HOLY MOUNTAIN - Ancient Astronauts
Mehr über Holy Mountain
- Genre:
- Hard Rock/ Blues Riff Rock/ Stoner Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Chemikal Underground/ Rough Trade
- Release:
- 04.04.2014
- LV-42666
- Luftwizard
- Ancient Astronauts
- Star Kings
- Tokyo
- Gift Giver
- 100 Years A Day
- Hollow Hill
Hoch das Glas auf Glasgow!
Drei Schotten in dicken Botten. Was Botten sind? Das ist ein Begriff, der schwere Schuhe bezeichnet und zumeist für Ehrlichkeit und Arbeitsamkeit steht. Um das spontane Wortspiel aufzulösen: das Trio aus Glasgow spielt einen druckvollen Instrumentalrock mit Minimalgesang, der mit seinen sechs Beinen im Leben steht, trotzdem locker hin und her tänzeln kann und dazu noch verhindert, dass die Langeweile auch nur einen Fuß auf den Boden bekommt. Bildhaftigkeiten machen Spaß. Denn um auch gleich noch eine Gegenüberstellung zum Titel des gerade erschienenen ersten Langspielers hinzubekommen, werden wir dessen Titel benutzen: "Ancient Astronauts".
Also nix mit Erdung, Universum ist angesagt. "Ancients Astronauts", also alte, vergessen geglaubte Welträumer begeben sich auf die Reise durch Raum und Zeit. Was wie eine Phrase klingt, weil es eine ist. Das Trio wettert in allen Gebieten des Blues-Stoner-Proto-Rocks, mal als Gewitter, mal als miesgelauntes Tief, mal als jauchzendes Hochdruckgebiet. Der Gesang hält sich wohlweislich dezent zurück, wirkt löchrig und verschwummert. Was sich von der musikalisch-handwerklichen Darbietung nun mal gar nicht behaupten lässt. Den acht Stücken hört man die Lust am Ausprobieren, am Jammen deutlich an. Einmal als reines Improvisationsduo gegründet, schlägt sich das Kollegium nun zu dritt und gezielter durch ein wuchtig wucherndes Set.
Die Abstimmung ist perfekt, die Stimmung ebenso, sie gabelt sehr vereinzelt ruhige Bluesparts auf, schichtet darüber breitbrüstige Gitarrenschwadronen auf, wie sehr imposant im Titelstück zu hören ist. Hierin befinden sich gleich mal sieben oder acht Spielgeschwindigkeiten, die locker aneinandergenietet werden. An anderen Stellen, nämlich in 'Star Kings', verfährt der Schottenrock ganz ähnlich. Und ganz nebenbei kriecht auch noch der monotone Refrain ziemlich weit hinter die Hirnrinde. Mitpfiff. Ohrwurm, na toll.
Das Label Chemikal Underground ist im übrigen so etwas wie das Glasgower Stadtlabel, welches – wie HOLY MOUNTAINs Verpflichtung beweist - genreübergreifend operiert. Die bekanntesten Pferde im Stall sind mit Sicherheit die Postrockmogule von MOGWAI, die ja auch gerade erst ihr neues Album angeboten haben. Weitere Auswürfe des exzentrischen Labels sind DE LA ROSA, ARAB STRAP oder THE DELGADOS, die vielleicht eine mittelschwere Bekanntheit erreicht haben. Sie alle verbindet ein hohes Maß an Kreativität. Und auch im Falle HOLY MOUNTAIN - die sich nach dem filmischen Verstörerzerstörerepos "La Montana Sagrada" des Mexikaners Alejandro Jodorowsky von 1973 benannt haben – verhält es sich genau so.
All die Gniedelgitarren, Wummerbässe, Orgelorgien und bewegungswütigen Schlagzeugpartituren verbinden sich zu einem nervösen Zusammenspiel, das genau in unsere angespannte Zeit hineinpasst. HOLY MOUNTAIN ist da zwar noch ziemlich am Anfang der Bandgeschichte und damit der allgemeinen Bekanntheitsskala, erspielt sich aber ähnlich wie viele ihrer Labelkollegen vor allem durch die hochgradige und intensive Livepräsenz eine immer größer werdende Fanschar. Wetten dass?
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben