HORTUS ANIMAE - Walzing Mephisto
Mehr über Hortus Animae
- Genre:
- Black Metal / Gothic
- Label:
- Black Lotus Records / Point Music
- Release:
- 15.04.2003
- Enter
- A Lifetime Obscurity
- A Lifetime Obscurity
- Springtime Deaths
- Souls Of The Cold Wind
- Welcome The Godless
- Freezing Moon Including Terzo Incontro And Tubular Bells
- A Feeble Light of Hope
"Imposing & majestic black metal mixed with Gothic elements". So steht's in der Presse-Info zu HORTUS ANIMAE's Debüt "Waltzing Mephisto". Auf der dürftigen Internet-Seite outen sich die Italiener zudem als bekennende OPETH-Fans. Dies stößt wohl sogar auf Gegenliebe: Laut Gerüchten soll OPETH-Mastermind Mike Akerfeltd ein großer Fan von HORTUS ANIMAE sein. Eine Menge Vorschusslob für eine neue Band und ihre erste Platte - leider fast umsonst.
Denn HORTUS ANIMAE verheddern sich. Nicht handwerklich. Die Gitarren klingen gut, sind technisch perfekt gespielt. Auch Schlagzeuger Grom (ANCIENT, DOOMSWORD) trommelt angenehm schnell und abwechslungsreich. Genau wie das Keyboard interessante Klangteppiche in den Hintergrund webt. Und selbst der Sänger ist nicht schlecht, sein Black-Metal-Gekeife ist durchaus hörbar, ebenso seine Death Metal-Grunz-Parts. Nur wird man das Gefühl nicht los, dass hier vier brillante Intrumental-Virtuosen bei wunderbar transparentem Sound mehr als 45 Minuten aneinander vorbei spielen. Ähnlich ist es in einer teuer eingekauften Fußballmannschaft, wo die Mega-Stars den Ball völlig sinnlos kreuz und quer passen - sieht schön aus, bringt aber keine Punkte. Im Fall von HORTUS ANIMAE macht die perfekte Instrumentenkunst noch lange keine guten und emotional nahe gehenden Songs. Die Stücke wirken wie eine Reihe von zum Teil schon bekannten Ideen, die wahllos zusammengefügt wurden, ein wildes Sammelsurium von Kriegs-, Königs- und Winterbildern. Und hier liegt auch der Unterschied zu einer göttlichen Band wie OPETH: Dort werden Songs mit vielen Ideen geschrieben, eine stimmige Kollage aus genialen Melodien, aufregenden Stimmungsbögen und abwechslungsreichen Breaks entsteht. Bei HORTUS ANIMAE ist dagegen das Grundkonzept Abwechslung um der Abwechslung willen. Die vier Italiener getrauen sich auf "Waltzing Mephisto" viel zu selten, einmal an einer musikalischen Idee festzuhalten oder sie einmal doppelt zu verwenden. Deshalb fehlt den meisten Songs selbst nach dem zehnten Hören der beruhigende Wiedererkennungs- und Mitsummeffekt, den Bands wie OPETH durch ihre musikalische Klasse hinbekommen. Bei HORTUS ANIMAE fühlt man sich eher unruhig und nervös, wartet auf die große Erleuchtung, aber wird doch wieder von einem Einfall zum nächsten geworfen.
Exemplarisch nachzufühlen auf dem 11-Minüter 'A Lifetime Obscurity', der einem roten musikalischen Faden ständig hinterher zu rennen scheint. Auch das folgende Stück 'Springtime Deaths' ist gewöhnungsbedürftig: Erst kloppt es in übelstem Black-Metal-Stil los, dann entspannt es sich fast übergangslos in einem Klavierstück, das kurz darauf in einen Midtempo-Part mündet. Plötzlich wird es noch einmal richtig schnell und das Schlagzeug überschlägt sich fast, bevor das Stück nach sechs Minuten ausgeblendet wird und es kurz aus den Boxen gewittert. Richtig gut ist eigentlich nur 'Souls Of The Cold Wind', denn hier gibt es neben fetten Riffs auch echte Songstrukturen und wiederkehrende Nackenbrecher-Parts. Oh Wunder! Beim folgenden Stück 'Welcome The Godless' ist der Anfang abwechselnd mit moshkompatiblen Riffs und hammerharten Knüppel-Parts gespickt. Die Mundwinkel ziehen sich schon hoch. Um nach unten zu fallen, wenn ein völlig deplaziertes ruhiges Zwischenstück jegliche Atmosphäre zerstört. Danke auch! Zu der zusammengesetzten Coverversion von MAYHEM's 'Freezing Moon' und MIKE OLDFIELD's 'Tubular Bells' braucht man fast nix mehr zu sagen: Hier wird wieder Idee an Idee gereiht, ohne auf die Hörbarkeit des Songs zu achten. Eine Platte, die immer wieder an Konzeptkünstler erinnert, die scheinbar wahllos Farbbeutel an eine große Wand klatschen. Und wohl nur selbst verstehen, warum...
Anspieltipp: Souls Of The Cold Wind
- Redakteur:
- Henri Kramer