HOUSE OF LORDS - The Power And The Myth
Mehr über House Of Lords
- Genre:
- AOR
- Label:
- Frontiers/Soulfood
- Release:
- 15.03.2004
- Today
- All Is Gone
- Am I The Only One
- Living In Silence
- The Power And The Myth
- The Rapture
- The Man Who I Am
- Bitter Sweet Euphoria
- Mind Trip
- Child Of Rage
Hier liegt mir nun also das in AOR-Kreisen heiß erwartete vierte Langeisen von HOUSE OF LORDS vor. Da die Band seit über zehn Jahren nicht mehr aktiv war, versuche ich einmal eine kurze Retrospektive als Einleitung zu verfassen:
Gegründet von Keyboarder Greg Giuffria (ex-ANGEL) und Bassist Chuck Wright (ex–ANGEL/QUIET RIOT) produzierte die Band mit der prominenten Unterstützung von Gene Simmons im Jahre 1988 ihr hoch gehandeltes Debütalbum. Da man mit Drummer Ken Mary (ex-ALICE COOPER/TKO/FIFTH ANGEL) und den exzellenten Lanny Cordola (gt.) sowie James Christian (voc.) drei weitere hochkarätige Musiker im Line-up hatte, wurde die Band schnell als neue Supergruppe abgefeiert. In den folgenden Jahren wurden mit "Sahara" und "Demons Dawn" noch zwei weitere Werke gebastelt, auf denen sich Größen wie Mike Tramp von WHITE LION, diverse CHEAP TRICK-Musiker, Paul Stanley oder auch Tommy Aldridge (zuletzt gesehen bei THIN LIZZY) die Klinke in die Hand gaben, bevor sich die Band auflöste.
Seit gut zwei Jahren kursieren nun Gerüchte um ein neues HOUSE OF LORDS-Album durch die Medien, welches im Original-Line-up eingespielt werden sollte und auf den Titel "The Power And The Myth" hören sollte. Gut, der Titel stimmt, aber eine Kleinigkeit wurde an der Besetzung verändert.
Gründungsmitglieg Greg Giuffria ist quasi im letzten Moment ausgestiegen, da er sich fortan einer Solokarriere widmen möchte. An seiner Stelle drücken Derek Sherinian, Allan Okuye, Sven Martin und Ricky Philips in die Tasten. Währen Derek allen Lesern als ehemaliges DREAM THEATER-Mitglied bekannt sein wird, ist sonst maximal Mr.Philips aus BAD ENGLISH/STYX–Tagen geläufig. Dass Allan Okuye bei RAT BAT BLUE spielt und Sven Martin bei der AOR-Kapelle TATTOO – ohne die Blume – dürfte nicht weiter von Bedeutung sein. Soviel zu den Fakten.
Wenden wir uns den zehn Kompositionen zu, die wahrscheinlich noch unter Mitwirken von Meister Giuffria entstanden sein werden. Und da bekommt der Freund von sommerlich-rockigen Tönen erstklassiges Futter serviert. Unterstützt von einem satten, erdigen Sound rocken die alten Herrschaften ziemlich gut ab. Sehr angenehm fällt sofort der kräftige, teils rauchige und meist tiefe Gesang von James Christian ins Ohr. Wer bei der oben aufgeführten Latte von Keyboardspielern mit einem entsprechend poppigen Gesamtergebnis rechnet, wird von dem dominanten Gitarrenspiel von Lanny Cordoba überrascht sein. Sicherlich werden alteingesessene Hörer, die die anderen Alben der Band mögen, die typischen Giuffria-Sequenzen vermissen. Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass mir das teils orientalisch anmutende Material extrem gut ins Ohr geht. Kombiniert mit schönen Hooks und der nötigen Power ergeben sich hier einige erstklassige AOR-Kompositionen, die den Frühling musikalisch einleiten.
Waren HOUSE OF LORDS schon zu Beginn ihrer Laufbahn keine typische Supergruppe, die sich über extreme Solo-Eskapaden ihrer einzelnen Mitglieder definierte, so dominiert auch heuer Teamarbeit. Testet hierzu nur das instrumentale Titelstück, bei welchem Sherinian an der Tastatur sitzt. Ken Mary, der hier alles in Grund und Boden drischt, unterlegt diese Nummer, wie überhaupt das gesamte Album, mit einem derart tighten Wumms, dass die Wände wackeln. Das nachfolgende 'The Rapture' könnte ich mir auch sehr gut auf einem aktuellen KANSAS-Album vorstellen. Ohrwurm hoch zehn! Überhaupt orientieren sich HOUSE OF LORDS anno 2004 sehr an KANSAS oder STYX, deren aktuelles Werk "Cyclorama" nicht selten als Parallele in den Sinn kommt. Vor allem, weil auf beiden Werken Vielseitigkeit regiert!
Neben fetten Abgehnummern schmeicheln auch behutsamere Klänge wie in 'The Man Who I Am' den Geghörgängen mit warmen Tönen und herrlichen Chören.
Ich könnte jetzt bündig resümieren, dass mir "The Power And The Myth" sehr viel Spaß macht, ahne aber, dass vor allem viele das unverkennbare Spiel von Greg Giuffria vermissen werden. Da ich aber ohne irgendeine Erwartungshaltung an dieses Werk herangegangen bin, zählt das Album zu meinen bisherigen AOR-Highlights der letzten Zeit.
Anspieltipps: The Rapture, The Man Who I Am, Today
- Redakteur:
- Holger Andrae