HORRIZON - Dwelling Within
Mehr über Horrizon
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Yonah Records
- Release:
- 12.06.2015
- Lost In Dreams (Intro)
- Dwelling Within
- Far Beyond The Horizon II
- From The Abyss Of Hell
- A Treacherous Beast
- Whispering My Name
- Labyrinth
- The Storm
- Last Masquerade
- No More Fear
- Fading Away
Düstere Melo-Death-Vollbedienung ohne Langzeitwirkung
Wer "Dwelling Within", den zweiten Langspieler aus dem Hause HORRIZON, erstmals zu hören bekommt, könnte angesichts der professionellen Produktion und des einwandfreien Songwritings zum Schluss kommen, es hier mit einem skandinavischen Veteranen der Melo-Death-Schiene zu tun zu haben. Die Band stammt zwar aus Ochtendung in der Pfalz, liefert jedoch nach dem vielbeachteten Debütalbum "Time For Revenge" mit dem Nachfolger ein Produkt ab, das sämtliche Trademarks der Göteborg-Schule gekonnt aufgreift, mit Viking- und Black-Metal-Elementen versieht und damit auf den IN FLAMES- und DARK TRANQUILITY-Zug aufspringt, als wäre das eine ihrer leichtesten Übungen. Ist es ganz offensichtlich auch – nur gelingt es unseren Landsleuten nicht, trotz elf wohldurchdachter Kompositionen ihre potentielle Hörerschaft vollständig mitzureißen und bleibende Akzente zu setzen.
Die Songs durchaus komplex, die Instrumentalfraktion anspruchsvoll im Einsatz, dezent und songdienlich eingesetzte, atmosphärische Keyboardklänge – nein, die Herrschaften von HORRIZON machen es sich keineswegs zu einfach. "Dwelling Within" wirkt auf mich zunächst wie ein routinierter Genrebeitrag mit verstecktem Potential auf Langzeitwirkung. Dass sich diese nicht einstellt, liegt ganz einfach daran, dass trotz schicker Gitarrenläufe, schmissiger Riffs und interessanter Einzelmomente im Grunde kein Song des Albums so richtig mitzureißen vermag. Es fehlen die Augenblicke, die für aufgesperrte Kinnladen sorgen könnten, Klangfolgen die sich im Gehirn festbeißen, der finale Punch, der große Knalleffekt. Da beginnt beispielsweise 'Labyrinth' flott, mit einem schneidenden Gitarrenriff und flinken Keyboardläufen, findet aber nie zu einem echten Höhepunkt. Oder die Singleauskopplung 'Last Masquerade' – anständiger, atmosphärischer Todesblei, mit sauberer Instrumentalarbeit, geschwächt durch einen zwar nachdenklichen, aber auch hochgradig unspektakulären Refrain. Bei genauer Betrachtung stellt für mich zudem die Vokalarbeit einen Schwachpunkt des HORRIZON-Sounds dar. Es mag Menschen geben, denen dieses geraunte Gegrunze zusagt – in meinen Ohren klingen die Vocals eher bieder und bestenfalls bemüht bösartig.
Es hilft nichts: Wer heuer noch erfolgreich ein abgegrastes Feld wie den Melodic Death Metal beackern will, muss sich mehr einfallen lassen als bloß die handwerklich einwandfreie Reproduktion der gängigen Trademarks. "Dwelling Within" kann man sich als treuer Jünger des nordisch kalt angehauchten Todesstahls bedenkenlos anhören, da HORRIZON vor allem instrumental eine einwandfreie Leistung abliefert, die es zumindest mit den weniger starken Momenten der Genrevorreiter aufnehmen kann. Auch wer die Kombination von Melo Death mit Dark Metal mag, kann sich den zweiten HORRIZON-Output zu Gemüte führen. Bei weiter gefasster Perspektive geht das Album allerdings im breiten Genre-Durchschnitt unter. Daran ändern auch die ungewöhnlichen Balladenklänge bei 'Whispering My Name' und der starke Abschluss mit 'Fading Away' nichts.
Anspieltipps: Dwelling Within, Labyrinth, Fading Away
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Timon Krause