HOMICIDE HAGRIDDEN - Dead Black Sun
Mehr über Homicide Hagridden
- Genre:
- Thrash Metal
- Label:
- Eclipse Records
- Dead Black Sun
- Arena's Sky
- The Hunt
- The Await
- Constriction
- Scream
- The Way To Love
- Scorn
- Where Angels Work
Mittlerweile sind alle Klischees vom stets melodischen Italometal eh längst Makulatur, weshalb auch die Stiefelbewohner von HOMICIDE HAGRIDDEN mit ihrem Thrash Metal traditioneller Prägung nicht unbedingt überraschen, aber dennoch belegen, dass die italienische Metalszene mittlerweile genauso vielseitig ist wie die Szenen anderer Länder. "Dead Black Sun" ist nun das erste offizielle Studioalbum der 1994 gegründeten Truppe. Davor gab es eine selbst finanzierte MCD und zwei Demotapes. Der Grund für die lange Pause zwischen der bereits 1998 veröffentlichten MCD "Where Angels Work" und der neuen Scheibe waren anscheinend verstärkte Liveaktivitäten und Probleme mit dem Label, das sich aber nun doch bereit fand, die Platte in die Läden zu stellen.
Das Album wird vom Titelstück eröffnet, dessen Riffs auch gleich die Marschroute festlegen. HOMICIDE HAGRIDDEN zeigen sich besonders im Intro sehr stark von klassischen SLAYER-Werken beeinflusst. Dieser Einfluss ist auch im weiteren Verlauf spürbar, wobei 'Arena's Sky' durchaus auch mit etlichen groovenden Elementen und einigen modernen Gesangspassagen aufwartet. Das ist zwar nicht so ganz mein Geschmack, aber durchaus gut umgesetzt. 'The Hunt' ist dem Titel entsprechend wieder flotter und auch traditioneller. Das folgende 'The Await' schippert auch eindeutig im Fahrwasser von SLAYER, allerdings orientiert man sich hier mehr an den etwas langsameren, schwereren Momenten, wie sie auf "South Of Heaven" oder "Seasons In The Abyss" zu hören sind. Durch die Produktion und einige zeitgemäßere Groove-Elemente klingt man aber über das ganze Album betrachtet doch mehr nach dem moderneren Schaffen der Amerikaner. Was HOMICIDE HAGRIDDEN deutlich von SLAYER abhebt, sind die meist melodischeren, weniger chaotischen Soli des Duos Max Moda / Stefano Giua und einige prägnante Basspassagen von Davide Ruo Roch. Die Riffs sind allerdings schon stark von King und Hannemann inspiriert, und auch Massimos Gesang klingt weitgehend nach einer heißeren Variante von Tom Araya. Jedoch sollte festgehalten werden, dass er auch durchaus punkig (man höre 'Scream') shouten kann und auch stimmlich zu Experimenten wie bei oben genanntem 'Arena's Sky' Mut hat.
Unter etlicher durchschnittlich guter bis solider Thrash-Kost gibt es auch ein paar Songs, die sich abheben. So zum Beispiel das getragen groovende 'Scorn', das auch mit ein paar Keyboards ankommt. Hier könnte man fast von einem echten Hammer reden, wenn man sich denn einen etwas überzeugenderen Refrain hätte einfallen lassen. Als Bonus gibt es das Titelstück der EP, das sich bis auf den etwas höheren und extremeren Gesang kaum vom Stil der neueren Stücke abhebt. Hier gefallen mir die Gitarren besonders gut.
Insgesamt machen HOMICIDE HAGRIDDEN ihre Sache wirklich nicht schlecht, aber bei manchen Stücken orientiert man sich für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr an den kalifornischen Vorbildern. Wenn man sowohl im Bereich Riffing als auch beim Gesang versucht, SLAYER möglichst nahe zu kommen, dann läuft man leider Gefahr, dass die Leute feststellen, dass man den Großmeistern eben doch nicht das Wasser reichen kann. So laufen zwar auch diese Songs ganz gut rein, erreichen aber zu keiner Zeit die Durchschlagskraft von SLAYER. Ausgesprochenen Fans des Genres mag dies genügen, mir jedoch ist es teils zu wenig eigenständig und im Songwriting-Bereich nicht mitreißend genug. Beinharte SLAYER-Fans und sonstige Metaller, die sich weitestgehend im traditionellen, extremen Thrash zu Hause fühlen, sollten ruhig mal reinhören. Gelegenheitsthrasher dürften mit den Genrevorreitern allerdings besser bedient sein.
Anspieltipps: Dead Black Sun, The Hunt, Scorn
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle