HUMANITY'S LAST BREATH - Ashen
Mehr über Humanity's Last Breath
- Genre:
- Deathcore/Progressive
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Unique Leader Records
- Release:
- 04.08.2023
- Blood Spilled
- Linger
- Lifeless, Deathless
- Withering
- Instill
- Labyrinthian
- Catastrophize
- Death Spiral
- Shell
- Passage
- Burden
- Bearer
Das passiert, wenn man einen Schlagzeuger mit einer Gitarre alleine lässt!
In erfreulicher Regelmäßigkeit veröffentlicht Mastermind Buster Odeholm mit HUMANITY'S LAST BREATH Alben und mit "Ashen" bereits den vierten Soundtrack der Apokalypse. Einer heftiger, dystopischer, düsterer und brachialer als der vorherige. Es geht Buster in seiner musikalischen Vision aber nicht nur darum, einfach immer extremer zu werden. Wenn man die Musik vom selbstbetitelten Debüt 2013 bis heute verfolgt, hört man eine stetige Weiterentwicklung in der Musik: So löste man sich kontinuierlich vom bandhistorisch beeinflussten Sound VILDHJARTAs und steht nun anno 2023 als, meines Erachtens, total eigenständiges Musikgeschehen da, zumindest kenne ich schlicht keine Band, die so klingt wie HUMANITY'S LAST BREATH, die einen tatsächlich den Atem rauben können.
Vielleicht übertreibe ich, wenn ich sage, dass Buster mit "Ashen" das Gitarrenspiel im modernen Metal revolutioniert, aber die Töne und Geräusche, die er der Gitarre entlockt, habe ich noch nicht gehört und sie scheinen geradewegs aus der Hölle zu kommen. Ein "normales" Riffing, wie man es von 99% der Veröffentlichungen im Metal gewohnt ist, existiert so gut wie gar nicht. Es scheint eher, als wenn Buster das Schlagzeug auf der Gitarre nicht nur begleitet, sondern es enorm kreativ orchestriert - das passiert halt, wenn man einem Schlagzeuger eine Gitarre überlässt!
"Ashen" dockt dabei musikalisch eher an die Urgewalt von "Abyssal" (2019) an, als an die Horrorszenarien von "Välde" (2021). Als "neue Zutat" gibt es in Songs wie 'Linger', 'Withering', 'Instill', 'Shell' oder 'Passage' (inklusive dem einzigen Klargesang auf dem Album) tatsächlich einen dezent melodischen, wiederkehrenden Refrain, was einen guten Anker in der doch sonst eher sehr chaotisch-komplexen Musik schafft. Nicht zu verschweigen sind zudem die folkloristischen Gesänge, die sich auf wundersamer Weise ganz vorzüglich in die düstere, doomige Welt von 'Instill' anpassen.
"Ashen" wartet mit den absolut fiesesten Breakdowns auf, beziehungsweise besteht im Falle von 'Blood Spilled' auch mal aus einem einzig großen Abriss. Aber auch der stampfende Mittelteil in 'Labyrinthian' sorgte bereits im Vorfeld für Furore, ein Nackenbrecher deluxe! Das Ungetüm des Albums heißt jedoch ohne Zweifel 'Catastrophize', meine Fresse, was für eine abartige, intensive Nummer, herrlich! Die in 'Lifeless, Deathless' oder 'Labyrinthian' eingestreuten cleanen Gitarrenparts erinnern mich hingegen gar an skandinavischen Black Metal und verschaffen viel Tiefgang. Man merkt: Es gibt viel zu entdecken!
"Ashen" ist ein ganz schön dicker und dichter Brocken, der eine unglaubliche Faszination auf mich ausübt. Man wird mit 'Blood Spilled' quasi wie von einem schwarzen Loch eingesogen und nach 'Bearer' total fertig, aber glücklich wieder ausgespuckt. Die Schubladenfindung gestaltet sich schwierig. Deathcore ist eigentlich nicht ausreichend, denn HUMANITY'S LAST BREATH definiert mit "Ashen" quasi nebenbei die Grenzen des modernen Metal neu und ist sicherlich das bisher reifste und eigenständigstes Album der Band.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Jakob Ehmke