HYDE - Faith
Mehr über Hyde
- Genre:
- Rock
- Label:
- Gan-Shin Records
- Release:
- 08.09.2006
- Jesus Christ
- Countdown
- Made In Heaven
- I Can Feel
- Season's Call
- Faith
- Dolly
- Perfect Moment
- Mission
- It's Sad
Bei der Fülle der derzeit den Markt überflutenden Visual Kei-Bands vergisst man fast, dass die Japaner ein mindestens genauso großes Faible für melodischen Rock und Metal haben, wobei der Fan hier eher neidisch an die berühmten Japan-Bonus-Tracks oder "Live in Tokyo"-Alben europäischer Formationen denken mag. Tatsächlich gibt es aber auch im Land der aufgehenden Sonne Künstler, die sich vor der internationalen Szene nicht verstecken müssen. HYDE ist einer davon und setzt nach einer bisher sehr erfolgreichen Karriere in der Heimat nun zum Sprung auf den deutschen Markt an. Der auf den Bildern recht nachdenklich dreinblickende Sänger stand ein Jahrzehnt lang der Formation L'ARC EN CIEL vor, einer der größten Rockbands Asiens, bevor er sich vor fünf Jahren als inzwischen nicht minder gefeierter Solo-Künstler im Dienste des "spirituellen Rock" versuchte - wobei die zum Teil christlich angehauchten Texte auf "Faith" weniger predigend, sondern sehr lebensnah wirken. Verstehen kann man sie sowieso nur zum Teil, weil HYDE in sieben von zehn Stücken japanische Textzeilen oder Satzfragmente einstreut.
Musikalisch gesehen ist das Album eine echte Wundertüte, voll gestopft mit zahlreichen Spielarten des (Melodic) Rock. Bereits im leidenschaftlichen und erfrischend basslastigen 'Jesus Christ' demonstriert HYDE seine enorme stimmliche Bandbreite und wagt sich - stets mit einem leicht seufzenden Timbre - in verdammt hohe Tonlagen vor. Die Gitarrenleads des japanischen Mit-Produzenten Kaz lassen (ebenso wie in 'Season's Call' und der Bono Vox-Hommage par excellence 'Mission') Parallelen zu U2 erkennen, und die dezenten Piano-Passagen geben dem ganzen eine leicht jazzige Note. 'Countdown' ist hingegen ein treibender, moderner Rocksong mit gut dosierten ruhigeren Einschüben, auf die das folgende 'Made In Heaven' dann komplett verzichtet - der Gesang tönt hier eine ganze Ecke rauer, und das Ding prescht verdammt forsch und ein wenig "nu" nach vorn, wie auch der Rausschmeißer 'It's Sad' eine gute Portion Rock'n'Roll-Spirit atmet. 'I Can Feel' kokettiert mit (finnischem) Gothic Rock und würde sich auch auf einem Output von Ville Valo & Co gut machen, während der Titeltrack erneut von den wundervollen Bass-Melodien des Danny Lohner (u. a. NINE INCH NAILS) zeugt. Das abwechslungsreichste Stück des Albums ist 'Dolly' (wer hier an das Klon-Schaf denkt, liegt goldrichtig), in dem sich numetallische Brachialriffs und elektronische Spielereien mit dem exzellenten Drumming von Scott Garrett (THE CULT, THE MISSION) und HYDEschem Pathos mischen - klasse! Im verträumten 'Perfect Moment' beweist der Musiker außerdem ein gutes Gespür für kitschfreie Balladen.
"Faith" ist ein wirklich buntes Album, das gerade aufgrund seiner Vielseitigkeit keine Langeweile aufkommen lässt. Auf der Webseite des bandeigenen Labels Haunted Records gibt's übrigens ein paar kurze Songschnipsel zum antesten.
P.S.: Der Besuch der Bandhomepage sei Menschen mit kindlichem Gemüt wärmstens empfohlen. Der Informationsgehalt der nur sporadisch ins Englische übersetzten Seite ist zwar eher mäßig, aber es gibt viele unterhaltsame kleine Details (wie die über den Schrank huschende weiße Maus im Shop), die man mit ein wenig Geduld per Computer-Mausklick aufspüren kann.
Anspieltipps: Jesus Christ, Made In Heaven, I Can Feel, Dolly, Perfect Moment
- Redakteur:
- Elke Huber