HORSE THE BAND - Desperate Living
Mehr über Horse The Band
- Genre:
- Hardcore/ Pop/ Metal/ Elektronik/ Durcheinander
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Vagrant/ Hassle/ Soulfood
- Release:
- 02.10.2009
- Cloudwalker
- Desperate Living
- The Failure Of All Things
- HORSE The Song (featuring K-SLAX)
- Science Police
- Shapeshift (featuring Jamie Stewart)
- Between The Trees
- Golden Mummys Golden Bird
- Lord Gold Want Of Unyielding (featuring Lord Gold and His Purple Majesty)
- Big Business (featuring Ed Edge)
- Rape Escape (featuring Valentina Lisitsa)
- Arrive
Horse The Band The Tsunami.
Was rauschte da nicht für ein stimmmliches Gewirr durch Blogs und Magazine, diese Band spaltet Gemüter und Köpfe. Hassen das Gemisch die einen, so liebwerten das die anderen – ich schlage vor: Streitet Euch weiter! Immer weiter! Denn der Mix, der einem hier entgegenachzigert und entgegenmathcort, entgegenfiept und entgegenmact, der gleicht eher einer hektischen unverfrorenen Datenübermittlung oder einem unentwegten Strom an Informationen, die in uns hineingeschrien und einprogrammiert werden.
Laptops prügeln sich mit Black-Metal-Hardcore-Klampfen, sie treten sich gegenseitig die Schubladenzimmertürchen ein und drehen ein paar Runden in der Heiligen Halle des Anderen, reißen dabei die angemalten Regale um und spucken in die Wanne mit entweder eiskaltem oder kochend heißem Tongebräu.
Wie das schöne Foto im Inneren des Albums es verrät, ist "Desperate Living" definitiv eine schweißtreibende Angelegenheit, aber die vielen erschreckterstauntbefriedigten Gesichter des Mobs irgendwo in einem asiatischen Dunkelclub zeigen sehr schön auf, worum's hier eigentlich geht: Nichtige Einordnung, fehlende Kategorisierung, Kreuzung von allem, was die technickaffine Musikengeschichte so hergibt. Das auf den etwas höhnischen Punkt "Nintendo-Core" zu reduzieren, ist nicht angemessen. Denke und höre der geneigte Hörer einmal nur mal 'Shapeshifter', welches endlich von Jamie Stewart von den schwebenden XIU XIU aufgeweicht wird. Da sind mehr oder weniger vier oder fünf Songansätze in einem offiziellen Stück Musik zu finden.
Vielmehr ein Ausdruck unserer Zeit: Vieles wird begonnen, wenig wirklich zu Ende gebracht, schon schrammt die nächste Datenmenge, Informationskette an uns vorbei, wir schielen hinterher und hängen uns an den Trendschwanz, wollen dabei sein, wollen Bescheid wissen. Wenigstens ein bisschen. So trifft auch die lakonische Bezeichnung des Metalcore den Kern der Sache nicht. Das hier ist wie eine Achterbahnfahrt im sibirischen Winter und gleichzeitig ein Stolpern durch die Eingeweide eines lebhaften nervösen Zeitgeistkörpers. Der Schnurrbart des Schreihalses darf auch stinknormale balladeske Töne sekretieren, darf wie der Metal der Kindheit Wutwürste ausstossen, darf die wartende Hörermasse bespucken wie auch streicheln. Der Keyboarder trägt ein künstliches Pferde-Gebiss. Also doch Zirkus? Mitnichten.
Jeder Ära von Kunst die Bit-Menge, die er verdient. Heute eben in Musik. Morgen wieder mehr als Bilder. Die hypernervösen Nachgeborenen mögen uns vergeben.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben