HOWLING GIANT - Crucible & Ruin
Mehr über Howling Giant
- Genre:
- Progressive Rock / Stoner Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Magnetic Eye Records
- Release:
- 31.10.2025
- Canyons
- Hunter's Mark
- Archon
- Lesser Gods
- Beholder I: Downfall
- Archivist
- Scepter And Scythe
- Melchor's Bones
- The Observatory
- Beholder II: Labyrinth
Grandiose Rock-Vollbedienung zwischen Prog, Stoner und Alternative.
Der heulende Gigant aus Nashville hat Zuwachs bekommen, denn seit wenigen Monaten treibt die Stoner-Rock-Formation aus der Hauptstadt der Country-Szene ihr Unwesen nun als Quartett. Neu mit an Bord ist Adrian Lee Zambrano, der nicht nur der Sechssaiterfront noch mehr Druck verschafft, sondern auch am Synthesizer für mehr Farbtupfer im Klangkosmos der Amerikaner sorgt. Zwar ist Adrian erst im Laufe der Aufnahmen zum hier nun vorliegenden Drittwerk "Crucible & Ruin" hinzugestoßen, konnte laut Aussage der Band aber seinen Fingerabdruck bereits im neuen Material hinterlassen. Also können wir uns nun dank der zehn Tracks auch ein vollständiges Bild davon verschaffen, wie gut das neue Lineup von HOWLING GIANT funktioniert.
Erst einmal sollten wir aber vielleicht die musikalischen Grenzen ein wenig abstecken, denn auch wenn das Quartett inzwischen durchaus für Aufsehen in der Stoner-Szene gesorgt hat, wird lange nicht jedem der heulende Gigant auf unserer Seite des Atlantiks etwas sagen. Gut, dass uns 'Canyons' als Opener direkt ein gutes Anschauungsobjekt liefert, das auch prompt die simple Kategorisierung als Stoner Rock, die der beiliegende Pressetext vornimmt, auf den Kopf stellt. Klar, bei den Riffs sind die Anleihen bei Kollegen wie KYUSS durchaus hörbar und auch der teils etwas entrückt klingende und mit viel Hall versehene Gesang lässt mich in Teilen an der Stoner-Sektor denken, doch musikalisch ist HOWLING GIANT eigentlich eine Wundertüte. Da wird mal mit proggiger Schlagseite munter gerockt, dann verliert man sich in einem wirklich grandiosen Gitarrensolo oder auch metallische geprägtere Kollegen wie ALTER BRIDGE dürfen bei der Gitarrenarbeit einmal grüßen. Der herrlich knurrende Bass rundet schlussendlich einen absolut tollen Opener ab und sorgt dafür, dass der Einstand für "Crucible & Ruin" eindrucksvoll gelingt.
Auch danach feuern die Amerikaner auf allen Zylindern und bleiben schön unberechenbar in der Auswahl ihrer Stilmittel, ohne dabei richtungslos zu klingen. Viel mehr hat HOWLING GIANT die eigene Identität zwischen allen eingangs genannten Einflüssen gefunden und beschränkt sich darauf, die Ecken des eigenen Sounds in starken Kompositionen zu erkunden. So fährt 'Archon' etwa deutlich stärker die groovende Riff-Dampfwalze aus und wird in den Strophen herrlich melancholisch, während 'Lesser Gods' als verträumtes Instrumental auch mal ganz tief in psychedelischen Gefilden schürft. Kompakt und wüst rocken kann der Vierer ebenfalls, was etwa das herrliche 'Beholder I: Downfall' unter Beweis stellt.
Trotzdem beeindrucken mich die vertrackt-proggigen Momente noch immer am meisten. Hierbei drängen sich vor allem 'Archivist' und 'Beholder II: Labyrinth' als große Anspieltipps auf. Ehrlich will ich aber auch im Bezug auf meine eingangs gestellte Frage bezüglich Neuzugang Adrian sein, denn zumindest auf dem Album hört man die Verstärkung an der Gitarrenfront nicht unbedingt heraus dank der gewohnten Overdubs, die in der Aufnahmesituation zum Zuge kommen. Ich bin mir aber sicher, dass eine doppelte Axt-Attacke live für deutlich mehr Druck bei HOWLING GIANT sorgen wird.
Eine schön organische und trotzdem druckvolle Produktion rundet "Crucible & Ruin" schlussendlich ab und lässt mich hinterfragen, wieso diese tolle Band auf meinem Radar bisher noch nicht aufgetaucht ist. Mit ihrem sehr eigentümlichen und doch fesselnden Stilmix trifft die Truppe aus Nashville nämlich genau meinen musikalischen Nerv und liefert auch kompositorisch auf dem Drittwerk ein echtes Pfund ab, bei dem man Lückenbüßer gänzlich vergebens sucht. Antesten ist hier also für alle Rockfans eigentlich ein Muss, denn dank der vielfältigen Einflüsse dürfte euch HOWLING GIANT abholen, egal in welcher Rock-Unterkategorie ihr euch am wohlsten fühlt.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs


