HOWELL, NEIL - The Way Out
Mehr über Howell, Neil
- Genre:
- Alternative Rock / Metal / Prog Metal
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 28.03.2025
- Empty
- The House Is On Fire
- Intruder
- No Money In Philosophy
- Option One - Denial
- Pathfinder
- Hope Only Goes So Far
- Option Two - Despair
- Fatherly Advice
- Option Three - Acceptance
- Logic Dictates
Einzeln betrachtet solide, in der Gesamtheit aber ohne musikalische Identität.
Der Amerikaner NEIL HOWELL könnte das beste Beispiel für das Resultat von viel zu viel aufgestauter Kreativität sein, denn nachdem der Multiinstrumentalist über Jahre nur im heimischen Wohnzimmer musiziert und Ideen gesammelt hat, ist seit dem Jahr 2020 der Korken endgültig aus der Flasche der Kreativität gezogen worden. In schlappen fünf Jahren hat der Amerikaner nämlich mal eben neun Langspieler und drei EPs auf die Menscheit losgelassen, sodass es tatäschlich schwierig ist, überhaupt hinterher zu kommen. Der letzte Eintrag in der Liste dieser Veröffentlichungen hört auf den Namen "The Way Out" und präsentiert elf frische Kompositionen.
Nun kann das halsbrecherische Tempo der Releases eines von zwei Dingen bedeuten: Entweder ist NEIL POWELL einfach ein Naturtalent mit einem unerschöpflichen Fundus an Ideen, oder es schaffen eben auch mal ein paar halbgare Kompositonen ihren Weg ins Studio, um die vielzähligen Langspieler zu füllen. Schaue ich mir "The Way Out" in seiner Gesamtheit an, scheint das letztgenannte Szenario das realistischere zu sein. Allein die musikalische Kategorisierung des Albums vorzunehmen, fällt anhand der schier endlosen Liste an Einflüssen, die Neil in seiner Musik verarbeitet, schwer. Da gibt es dann schon mal eine eigenartige Mischung aus Groove Metal und ALICE IN CHAINS zu hören ('The House Is On Fire'), andererseits würde sich 'Intruder' auch gerne im klassischen Heavy Metal einsortieren und zitiert munter das Solowerk von BRUCE DICKINSON. Schlussendlich gibt es aber eben auch verträumte Prog-Instrumentalnummern wie 'Empty', absolut abgedrehte Grenzgänge zwischen Reggae und Thrash Metal ('No Money In Philosophy') oder melancholische Rocker mit Alternative-Einschlag wie 'Pathfinder'. Das Einzige, was man zwischen all diesen Versatzstücken vergebens sucht, ist der viel zitierte rote Faden, der dem Album etwas mehr Richtung geben könnte.
Dabei ist es eigentlich traurig, dass sich "The Way Out" irgendwie nicht auf eine eigene musikalische Identität festlegen kann. Im Kern ist Neil nämlich ein durchaus handwerklich guter Musiker, der gerade in Sachen Gitarrenarbeit viele spannende Ideen aus dem Ärmel zaubert. Und auch die diversen Gäste, die der Amerikaner mit ins Boot geholt hat, machen großteils einen sehr guten Job, sodass alle Songs des Silberlings in sich betrachtet auf einem hohen Niveau agieren. Zu mehr als dieser Feststellung reicht es aber eben nicht, denn auch wenn das Songwriting keine klaren Ausfälle aufweist, fehlen eben auch diese ganz großen Momente, die einen aufhorchen lassen würden und eben auch lange nach Verklingen der Platte im Gedächtnis bleiben könnten. Statt nämlich wegen toller Hooklines oder Riffs die Augenbrauen überrascht zu heben, ertappt man sich bei selbiger Geste der Verwunderung zumeist nur, wenn der nächste musikalische Hakenschlag mal wieder so überhaupt nicht zum bisher Gehörten passen will.
Ist es also die beste Idee des Amerikaners gewesen, seine gesamte Kreativität in seinem Ein-Mann-Projekt ohne Grenzen auszuleben? Nun, ich würde agumentieren, dass der Schuss leider nach hinten losgeht, denn "The Way Out" ist vieles, aber mit Sicherheit kein in sich geschlossenes und musikalisch rundes Album, das ich euch guten Gewissens ans Herz legen würde. Viel mehr verbergen sich in den elf Kompositionen viele gute Ansätze, die allerdings in separaten Bands oder Projekten zu einem packenden und eben auch in sich schlüssigen musikalischen Konzept ausgearbeitet werden müssten, um wirklich Sinn zu ergeben und ein ansprechendes Produkt für Hörer und Hörerinnen hervorbringen zu können.
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs