HOLYHELL - Apocalypse (EP)
Mehr über HolyHell
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Magic Circle Music / SPV
- Release:
- 23.03.2007
- Apocalypse
- Resurrection
- Phantom Of The Opera (Live)
- Last Vision
- Electronic Press Kit (Video)
- The Phantom Of The Opera (Live / Video)
Joey DeMaio ist ein guter Geschäftsmann, und dass er für sein Label Magic Circle auch eine Band braucht, die den von ihm so sehr verehrten episch-bombastischen Metal mit dem derzeit so gefragten weiblichen Gesang kombiniert, war irgendwie abzusehen. Doch wäre es ziemlich unfair, HOLYHELL darauf zu reduzieren, dass sie ein Designerprodukt wären, um eine Lücke im Raster kommerziell lukrativ zu schließen. Dazu klingt die Truppe um die ausdrucksstarke Sängerin Maria Breon nämlich nicht genug nach NIGHTWISH-Klon und schon gar nicht nach zahnlosem Gothic-Schwulst.
Klar, wie auch bei den meisten Labelgenossen (MANOWAR und RHAPSODY ausdrücklich eingeschlossen), ist zwar auch diese Band durch die ziemlich dominanten Keyboards von Francisco Palomo dem wirklich reinrassigen Metal ein wenig entrückt, doch das Gitarrenduo aus den beiden mehr als beachtlich agierenden Wizards Joe Stump und Tom Hess sorgt doch in allen Stücken mit seinen Riffs und Leads dafür, dass wir es keineswegs mit einer weiteren völlig weichgespülten Operetten-Metal-Combo zu tun haben. Dazu sind zum Glück auch Marias Vocals nicht klassisch genug, sondern kraftvoll, intensiv und dabei auch noch viel natürlicher als all die verhinderten und tatsächlichen Opern-Sopranistinnen, die in der Metalszene herumvagabundieren. Dazu kommt die Rhythmustruppe mit dem gut eingesetzten Bass von Jay Rigney und dem Drumming von Ex-Manowarrior Rhino, der auf dieser Scheibe deutlich mehr Varianten zeigen darf als Meister Columbus auf der aktuellen Scheibe der Kings. Dennoch hört man den Kompositionen schon an, dass die Herren DeMaio und Staropoli ihre Finger mit im Spiel hatten, was ich jetzt aber als Kompliment verstanden haben möchte.
Kommen wir zu den vier Songs, welche uns auf "Apocalypse" begegnen: Los geht's mit dem schnellen, dynamischen Titelstück, das von neoklassischen Keyboards und fetten Chören dominiert wird, dann aber in ruhigeren Passagen die Stimme Maria Breons vor dezenten Piano-Sequenzen glänzen lässt. 'Resurrection' ist mit seinen sechseinhalb Minuten ruhiger, getragener, bedeutungsschwangerer und heavier. Dennoch ist das Neoklassische im Piano-Bereich weiterhin vorhanden und der Gesang sehr ausdrucksstark, im Refrain sogar sehr leidenschaftlich. Es folgt ein Cover, das aus meiner Sicht ein richtiges Highlight darstellt und deshalb zu Recht als Audio- und Videotrack enthalten ist. Es handelt sich um ein Remake des Webber-Stücks 'The Phantom Of The Opera', das Maria Breon zusammen mit Eric Adams im Duett singt, und zwar auf einem Gig, den HOLYHELL als Vorgruppe von MANOWAR eröffneten. Spannend ist dabei besonders die Chronologie: Zunächst singt Maria allein, dann tritt Erics Stimme aus dem Off hinzu, während er langsam auf die Bühne schreitet. Der Jubel, der ausbricht, als die Zuschauer erkennen, wer gerade auf die Bühne tritt, ist ziemlich unbeschreiblich und sollte dem geneigten MANOWAR-Fan die eine oder andere Gänsehaut verpassen. Dass bei den beiden Protagonisten gesanglich und theatralisch nichts anbrennt, bedarf vermutlich keiner gesonderten Erwähnung. Beschlossen wird die Scheibe schließlich von 'Last Vision', das sehr düster und dramatisch ausgerichtet ist und den (neueren) MANOWAR-Einfluss zu keiner Zeit verleugnen kann.
So bleibt insgesamt eine sehr schöne EP, welche vielen altgedienten Metallern sicher - wie auch die meisten anderen Outputs des Labels - zu viel Bombast und Orchestration haben wird. Das ist aber gewollt, und wenn ihr mich fragt, hier auch sehr gut gelungen. Dessen ungeachtet, sollte die Band definitiv riesiges kommerzielles Potenzial haben, was auch der spontane Charteinstieg der Single bereits bewiesen hat. In jedem Fall klingt HOLYHELL im Vergleich zu all den Epigonen NIGHTWISHs und WITHIN TEMPTATIONs sehr originell und gefällt mir auch in den Punkten Gesang und musikalischer Ausrichtung tausendmal besser. Ich bin gespannt auf das kommende Album.
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle