HOLY DRAGONS - Black Moon Rising
Mehr über Holy Dragons
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Metalism / Russland-Import
- Release:
- 27.04.2006
- Black Moon Rising
- Freedom
- Tengri
- Bullet And Bayonet Steel
- Forbidden Horizon
- Delusion
- Master Of The World
- Dynamite
- Black Moon Daughter
- Son Of Judas
- Mirror Of Fate
War schon der Vorgänger "Wolves Of Odin" ein mächtiges traditionelles Metal-Brett, so können sich die Kasachen von HOLY DRAGONS mit ihrem bereits achten regulären Studioalbum "Black Moon Rising" noch mal ein ganzes Stück steigern. Die absolut radikale Anti-Keyboard-Haltung wurde ein kleines bisschen gelockert, so dass die Jungs inzwischen schon im einen oder anderen Intro ein paar Tastenklänge einbauen, was unter atmosphärischen Gesichtspunkten sehr gewinnbringend ist. Dass die Musik an sich dadurch nicht verwässert und verweichlicht wird, dürfte klar sein, denn in den regulären Stücken schwingen unsere zentralasiatischen Freunde nach wie vor die hundertprozentige Metalaxt.
Traditionell europäisch geprägter, harter Speed Metal ist angesagt, was bereits das heftige Titelstück am Anfang eindrucksvoll klar macht. Dabei gehen die Kasachen trotz aller Bodenständigkeit keine völlig ausgetretenen Wege, sondern verschaffen sich mit sehr eigenständigen Leadgitarren oder einem wunderschönen, folkloristischen akustischen Zwischenspiel von Chris Caine ein sehr ausgeprägtes eigenes Profil. Von Wolfsgeheul und elegischem Piano wird dann das ebenfalls schnelle 'Freedom' eingeleitet, bei dem sich Sänger Holger Komaroff wirklich selbst übertrifft. Zum Glück sind nach wie vor alle Texte auf Russisch gehalten, was den Stücken eine sehr spezielle Dramatik verleiht und hervorragend zur Musik und Holgers Gesangsstil passt. Schade nur, dass zu den Texten und ausführlichen Linernotes keine englische Übersetzung beiliegt, was sicher das Verständnis des zugrundeliegenden Konzepts ungleich intensivieren würde. Aber man kann halt nicht alles haben - konzentrieren wir uns daher auf die musikalische Seite des Albums. Der epische Achtminüter 'Tengri' fängt sehr melodisch an, wächst sich jedoch dann vorübergehend zu einem finstren Stampfer aus, bevor ein folkiger Einschub mit Maultrommelklängen ein ganz eigenes Flair erzeugt, das ich in dieser Weise noch von keiner klassischen Metalband gehört habe. Sehr schön, genauso wie Komaroffs erneut sehr leidenschaftlicher Gesang. Sehr überzeugend ist auch die Leadgitarrenarbeit von Chris und Jurgen gegen Ende, wo zuerst ein leicht orientalisches Flair erzeugt wird, bevor sie zweistimmig eine kleine MAIDEN-Huldigung vom Stapel lassen.
'Bullet And Bayonet Steel' ist etwas straighter und simpler, reißt aber dennoch - oder vielleicht auch gerade deshalb - schön mit. Schöne Dynamik und erneut tolle Leadmelodien, sowie ein griffiger, stampfender Abschnitt im letzten Drittel. 'Forbidden Horizon' geht dann wieder über acht Minuten und gibt sich für HOLY DRAGONS-Verhältnisse ziemlich progressiv. Nicht im Sinne von DREAM THEATER, aber im Sinne der neueren MAIDEN vielleicht. Wie immer gibt es sehr schöne Leadarbeit zu bewundern, doch auch Schlagzeug und Bass (für beides ebenfalls Jurgen Thunderson zuständig) verstehen es, auf sich aufmerksam zu machen. Dazu kommt ein typisch russisches, melancholisches "Taiga-Feeling", das erneut die Eigenständigkeit der Band betont. Ein kurzes akustisches Intro mit folkloristischem Gesang leitet sogleich in das nächste Epos 'Master Of The World' über, das von getragenen, entspannten Riffs und melancholisch singenden Gitarrenleads lebt, später aber härter und düstrer wird und dabei wirklich sehr "russisch" klingt. 'Dynamite' kommt dann wieder etwas simpler aus den Boxen, hat aber im Refrain schöne Backing-Chöre, während der Midtempo-Rocker 'Black Moon Daughter' nochmals die melodischere Seite der Kasachen betont. Das abschließende 'Son Of Judas' kratzt noch einmal an der Acht-Minuten-Marke und zeigt die Band vielseitig und spannend. Hier findet sich alles wieder, was den typischen HOLY DRAGONS-Mix auszeichnet. Tolle Leads in verschiedenen Stimmungen und ebenso schöne Bassarbeit in aggressiven Passagen, melancholischen, ruhigen Einschüben, epischer Dramatik und begleitet von einer stets sehr hingebungsvollen und individuellen Gesangsdarbietung. Dem folgt noch ein sehr hübsches akustisches Outro, und dann ist nach einer guten Stunde Schluss.
Mit "Black Moon Rising" setzen die heiligen Drachen dem starken Vorgänger locker noch eins drauf und etablieren sich als eine der führenden Bands aus dem russischen Sprachraum, die auch locker das Zeug dazu hat, den europäischen Markt zu knacken. Wer auf Bands wie IRON MAIDEN, alte HELLOWEEN oder RUNNING WILD steht und einen Hauch slawischer Seele dazu vertragen kann, der kommt an HOLY DRAGONS eigentlich kaum vorbei. Diese Scheibe mit ihrem wirklich gigantischen Coverartwork und der allgemein wunderschönen Aufmachung wäre ein guter Anfang, den ihr unbedingt antesten solltet!
Anspieltipps: Freedom, Tengri, Forbidden Horizon, Black Moon Rising
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle