HUMAN ABYSS - Death Obsessed
Mehr über Human Abyss
- Genre:
- Blackened Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 22.03.2024
- Skinless
- Death Obsessed
- Dark Passage
- Cut
- Temple
- Dreadnought
- Oblivion
- Meat The Creator
- The Abyss II
- Ghoul
Starke Death-Abrissbirne mit wichtiger lyrischer Thematik!
Schon vor gut zwei Jahren kam ich erstmalig mit den Berlinern HUMAN ABYSS in Kontakt, als ich ihr Debüt "Anatomy Of Anxiety" besprechen durfte. Damals konnte mich das gebotene Material nicht restlos aus den Socken hauen, doch eine mehr als starke Basis für die Zukunft schien gelegt zu sein. Angesichts des nun vorliegenden zweiten Langdrehers "Death Obsessed" muss die Frage also lauten, ob auf dem gelegten Fundament mit frischen Ideen aufgebaut werden konnte.
Nun, die Zutatenliste für das angerichtete Death-Metal-Schlachtfest liest sich jedenfalls schon einmal gut, denn die Tatsache, dass Britta Görtz bei der Gesangsproduktion mitgewirkt hat, und die Verpflichtung von Kai Stahlenberg (Kohlekeller Studio) hinter den Reglern lassen auf einen mächtigen Sound und qualitative hochwertige Wertarbeit hoffen.
Nun mache ich eigentlich in meinen Rezensionen das Geschlecht der beteiligten Musiker nicht gerne zum Thema, denn für meinen Geschmack spielt selbiges schlicht und ergreifend keinerlei Rolle für die Qualität der dargebotenen Musik. Im Falle von HUMAN ABYSS muss ich aber mal eine Ausnahme von meiner bestehenden Regel machen, denn thematisch beschäftigt sich die Platte mit dem Schicksal von intersexuellen Menschen, die zumeist noch im Kindesalter diversen Operationen unterzogen werden, um sie in klassische Geschlechterkategorien einzusortieren und sie auch körperlich entsprechend "anzupassen". Fronter Lynn erging es genauso, weshalb seine lyrische Auseinandersetzung mit diesem wichtigen Thema zumindest bei mir ganz besonders einen Nerv trifft und mir teilweise sogar einen Schauer über den Rücken jagt.
Eine gute lyrische Umsetzung reicht aber natürlich noch nicht aus, um aus "Death Obsessed" ein starkes Album zu machen, denn dazu muss natürlich auch das musikalische Fundament passen. Und hier fällt vor allem auf, dass die Berliner in den knappen zwei Jahren seit dem Vorgänger die Referenzen zum klassischen Gothenburg Sound und Vorvätern wie AT THE GATES deutlich zurückgefahren haben. Stattdessen holzt "Death Obsessed" deutlich härter, teils vermehrt vom US-Death-Metal inspiriert aus den Boxen und hat anstatt dezent melodischer Einschübe deutlich mehr angeschwärzte Anflüge im Gepäck. Gerade Lynns teils heiseres Gekeife schlägt dabei die Brücke hin zum Schwarzmetall und wirkt in der Kombination mit kehligen Growls hervorragend.
Als Kleinkosmos des musikalischen Werks kann dabei schon der Titeltrack herhalten, der von rasanten Blastbeats über mächtig fiese Riffs und vereinzelte Leads bis hin zu einem herrlich wummernden Bass alles im Angebot hat, was das Death-Metal-Herz höher schlagen lässt. In gleicher Qualität agiert die Band auch über die restlichen neun Kompositionen hinweg, liefert eine solide und kompakte Todesstahl-Abrissbirne ab und hat mit 'Cut' sogar ein ganz großes Glanzlicht im Gepäck, wobei der starke und abwechslungsreiche Track besonders vom Wechselspiel zwischen Lynn und Britta Görtz getragen wird, die neben ihrer Tätigkeit als Produzentin der Vocals hier auch selbst ihre voluminösen Screams beisteuert. Das gesangliche Duett unterstreicht dabei noch einmal den Grenzgang zwischen angeschwärzter Raserei und todesmetallischer Wucht, die den gesamten Track prägt und für mich zum glasklaren Anspieltipp auf "Death Obsessed" macht.
So würde ich persönlich am Ende wohl 7,5 Zähler vergeben. Diese "niedrige" Punktzahl liegt aber schlicht darin begründet, dass ich meinen Death Metal lieber etwas melodischer konsumiere, weshalb ich mit objetiver Brille und Blick auf die Fans des klassischen Blackened Death Metals hier sogar 8,5 Punkte für angemessen halten würde, denn insgesamt haben die Berliner einen großen klanglichen und kompositorischen Schritt im Vergleich zum ohnehin schon guten Debüt gemacht.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs