HIRSCH EFFEKT, THE - Gregær
Mehr über Hirsch Effekt, The
- Genre:
- Progressive / Artcore
- Label:
- Long Branch Records
- Release:
- 26.03.2021
- Natans (Orchestral Version)
- Domstol (Orchestral Version)
- Kollaps (Orchestral Version)
- Gregær (Orchestral Version)
Quadratisch, klassisch, gut.
Hirsche-Fans der ersten Stunde dürften sich über dieses kleine Zwischenschmankerl des Hannoveraner Artcore-Trios freuen: Neben der neuen Single 'Gregær' wurden auf der gleichnamigen Kurzspielplatte mit 'Natans', 'Domstol' und 'Kollaps' drei Stücke von den letzten beiden THE HIRSCH EFFEKT-Alben neu und orchestral untermalt aufgenommen. Ein passender Brückenschlag in die Vergangenheit der Band, als die Niedersachsen noch verstärkt mit Elementen klassischer Musik arbeiteten.
In der Zwischenzeit haben Härte und Metal im Sound der Genrevorreiter deutlich an Gewicht gewonnen, dennoch ist der musikalische Beitrag der Studiogäste nicht bloß schmuckes Beiwerk: Die drei bekannten Nummern wurden komplett neu eingespielt; dabei hat die klassische Untermalung die gleiche Gewichtung erhalten wie die Grundinstrumentierung der Truppe. Sympathisch ist, dass die Songs nicht 1:1 nachgespielt wurden, sondern an der einen oder anderen Ecke von den Originalen abweichen dürfen. Besonders in Sachen Gesang wurde noch eine Spur abgedrehter gearbeitet wie auf den Albumversionen; vor allem fallen dabei einige Backgroundgesangseinlagen auf, die neu hinzugefügt wurden und zusammen mit den Orchesterinstrumenten dem HIRSCH EFFEKT-Sound einen jazzigen, improvisatorischen Anstrich verabreichen. Die drei Neueinspielungen sind also mehr als bloßes Füllwerk.
Gespannt durfte man aber vor allem auf den neuen Song 'Gregær' sein. Auch das neue Stück wurde direkt orchestral mituntermalt, liegt mit fünfeinhalb Minuten im Durschnitt eines Hirsche-Songs, fällt aber vor allem in Sachen Tempo und Instrumentalarbeit wieder herrlich hektisch und abgedreht aus. 'Gregær' beinhaltet Anteile aus jeder Phase der Bandentwicklung: punkiges Vorwärtspreschen, ruhige, subversiv-angespannte Phasen, die Steigerung zu einem hymnischen Refrain hin, der nur nicht ganz so packend zündet wie seinerzeit 'Agnosie' oder 'Fixum', und eine gewisse metallische Geradlinigkeit. Inhaltlich geht es offenbar um Verschwörungstheoretiker und Wissenschaftsskeptiker, wie gehabt mit einem latenten Hang zu gewitzter Vorschlaghammerironie.
Unterm Strich also eine erfrischende Zwischeneinlage und Corona-Pausenarbeit, ehe uns das Trio hoffentlich bald wieder mit Live-Musik und dem nächsten Langspieler versorgen kann.
- Redakteur:
- Timon Krause