HIDEOUS DIVINITY - Unextinct
Mehr über Hideous Divinity
- Genre:
- Brutal/Technical Death Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Century Media Records
- Release:
- 22.03.2024
- Dust Settles On Humanity
- The Numinous One
- Against The Sovereignity Of Mankind
- Atto Quarto, The Horror Paradox
- Quasi-Sentient
- Hair, Dirt, Mud
- More Than Many, Never One
- Der verlorene Sohn
- Mysterium Tremendum
- Leben ohne Feuer
Brutal, technisch, episch!
Italien beglückt uns allzu oft mit feinstem technisch-brutalen Death Metal, der nicht nur den Schreiber dieser Zeilen begeistern kann. DEVANGELIC und PUTRIDITY waren es beispielsweise im letzten Jahr, während mit HOUR OF PENANCE und HIDEOUS DIVINITY zwei weitere Schwergewichte dieser Richtung mit neuem Material daherkommen.
Fünf Jahre nach "Simulacrum" ist es bei zweiteren nun mit dem insgesamt fünften Langspieler soweit. "Unextinct" setzt die Reise des Vorgängers fort und setzt auf eine gewisse Epik, die im Vergleich zur gediegenen Brutalität, die immer noch Hauptmetier des Quintetts ist, eigentlich nie kitschig oder aufgesetzt wirkt. So hat man mit 'The Numinous One', 'Atto Quarto, The Horror Paradox' und 'Leben ohne Feuer' (keine Ahnung, wie sich die deutschen Titel in die Tracklist geschlichen haben!) drei für Genreverhältnisse Longtracks auf der Scheibe vertreten, die genau dies zeigen. Man ist in hohen Tempi unterwegs, durchbricht die Songstrukturen aber immer wieder mit abrupten Breaks, die eine ganz eigene Dynamik kreieren. Kompositorisch setzt man damit Akzente und zeigt, wie viele Möglichkeiten man sich in diesem Genre offen halten kann. 'The Numinous One' zeigt dies auch durch eine nach Black Metal klingende Passage zum Ende des Songs. Meine insgeheime Hoffnung, dass sich das Konzept dieser epischen Black-Metal-Passagen nicht durch das komplette Album zieht, wie es beispielsweise beim Großteil der modernen Deathcore-Bands der Fall ist, wird in der Folge sogar erfüllt. Klar ist, dass die Band mehr als Genrekollegen auf Black-Metal-Einflüsse setzt, jedoch wird glücklicherweise nicht in jedem Song eine epische Passage nur dadurch definiert, dass man irgendwelche melodischen Black-Metal-Leads spielt. Die Jungs sind hier einfallsreicher und müssen sich diesem stumpfen Konzept gar nicht erst hingeben, um eine interessante und mitunter auch mitreißende Atmopshäre zu kreieren. HIDEOUS DIVINITY klingt für die stilistische Grundausrichtung auch wenig nach Tod, Verrottung und Verfaulung, wobei es wohl nie Ziel der Band war, diese Assoziationen beim Hörer hervorzurufen.
Insgesamt stellen sich beim Hören von "Unextinct" aber gewisse Längen ein. So sind die meisten Bands mit 51 Minuten im Genre des Brutal/Technical Death Metal meist nicht gut beraten, außer man kann mit außerordentlich gut ausgearbeiteten Ideen glänzen. Versteht mich nicht falsch, HIDEOUS DIVINITY geht absolut nicht dilettantisch zu Werke. Alle Songs haben Hand und Fuß und sind songwriterisch top umgesetzt. Jedoch hätte man letztendlich auf die eine oder andere zusätzliche Idee verzichten können, um das Werk auf etwas weniger Laufzeit einzudampfen. Größter Störfaktor ist dabei auch der Sound, der zwar transparent und klar ist, aber am Ende einfach zu überproduziert klingt. Ich denke da immer wieder an die letzte SUFFOCATION, die auch in ähnlicher Weise recht steril produziert wurde, wobei die Songs im Falle der Amerikaner live ziemlich gut rübergebracht wurden. Im Vergleich habe ich bei den Italienern auch das Gefühl, das auf "Unextinct" allerlei Atmosphäre-kreierende Gitarren, Keyboards oder Effekte mitlaufen, die irgendwie in jedem Song mitschwingen und fast nie wirklich die pure Death-Metal-Gewalt alleine dastehen lassen. Natürlich kann man damit eine sich durch das komplette Album durchziehende Stimmung heraufbeschwören, aber epischer Death Metal kann auch ohne derartige Additionen im Sound gespielt werden.
Nochmal, es soll nicht der Anschein erweckt werden, dass der Fünfer seine Instrumente nicht beherrscht und deshalb im Studio tricksen müsste. Nein, technisch sind die Jungs über jeden Zweifel erhaben. Doch bevorzuge ich eher den basischeren Sound, den die Band noch auf "Obeisance Rising" (2012) oder "Cobra Verde" (2014) bot. Wer auf der anderen Seite dann doch lieber HIDEOUS DIVINITY episch und mit einigen spannenden Black-Metal-Einflüssen gespickt mag, wie es auch schon auf dem Vorgänger der Fall war, der wird "Unextinct" lieben, da hier diese Art des modernen Death Metal fast in Perfektion ausgeführt wird. Als Anspieltipp, der das Album gut zusammenfasst, kann 'Mysterium Tremendum' genannt werden, der auf der einen Seite ultraschnell und auf der anderen Seite abwechslungsreich und sogar fast melodisch-episch daherkommt. Brutal in vielen Geschwindigkeitsabfahrten und plötzlichen Breaks, technisch im spannenden Riffing und für Genreverhältnnisse fast episch im Songwriting. Das zeichnet HIDEOUS DIVINITY auch 2024 aus, womit man den Genrekollegen HOUR OF PENANCE, bei denen Gitarrist Enrico Schettino übrigens bis zur Gründung von HIDEOUS DIVINITY aktiv war, ein ordentliches Brett vorgelegt hat, dass erst einmal überboten werden muss.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Kenneth Thiessen