HOT WATER MUSIC - Vows
Mehr über Hot Water Music
- Genre:
- Post Hardcore / Melodic Hardcore
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- End Hits Records
- Release:
- 10.05.2024
- Menace
- Searching For Light
- Burn Forever
- After The Impossible
- Remnants
- Chewing On Broken Glass
- Fences
- Side Of The Road
- Wildfire
- Bury Us All
- Touch The Sun
- Much Love
Kalter Kaffee? Nein, prägnante und toll komponierte Heißwassermusik!
Schläft Chuck Ragan eigentlich? Man könnte angesichts des großen musikalischen Outputs des HOT WATER MUSIC-Fronters jedenfalls definitiv denken, dass er jede Nacht zum Tage machen muss, um an Songs zu arbeiten. So steht neben Solowerken nun auch nur knappe zwei Jahre nach "Feel The Void" das insgesamt zehnte Studioalbum seiner Hauptband in den Regalen, das auf den Namen "Vows" hört und mit diversen Gästen auwartet. So ist neben Mitgliedern von THRICE, TURNSTILE oder FARSIDE auch Dallas Green von ALEXISONFIRE mit am Start, wobei alle Gäste den insgesamt zwölf Kompositionen noch etwas mehr Farbe geben.
Nötig haben selbige diesen Aufwertung aber eigentlich nicht, denn mit insgesamt drei großartigen Stimmen und Songwritern hat die Truppe aus Gainsville schon mehr Feuerkraft im Gepäck als praktisch jede andere Band. Zum einen ist da natürlich das gewohnt herbe Organ von Chuck, das mir auch weiterhin eine Gänsehaut nach der anderen auf den Nacken treibt. Chris Wollard ist gesanglich ebenfalls weiterhin am Start, auch wenn er auf der Bühne ja inzwischen weniger aktiv dabei ist, und zu guter Letzt wird THE FLATLINERS-Fronter Chris Cresswell, der eigentlich primär als Wollards Bühnenersatz dazugestoßen war, nun auch im Studio deutlich präsenter eingebunden, was der sowieso schon tollen gesanglichen Abwechslung noch eine weitere Facette verpasst. Wie gut alle drei Stimmen miteinander harmonieren, zeigt dabei schon der Opener 'Menace', der mit sperriger Gitarrenarbeit, herben und von Chuck gesungenen Strophen und einem im Kontrast dazu wunderschönen Refrain als echter Kracher durchgeht, den man schon nach dem ersten Durchlauf direkt noch einmal hören will und muss. Genau so muss eine HOT WATER MUSIC-Platte beginnen!
Und wer meine Jubelarien zu den beiden Vorgängern ("Light It Up" und "Feel The Void") gelesen hat, den dürfte es nicht überraschen, dass der Fünfer auch danach praktisch durchgehend auf allerhöchstem Niveau abliefert. 'Searching For Light' etwa ist eine melancholisch angehauchte Nummer, welche die Gedanken in die Ferne schweifen lässt, während 'Burn Forever' mit massiver Punk-Attitüde und ordentlich Drive aus den Boxen kracht. 'After The Impossible', mit dem bereits eingangs erwähnten Dallas Green als Gast, ist dann auch entsprechend alternativ rockend angehaucht und ist vielleicht der Track auf "Vows", der sich am weitesten vom musikalischen Kern des bisherigen musikalischen Schaffens (seit des Comebacks mit "Exister") der Amerikaner entfernt. Doch das Experiment funktioniert überraschend gut und ist für mich ein weiterer Anspieltipp auf dem zehnten Studioalbum. Neben dem bereits erwähnten Opener 'Menace' drängt sich aber mit jedem Durchlauf mehr und mehr das famose und herrlich sperrig arrangierte 'Remnants' als persönlicher Liebling auf, dessen Refrain eine wahre Ohrenweide ist, während die Strophen eher introvertiert daherkommen. Verachtet werden sollte aber auch nicht die Koproduktion mit CALLING HOURS, die auf den Namen 'Wildfire' hört und als wuchtiger Rocker mit feinem Gesangsarrangement daherkommt. 'Much Love' beendet die Spielzeit schließlich mit nachdenklichen und balladesken Tönen, die HOT WATER MUSIC aber ebenso gut zu Gesicht stehen wie die härteren Momente der Trackliste.
Das Wort "Ausfall" oder "Durchhänger" muss man also in Gainsville wohl weiterhin im Wörterbuch nachschlagen, denn Beispiele für selbige finden sich auch auf dem vierten Album nach dem HOT WATER MUSIC-Comeback nicht. Die schwindelerregenden Höhenflüge des Klassikers "Exister" werden dabei zwar erneut nicht ganz erreicht, doch mit durchweg tollen Songs und zahlreichen Ohrwürmern ist der Silberling locker auf Augenhöhe mit den beiden Vorgängern, weshalb es auch wieder neun Zähler von mir gibt. Dass ihr hier als Fans von sehr melodischem Post Hardcore zuschlagen solltet, versteht sich da hoffentlich von selbst.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs