IAMX - Fault Lines²
Mehr über IAMX
- Genre:
- Alternative / Electro
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Nexilis / The Orchard
- Release:
- 30.08.2024
- Neurosymphony
- Infinite Fear Jets
- Conflict Medication
- Deathless Wilds
- The Ocean
- War Of Words
- Grass Before The Scythe
- Life Before Death
Sperring, verstörend und dennoch wunderschön.
Mit der Band IAMX ist es noch nie einfach gewesen. Also musikalisch gesehen. Das was die Formation um Bandkopf Chris Corner abliefert, war und ist keine leicht verdauliche Kost. Mit einer gewissen Portion zurückhaltender Extrovertiertheit verleiht der Sänger seit Bestehen der Band dem Sound, aber auch den Liveauftritten, eine sehr markante Note. Der hausinterne Klang wabert mal mehr Richtung Gitarren und ein andermal mehr Richtung Elektronik. Damit ist die Achterbahn der Gefühle von der Sache her schon so gut wie vorprogrammiert.
Dass das auf dem neuen Werk "Fault Lines²" nicht anders ist, versteht sich von selbst. Der eigene musikalische Anspruch, Perfektion und Abgründe so nah beieinander zu zelebrieren, all das liefert der Nachfolger von "Fault Lines" voll und ganz. Alles andere hätte aber auch verwundert, denn halbe Sachen waren noch nie das Ding von Chris Corner und seinen Mitstreitern. Meisterhaft verstehen sie es, eingängige Melodien zu zaubern, die dennoch fest im Hirn hängen bleiben und damit nie in der Belanglosigkeit verloren gehen. Man könnte glatt meinen, er spielt mit dem Hörer Zuckerbrot und Peitsche. Wer sich auf die Musik einlassen kann, der wird Gefallen an diesem Spiel finden, denn hat uns der Meister einmal in seine Abgründe hineingezogen, hilft er jedem auch wieder heraus und entlässt den Konsumenten ohne Fragezeichen auf der Stirn aus dem neuen Werk.
Doch schauen wir es uns einmal genauer an. 'Neurosymphony' eröffnet das Album noch relativ ruhig. Doch so nach und nach gewinnen die Bässe die Oberhand und verschmelzen mit Corners charakteristischem Gesang. Irgendwie hat dieser Song von allem etwas, was "Fault Lines²" offeriert. 'Infinite Fear Jets' mäandert zwischen technoiden Klängen und Oldschool-EBM. Sein treibender Charakter ist perfekt für die Clubs geeignet und sollte für eine volle Tanzfläche sorgen. Möchte man einem Außenstehenden die eingängige Sperrigkeit von IAMX anschaulich erklären, dann sind 'Conflict Medication' oder 'War Of Words' bestens dafür geschaffen. Die Tracks bieten das ganze Potpourri an Gefühlen. Etwas ruhiger und sanfter präsentiert sich dagegen 'Deathless Wilds' ohne dabei einfache Kost zu sein, denn auch hier gibt es die Haken und Ösen, um es dem Hörer nicht wirklich einfach zu machen. Im Hintergrund ist bei diesem Song Janine Gezang zu hören, welche bei Liveauftritten der Band auch schon am Start war.
Völlig anders als gewohnt beginnt 'The Ocean'. Die isländische Sängerin Hafdís Huld eröffnet mit einem bezaubernden Gesang das längste Stück des Albums. Der Song lebt von Pianoklängen und dem eindringlichen Gesang, der zwischen Bedrohlichkeit und Zerbrechlichkeit hin und her schwankt und viel abverlangt. Doch auch hier wird zum Ende der Hörer mit dem sanften Gesang der Isländerin wieder abgeholt. Das ist wirklich erstaunlich, wie das immer wieder perfekt gelingt. Die oben erwähnte Kombi, bei der man einen eingängigen Sound nicht in der Bedeutungslosigkeit versenkt, die findet man bei 'Grass Before The Scythe' vortrefflich.
Tja, am Ende serviert uns IAMX mit 'Life Before Death' noch einmal einen echten Brocken. Musikalisch betrachtet lebt der eher spartanische Song von einer Klavierline und diversen Klangsamples. Dennoch schafft es Chris Corner noch einmal ein Meisterwerk zu erschaffen. Dieser geniale Minimalismus klingt traurig und nach Abschied und genau das ist es ja auch. Er bereitet den Hörer langsam, aber bestimmend auf das Ende des Werkes vor.
Wem das jetzt alles viel zu kompliziert und verkorkst klingt, der sollte sich einfach mal an dieser Scheibe versuchen. Entweder man mag die Art von Musik und den Sound oder eben nicht. Wer bis dato vom IAMX-Output angetan ist, der findet hier ein kleines Juwel.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Swen Reuter