ICON FOR HIRE - Scripted
Mehr über Icon For Hire
- Genre:
- Pop Rock / Alternative
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Tooth & Nail Records
- Release:
- 23.08.2011
- Overture
- Theatre
- Make a Move
- Get Well
- The Grey
- Off With Her Head
- Fight
- Up In Flames
- Iodine
- Only a Memory
- Pieces
I mean how many more times must our stories be told?
Nun steht sie also endlich an, die erste Europa Tour von ICON FOR HIRE. Endlich kommt dieser Indie-Geheimtipp über den großen Teich. Pläne schien es dafür ja schon genug gegeben zu haben, aber wie die Tour mit THE HOLLYWOOD UNDEAD auch zustande gekommen ist, das sind großartige Nachrichten. Und wenn DAS nicht der Moment, die Gelegenheit ist, um nach dem 2013er Album "Icon For Hire" auch endlich das Debüt zu besprechen, wann dann?
Und wir können es eigentlich kurz machen: Alles, was das zweite Album im letzten Jahr auf die Meute losgelassen hat, findet sich auch, vielleicht noch etwas... naiver, auf dem Debüt, Das heißt, es gibt ein Powerhouse aus Melodien, elektronischen (Keyboard?) Klängen und Ariels unverwechselbarer Stimme. Was die Dame kann, beweist sie bereits in 'Theater' (wie sie die Melodie zum Ausklang halten kann, ist schon große Kunst).
Und dann geht es gleich weiter mit am Rap angelehnten Strophen und Lyrics, die auch die Emo Fraktion glücklich machen wird. Dazu weiß die Gitarre immer, was sie tun muss. Ob rifforientierte Bridge Untermalung oder leichtes Strophengefidel. Das ganze Album ist so wahnsinnig vollgestopft mit Melodien, die vielleicht vor allem etwas jüngeren Mädels, ganz sicher aber auch Alternative Fans älterer Semester gut schmecken werden. Und nein, das schließt sich nicht aus.
Kommen wir erst einmal zu den schlechten Nachrichten. Obwohl... eigentlich ist es eine Gute, denn: Lediglich ein Song ('Fight') will auch nach Monaten nicht im Gehörgang reifen und fällt somit als mittelmäßig aus der Reihe. Und das wars. Gebt der Scheibe mehr als 2-3 Durchläufe (bei knapp über 30 Minuten Spielzeit könnt ihr euch das ruhig mal leisten) und dann werden auch die meisten zunächst "schwächer" wirkenden Songs wie 'Up In Flames' (toller... ähm... "Groove", reißt einen irgendwann einfach mit) und die zweite Ballade 'Only A Memory' (da ist er wieder, der Herzschmerz, hach!) zünden. Ich geb euch jetzt zwar nicht Brief und Siegel darauf (von wegen Klage und so), aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich kein europäischer Einzelfall bin. Und für Leute, die nur das selbstbetitelte zweite Werk kennen: Sofort diese Scheibe kaufen, die ist noch eine Nasenspitze geiler. Äh. Eine Nasenspitze "vor" dem neuen Album.
Übrigens kommt Ariels Art, wie ein Wasserfall zu reden, den meisten Songs echt zu Gute. Dadurch fließen so manche Strophen schneller als "gedropte" Rhymes von Rappern. Moment. Was hab ich da gesagt? Also... sie singt schneller, als manche Rapper rappen können. Und das muss man erstmal schaffen. Dabei bleibt sie aber zu jeder Zeit klar und unmissverständlich. Und berührt mit ihrer fantastischen Stimme. Hab ich die starken Lyrics schon erwähnt?
Da reiht sich Ohrwurm an Ohrwurm, die ganz klaren Highlights dürften aber das leicht melancholisch selbstbemitleidende 'Get Well' (nicht abschrecken lassen, da stecken viele Elektroklänge drin, aber auch die besten Strophen der ganzen Scheibe), das provozierende 'Off With Her Head', der Melodieüberkracher 'Iodine', den noch mal alles zusammenfassenden und süchtig machenden Rausschmeißer 'Pieces' und die in jeder Hinsicht fantastische Ballade 'The Grey' sein. Besonders letztgenannter Song müsste 90% der Hörer sofort ins Herz gehen. Ariels Stimme ist für diese Art Songs einfach wie gemacht. Zwar klingt sie dabei immer wieder leicht nach Teenager (und hey, so viel älter war sie da gar nicht), aber wenn sie zum Refrain ansetzt, schmachtet das Herz, blutet voll Trauer und Mitleid und dann setzen sogar Geigen ein. Das schreit nach Kitsch und natürlich habt ihr Recht. Aber muss Kitsch immer abwertend gemeint sein? Und hat nicht jeder irgendwo ein "guilty pleasure" vergraben? Lieber etwas derart liebevoll Arrangiertes (und zum Abschluss schön mit E-Gitarreneinsatz bestückt), als Pop Rock Stangenware.
Die Band konnte diesen unwiderstehlichen Mix aus Pop Rock und Alternative mit teilweise an den Hip Hop angelehnten Strophen also schon auf dem Debüt (!) aus dem Effeff. Noch dazu stecken so viele Melodiebrocken unter der Haube, dass das Album zu platzen droht. Die Quantität stimmt absolut und nicht nur die schiere Masse überzeugt, fast jedes bißchen Melodiefetzen ebenso, geht ins Ohr und dann über Umwege auch mal direkt ins Herz. Und im Körper bleibt die Musik dann auch eine ganze Weile. Wenn sie dieser Linie treu bleiben und auf dem dritten Album den Electroanteil minimal runterfahren, dann läuft das. Für Alternative Fans und Genießer von hochwertigem Pop Rock ist die Scheibe ein Pflichtkauf.
Und dann kommt hoffentlich auch irgendwann eine gescheite Europa-Promotion dazu. Den Anfang macht die Tour, und jetzt entschuldigt mich, ich geh Songtexte proben. Ich will ja glänzen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Dennis Hogrefe