der Hauptstadt genauso wenig geeignet sein wie für zart besaitete Gemüter mit einem höheren Sinn für Ästhetik.
Schwarz, schwer verdaulich und düster dröhnt das "Prinzhorn Kolloquium" aus den Boxen. Kurze Recherche bei Wikipedia ergibt, dass es sich bei Prinzhorn um "ein Museum für historische Werke aus psychiatrischen Anstalten sowie von Psychiatrieerfahrenen heute" handelt. Und hier passt der Titel wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge zur Musik und den Texten, die verstören und verwirren. Dass bei HERMANN in erster Linie Musiker an Bord sind, die ihr Handwerk verstehen, wird direkt beim ersten Blastbeat von 'Reisssen' (ja, wirklich mit drei 's') deutlich. Gefangene werden vom ersten Takt an nicht gemacht. In den langsameren, schwereren Momenten erinnert "Prinzhorn Kolloquium" stellenweise an TOTENMOND, während bei Uptempo-Passagen Bands wie DARKTHRONE oder NACHTMYSTIUM Pate gestanden haben dürften und gelegentlich auch mal etwas Crust- und Punk-Attitüde a la ANTISECT durchschimmert.
Die sechs Songs (zuzüglich eines Intros) kommen direkt auf den Punkt, jeder überflüssige Ballast wurde abgeworfen ohne dabei zu über-simplifizieren und den Riffs den Raum zur Entfaltung zu nehmen. Insgesamt legt die Band vom Cover über den Sound bis hin zum Songwriting hier ein Paket vor, bei dem alles stimmig ist. Wie gesagt: Ästheten lassen lieber die Finger weg, alle anderen – Fans der zuvor genannten Bands an erster Stelle – sollten zugreifen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Ben Kettner