HYPNO5E - Shores Of The Abstract Line
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2016
Mehr über Hypno5e
- Genre:
- Cinematic Metal/Progressive Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Pelagic Records
- Release:
- 19.02.2016
- I. East Shore - Landscape In The Mist
- II. East Shore - In Our Deaf Lands
- III. West Shore - Where We Lost The Ones
- IV. West Shore - Memories
- V. Central Shore - Tio
- VI. North Shore -The Abstract Line
- VII. North Shore - Sea Made Of Crosses
- VIII. South Shore - Blind Man's Eye
Die Ästhetik der Hässlichkeit.
Ich weiß nicht so recht, wie ich dieses Review beginnen soll. "Shores Of The Abstract Line" ist derartig überwältigend, dass keine Worte es ausreichend beschreiben mögen. Klar ist: Das dritte Album dieser Franzosen lässt mich nach "Acid Mist Tomorrow" (2012) einmal mehr die Höchstnote ziehen.
"Shores Of The Abstract Line" ist ein Gesamtkunstwerk, das ganzheitlich überzeugen und emotional bewegen vermag, wie es bei mir nur ganz wenig Musik schafft. Ja, es ist unglaublich komplex und auch ist es hässlich, laut, aggressiv, verstörend, düster und depressiv. Aber ebenso ist es wunderschön, lädt zum Träumen ein, ist still, zerbrechlich und geheimnisvoll. Hypnotisch.
Was bisher das Aushängeschild HYPNO5E' war, wird auf "Shores Of The Abstract Line" zur Perfektion geführt: In beispielloser Manier werden die krassesten Gegensätze vereint - und das ganz und gar ohne Patchwork zu sein. Im Klartext: Einem extrem vertracktem Aufschrei mit wildem Schlagzeugspiel und Dissonanzen folgt ein besinnlicher, im Vergleich straighter Part mit zartem Instrumentalspiel, Klargesängen, die mal flüsternd, mal mehrstimmig, aber immer eindringlich sind. Und so willkürlich die abrupten Breaks scheinen mögen, machen sie doch immer genau so und genau an der Stelle Sinn.
Wichtiger Bestandteil sind auch wieder die regelmäßig eingestreuten Samples, mal auf Englisch, öfter auf Französisch. Ich weiß nicht, welche Quelle HYPNO5E für die Monologe hat, aber das ist auch nebensächlich. Denn sie schaffen es den Songs eine ganz eigene, unheimlich-mysteriöse, Atmosphäre zu verleihen - egal, ob man der englischen und/oder französischen Sprache mächtig ist oder nicht. Die Singsprache ist bis auf das dramatische 'Tio' (spanisch) Englisch.
Einzelne Songs zu beschreiben hat wirklich keinen Zweck und würde der, wie die Band selbst sagt, bipolaren Musik, auch in keiner Form gerecht werden. Sowieso ist es sehr zu empfehlen, die fünf "Shores" bzw. die acht Songs trotz einiger Überlängen am Stück zu genießen. Nur dann kann das Album tief ergreifen und durch alle Extreme mitreißen.
Wer die Band aus Montpellier kennt, dem sei, außer "kauft das Album!", gesagt, dass der Trend von "Acid Mist Tomorrow" fortgesetzt wird, das neue Albumcover weißt nicht rein zufällig Ähnlichkeiten auf. Auffällig ist, dass der Sound viel fetter, als zuvor ist. Ich mag auch den eher natürlichen Klang der letzten beiden Alben, aber der vielschichtigen Musik steht das moderne und doch dynamische Klangbild ebenfalls sehr gut. Ebenso ist bemerkenswert, dass die Gitarrenarbeit differenzierter gestaltet ist. Es gibt nach wie vor monströse Riffs, aber ebenso tolle Harmonien zu entdecken und auch die Akustik-Parts scheinen noch ausgefeilter.
HYPNO5E kann man nicht ernsthaft mit anderen Bands vergleichen, aber wer sich eine Mischung aus (frühen) OPETH, BETWEEN THE BURIED AND ME, MESHUGGAH, THE DILLINGER ESCAPE PLAN und einer angenehmen Portion Post Metal vorzustellen wagt, ist herzlich eingeladen eine ganz tolle Band kennenzulernen, die einen Unterschied macht: HYPNO5E.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Jakob Ehmke