HöYEM, SIVERT - Lioness
Mehr über Höyem, Sivert
- Genre:
- Melancholic Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Hektor Grammofon / Rough Trade
- Release:
- 29.01.2016
- Sleepwalking Man
- Fool To Your Crown
- Lioness
- It Belongs To Me
- My Thieving Heart (Featuring Mari
- V - O - I - D
- The Boss Bossa Nova
- Oh, Spider!
- The Riviera Of Hades
- Silences
Was macht man mit einer Löwin in der Nacht?
Ja, für viele ist das Ende von MADRUGADA immer noch traurig, aber jetzt, spätestens mit dieser Löwin steht Sivert Høyems Solo-Karriere für mich auf derselben Stufe. Schon das eindringliche "Endloss Love", welches das Verfließen der Liebe beinhaltete, war ein tolles Album, doch "Lioness" ist nochmal deutlich anders und noch besser. Høyem begibt sich hier in eine ganz deutliche Nähe zu großen alten, nordamerikanischen Songwritern wie Leonard Cohen, Roy Orbison und Bruce Springsteen und reduziert seine Musik dabei noch weiter auf nicht-elektronische Instrumente wie Gitarre und echte Streicher. Was nicht heißt, dass wir es hier mit einem Akustik-Album zu tun haben, denn die Instrumentierung ist teilweise immer noch aufwändig und hat viele Ebenen. Es ist nur, dass auf "Lioness" noch mehr als zuvor versucht wird, sich bei den Songs auf das Feeling zu fokussieren und nicht auf die Einhaltung eines Stilrahmens. So sind hier zehn mal düster-romantische, mal aber auch verschmitzt lächelnde Goldstücke entstanden, die zwar im Album-Kontext besonders viel Spaß machen, jedoch auch einzeln absolut für sich stehen.
Thematisch ist "Lioness" subsummierend eine Ode an die Schönheit der Nacht. Schlafen und Träume spielen da natürlich eine große Rolle, aber auch andere Dinge, die die Nacht zur schönsten Tageszeit machen. Ich sag nur 'Lioness' ("You are, you are my lioness and I am truly blessed to be your willing plaything"). Passend zum Thema müsste eigentlich nicht extra erwähnt werden, dass die ganze Musik - getragen von Høyems tiefer Bariton-Stimme - eher nicht die Stimmung trägt, die der ROY-ORBISON-Vergleich (wer kennt die Schnulze 'Only The Lonely'?) vermuten lässt. Høyems Musik geht schon tiefer, ist dunkler, ja, eben nächtlicher. LEONARD COHEN funktioniert da schon eher, vor allem bei 'It Belongs To Me', welches jedem eine Gänsehaut verschaffen sollte, der Tracks wie 'Suzanne' oder 'Bird On The Wire' verehrt. Das Duett mit Marie Munroe bei 'My Thieving Heart' dagegen erinnert an große Momente von Lee Hazlewood und Nancy Sinatra ('Summer Wine' anyone?) und 'The Riviera Of Hades' könnte eine Ballade von Johnny Cash sein . Ja, "Lioness" ist eine große Hommage an ganz alte Helden, ohne jedoch zu einer Minute "retro" zu klingen. Im Gegenteil, die Moderne lebt nicht nur in der tollen, vielschichtigen Produktion. Ein 'Oh, Spider' geht in Richtung (gute) COLDPLAY und die eine oder andere R.E.M-Assoziation darf man hier auch gerne haben. "Lioness" ist demnach ein tolles, ein spannendes, ein herzzerreißendes Album, das wunderbar in der Winterzeit funktioniert. In einer schwülen Sommernacht wird es das aber auch tun. Top!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Thomas Becker