HOUSE OF LORDS - Full Tilt Overdrive
Mehr über House Of Lords
- Genre:
- Melodic Rock / Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Frontiers
- Release:
- 11.10.2024
- Crowded Room
- Bad Karma
- Cry Of The Wicked
- Full Tilt Overdrive
- Taking The Fall
- You’re Cursed
- Not The Enemy
- Don’t Wanna Say Goodbye
- Still Believe
- State Of Emergency
- Castles High
Erfahrene Rocker bieten Qualitäts-Rock!
Mit schöner Regelmäßigkeit bringen uns die Oberhaus-Rocker starke Melodic-Rock-Alben. Es dürfte keine Überraschung sein, dass das stabile Line-Up um Bandleader James Christian, darunter die erfahrenen Musiker Johan Kullberg an den Drums, der bereits unter anderem bei THERION, HAMMERRFALL und LION'S SHARE getrommelt hat, und Mark Mangold mit Erfahrung aus TOUCH, aber auch und vor allem als Songwriter für Stars wie Michael Bolton, Paul Rodgers oder Cher, wieder einen lobenswerten Nachfolger für das 2022 erschienene Album "Saints And Sinners" abgeliefert hat.
Auf Album Nummer 14 in 36 Jahren Bandgeschichte bleibt man natürlich seinem Stil treu, aber ohnehin würde niemand plötzlich einen völligen Kurswechsel von Christian erwarten. Trotzdem wartet "Full Tilt Overdrive" tatsächlich mit zwei Überraschungen auf, die gesondert erwähnenswert sind. Da ist zum einen 'Not The Enemy', mit dem man sich bestimmt ordentlich Kritik einhandeln dürfte, denn diese modernen Elektrosounds erwarte ich von BEAST IN BLACK oder DYMYTRY, aber bei HOUSE OF LORDS? Trotzdem, nach einem langsamen Beginn entpuppt sich das Stück zu einem Tanzpalast-Rocker mit einem tollen Refrain. Unerwartet, aber sehr gut, auch wenn es heraus sticht wie eine Zwiebel im Obstkorb.
Das zweite Stück ist der letzte Track des Albums, 'Castles High', denn mit beinahe neuneinhalb Minuten ist dies der erste Longtrack in der Bandgeschichte. Damit so ein Longtrack funktioniert, müssen Gesang und Melodie stimmen, aber auch eine gewisse Epik, ja, gerne auch Bombast vorhanden sein. Hier kann ich viermal "check" rufen, HOUSE OF LORDS hat einen spannenden Song geschaffen, für den man sich Zeit nimmt, ihn dann zu einem coolen Rocker entwickelt mit einem starken Schmeichel-Chorus, der genug Platz hat für einige tolle Solo-Passagen von Gitarrist Jimi Bell und Mark Mangold. Als Kirsche auf der Torte darf Robin Beck, mit der Christian seit beinahe dreißig Jahren verheiratet ist, den Song mit ihrer Stimme veredeln. Die beiden sind nun auch jenseits der 70 und klingen immer noch so kraftvoll wie vor Jahrzehnten und machen aus einem sehr guten Lied ein Juwel.
Musikalisch ist der Rest schnell erzählt. Kräftige, schnelle Rocker wie 'Crowded Room' oder der Titelsong werden gepaart mit erdigeren Stücken, die mal besser - wie 'Bad Karma' oder 'You're Cursed' - und mal etwas schlechter - wie 'Cry Of The Wicked', in dem der Refrain erst die Qualität auf Normalniveau hieven kann - funktionieren. Dazu kommen ein paar Balladen wie die guten 'Taking The Fall' und 'State Of Emergency' und das weniger starke 'Don't Wanna Say Goodbye', die aber niemals wirklich schlechte Lieder werden. Hier ist es wahrscheinlich der persönliche Geschmack, welche Stücke man lieber mag, denn das gesamte AOR-Wohlfühlpaket funktioniert auf Albenlänge sehr gut.
Aber etwas Kritik muss auch sein, und in diesem Fall trifft sie das Cover. Nicht nur ist es unglaublich kitschig, geradezu zum Fremdschämen übel, es macht auch den Eindruck, ein KI-generiertes Werk zu sein. Das kann ich natürlich nicht mit Sicherheit sagen, aber ich wäre überrascht, wenn dem nicht so wäre. Dieser Punkt ist aber Kritik an Frontiers Records; ich denke nicht, dass die Band sich das ausgesucht hat. In jedem Fall sollte man die CD nur aus dem Regal ziehen, wenn man eine Sonnenbrille trägt.
Davon abgesehen: In dieser Form hätte ich gerne weiterhin alle zwei Jahre ein neues HOUSE OF LORDS-Album. Gut gemacht, mit einem halben Sonderpunkt für den Longtrack.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger