HIS WITNESS - Kingdom Come
Mehr über His Witness
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Retroactive Records / Music By Mail
- Release:
- 26.09.2008
- Everlasting Life
- Kingdom Come
- Last Days
- Jesus Heals
- Call On Him
- Guard Your Heart
- Pick Up Your Cross
- Jesus Died For You
- Love Of God
- Party's In Heaven
Den Ötzi der Rockmusik kann ich hier vorstellen, ein Wesen, das längst gestorben ist und wieder zum Vorschein kommt, nachdem Eislagen und Modewellen gekommen und gegangen sind. Die christliche Band HIS WITNESS nahm 1988 ihr Album "Kingdom Come" auf, das abgesehen von ein paar auf Konzerten verkauften Kassetten nie an die Öffentlichkeit gelangte. Beim Ausmisten der heimischen Garage wurden die Originalbänder wiedergefunden, und nun haben Sänger Ken Redding und Bill Menchen von SEVENTH POWER, der als Gastmusiker mitgewirkt hatte, eine späte Veröffentlichung erreicht. Ich sollte mal meinen Keller aufräumen.
Beim zwanzigjährigen Herummodern ist die Soundqualität natürlich nicht besser geworden, und der Eindruck, die Musik durch eine geschlossene Tür zu hören, ist nicht zu leugnen. Musikalisch war bei HIS WITNESS melodischer Heavy Metal angesagt. Auch wenn die Band sich auf dem Foto im Beiheftchen im typischen Hair-Metal-Stil der damaligen Zeit präsentiert, gibt es hier wenig Schmalz. Eine stramme Härte, die an britischen Metal erinnert, mit satten Gitarren dominiert.
Das eingängige 'Everlasting Life' eröffnet mit treibenden Gitarrenlinien. 'Guard Your Heart' bietet nette Soli, während 'Jesus Died For You' mehr rifft und 'Pick Up Your Cross' von Druck und Drums geprägt ist. Gerade die Leadgitarren hätten eine bessere Klangqualität verdient. Mit dem Siebenminüter 'Love Of God' ist auch eine ruhigere, teilweise akustische Nummer vertreten. Schwachpunkte sind das gequält lockere 'Party's In Heaven', das zum Schluss in pathetischem Sprechgesang gipfelt, und der Bluesrock 'Jesus Heals', bei dem man offenbar nach 'Lovin', Touchin', Squeezin'' von JOURNEY geschielt hat; Blues sollte man wirklich nur dann spielen, wenn man es kann.
Bleiben die Texte: Ich bin kein Gegner christlicher Rockmusik, und grundsätzlich ist es ja zu begrüßen, wenn eine Band mehr zu sagen hat als "Let's have a Party, yeah yeah". Allerdings sollten sich einige White-Metal-Kapellen mal überlegen, ob eine Banalisierung ihrer Botschaft nicht kontraproduktiv auf ihr Anliegen wirkt. Wenn HIS WITNESS das Vater Unser als Text in der Unterhaltungsmusik verschleuderten, dürften sie Menschen auf spiritueller Suche wohl eher abgestoßen haben.
Das soll aber nicht das Urteil über die Musik beeinflussen; da liegt auf "Kingdom Come" guter Durchschnitt vor. Auf 80er-Jahre-Nostalgiker vermag der Staub, der auf dem Ganzen ruht, durchaus Charme auszuüben.
Anspieltipps: Everlasting Life, Guard Your Heart, Love Of God
- Redakteur:
- Stefan Kayser