HIMINBJORG - The Fall Of Valhalla
Mehr über Himinbjorg
- Genre:
- Black Metal/Pagan Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Adipocere Records
- Release:
- 12.09.2024
- Brother Sequane
- The Pathetic Men Show
- Dogma
- Architecture Of Annihilation
- The Fury Talk
- My Last Journey
- Threshold
- Tribeless Child
- The Colour Of Truth
Die Raben sind zurück.
Das Intro 'Guided by the Stars' des Albums "In The Raven's Shadow" (aus dem Jahr 2000), mit den knarrenden Tauen in einem düsteren Hafen, krächzenden Raben und bedrohlich wogenden Wellen, war mein Erstkontakt mit der französischen Band HIMINGBJORG. Ich war begeistert. Das Album blieb archaisch, dunkel, rauschend, gemein und verführerisch. Die Kombo veröffentlichte danach noch einige CDs, es gab Huldigungen an DIMMU BORGIR, mehr Opulenz und Stimmungswechsel und zuletzt gar ein Akustikwerk mit Frauengesang, doch immer blieb dieser für Bands aus Frankreich so charakteristische naturnahe Unterton, sozusagen eine Reise über den Charon, überwölbt von zerklüfteten Felsformationen und dräuenden Wolkengebirgen.
Was wird uns nun mit dem neuen Opus "The Fall Of Valhalla" erwarten? Der Opener 'Brother Sequane' überrascht mit Growls, die man eher Wikingern zutrauen würde, wenn sie etwas ergrimmt und strengen Ernstes von den Ahnen erzählen. Die sanfte, uns von allen Alben wohlbekannte Stimme führt in ruhigere Gefilde. Und wieder variieren die Mannen um Zahaa ihren Stil. Nach der Hälfte des Songs setzt er seine sehr rauen Black Metal-Vocals ein. Findet hier eine Beschwörung statt vor dem Teufelsriff vor Innsmouth? 'The Pathetic Man Show' bleibt in gemächlichem Tempo, die Gitarren sensen nicht, sie verbleiben in melodischen, übersichtlichen Tonlagen, repetitiv, halten die dunkle Atmosphäre. Gute Laune geht anders, trotz der hellen Leads, die den Song umranken.
In 'Dogma' geht es zur Sache wie Ende der Neunziger: das Hackebeil wird geschwungen, begleitet von gutturalem Gesang. Bei dieser Musikform haben Core, Prog und andere Stile nie stattgefunden, nur das Post-Genre meldet sich bisweilen. Death, Black, Pagan und Viking-Folk bilden die typischen Zutaten. Es scheint, als versuchte HIMINGBJORG unbedingt, monoton und klappernd zu tönen, Wiederholungen und schiefe Licks muss der Hörer abkönnen, wenn er das Liedgut auf sich wirken lässt. 'Architecture Of Annihilation' verbleibt in poltrigen Sounds, es ist schon sehr eigenwillig, was uns die Band da auftischt. Hier kommt sogar ein kurzes Solo, um die Wolken milde zu stimmen. Böses Gelächter lässt uns den Hoodie fester um die Schultern ziehen und das Kettenhemd straffen.
'The Fury Talk' erinnert mich vom Gerausche stark an das oben erwähnte Zweitalbum, die Produktion ist Garage pur. Schlagwerk tackert, die tiefe Grollstimme dominiert im Grunde alle Tracks. Man muss in der Phantasie schon gerne einmal von einem Bootchen in den schwarzen See springen wollen, einen Plastikritter opfern oder Sterne beschimpfen, sonst ist man für diese Prozession, diese Hinwendung zu uralten Göttern nicht geeignet. Besonders gut ist die Band dann, wenn sie den Faden von einst fortspinnt. 'My Last Journey' gibt uns die Pause, die wir benötigen, Ritual hin oder her, die Pausenstulle muss verzehrt werden. Die gesprochene Passage wiegt uns in Sicherheit, doch nur kurz, obwohl hier der zweite Part nicht ganz so beklemmend daherkommt wie seine Brüder und Schwestern vorher. Hier und auch vorher schon hat es den Anschein, dass HIMINGBJORG die Songs zu früh beendet - derartige Kompositionen könnten aus Atmosphäregründen locker um die acht Minuten aufgebaut werden.
'Theshold' eröffnet mit Flüsterstimme und knarzigem Riffing, nun werden die Schränke verschoben und die Geheimtür geöffnet, es geht nun flott zur Sache, die Treppen hinab in die Unterwelt. 'Tribeless Child' zeigt, Zahaa mag 4/4-Takt und rockige Allüren sind ihm nicht fremd. Seine Heldenstimme könnte öfter kommen, denn die ist wirklich gut, unprätentiös und unkitschig. Pure Melancholie, die Decken sind schwarz, der Lehnstuhl in der hinteren Ecke seit 200 Jahren nicht benutzt, eine Zeitung von 1876 liegt auf dem gesprungenen Holztisch. 'The Colour Of Truth' beendet den Ritus. Auch hier greifen die Franzosen auf einfaches Riffing und den beschwörenden Singsang in Grollmoll zurück. Dieses lange Finale gefällt mir besonders gut gut. Hier stimmt die Überlänge, der Aufbau, die Breaks sitzen, ein Part schmettert fanfarenhaft, eine dunkle Fee spricht magische Worte, der Ausklang gemahnt sogar hauchzart an IRON MAIDEN. Verschroben, individualistisch, schräg.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Matthias Ehlert