ICYCORE - Wetwired
Mehr über Icycore
- Genre:
- Progressive Metal
- Label:
- Limb Music
- Release:
- 10.05.2004
- Wetwired
- Upload
- The Net
- Visions Of Numeric Life
- The Hollow Men
- Watchdog & Virus
- Chrome
- Redefine Stru
- A New Gestalt
- Watch Me Now
- Inner Void
- Eternal Unlife
Eigentlich ist das ja schon seltsam: Da beginnt eine Gruppe italienischer Informatikstudenten als lupenreine Thrash-Band, entdeckt dann aber über die Bassistin Lisa Oliviero (welche außerdem bei ELDRITCH tätig ist) die Liebe zum Progressive Metal und möchte diese fortan auch in ihrer Musik ausleben - nur legt man komischerweise darauf wert, dass man auf keinen Fall Progressive Metal spielt. Nun, liebe Leute von ICYCORE, was spielt ihr denn sonst?
Direkt von Anfang an blitzen auf "Wetwired" nämlich Einflüsse von DREAM THEATER und QUEENSRYCHE durch, wobei Letztere aufgrund der nicht ganz so komplexen Spielweise wohl der passendste Vergleich zum Sound von ICYCORE wären. Anders als der Großteil ihrer einheimischen Kollegen klingen ICYCORE aber keinesfalls wie ein zweitklassiger Abklatsch, sondern schaffen es partiell sogar richtige Akzente zu setzen, wobei es mir besonders der Sänger angetan hat, dessen kraftvolles, wenn auch meist in höheren Tonlagen angesetztes, Organ nicht selten an Geoff Tate Anfang der Neunziger erinnert.
Hinzu kommen einige eingängige Melodien, die sich schon beim ersten Mal erschließen lassen und im Falle von `Watch Me Now´ auch direkt hängen bleiben wollen. Und damit wären wir auch schon beim Thema Hooklines, denn davon finden sich auf "Wetwired" dann doch zahlreiche, was aber nicht heißen soll, dass ICYCORE hier typisches Italo-Easy-Listening aufbieten. Im Gegenteil, innerhalb ihrer leicht komplexen Songstrukturen haben die Italiener einige verdammt einprägsame Earcatcher versteckt, welche nicht nur dem aufmerksamen Hörer vorbehalten sein sollten. Als Paradebeispiel seien hier der ziemlich harte Titeltrack und das starke 'Chrome' (mit Gastvocals von Terrence Holler, ELDRITCH) genannt, welche gleichzeitig meine persönlichen Favoriten auf "Wetwired" sind.
Doch obwohl sich das hier alles schon sehr vielversprechend anhört ist die aktuelle Scheibe von ICYCORE dann doch nicht der alles wegblasende Knüller geworden, da sich an vielen Stellen einige offensichtliche Schwächen offenbaren. Da wäre zunächst mal dieser seltsame Keyboardsound, welcher gerade dann, wenn er in eine modernere Richtung gedrängt wird (wie z.B. beim instrumentalen Zwischenspiel `Redefine Stru´), gar nicht zur Musik von ICYCORE passen will und ziemlich aufgesetzt klingt. Desweiteren verfangen sich die Italiener zeitweise in einigen unschlüssigen Arrangements wie etwa beim abschließenden `Eternal Unlife´, bei dem die einzelnen Fragmente irgendwie nicht ganz zueinander gehören wollen. Und auch in Sachen Abwechslung mangelt es der Musik von ICYCORE des Öfteren schon recht arg, da die Rhythmen über die gesamte Spieldauer kaum verändert werden und man trotz einiger Breaks und Tempowechsel fast immer im selben Takt voranschreitet.
Von Bands wie QUEENSRYCHE (und damit meine ich die Zeit, in der die Band noch das spielte, was man heute unter dem Begriff Progressive Metal versteht) und DREAM THEATER, denen man in sämtlichen Belangen dann doch noch zwei bis drei Klassen unterlegen ist, können diese Italiener also noch viel lernen, wobei ich jedoch zugestehen muss, dass man in vielerlei Hinsicht schon wichtige Schritte in die richtige Richtung getätigt hat. Um aber zumindest an die nationale Spitze zu stoßen (an die ELDRICTH sich mit ihrem neuen ALbum wieder eindrucksvoll zurückgeschossen haben), muss die eine oder andere Komposition noch ausgereifter und besser durchdacht klingen, was auf "Wetwired" leider nur bei zwei Dritteln aller Songs der Fall ist. Für den Anfang ist das dann auch ganz gut und ich empfehle geneigten Fans, bei Interesse doch mal ein Ohr zu riskieren.
Anspieltipps: Wetwired, Visions Of Numeric Life, The Hollow Men, Chrome
- Redakteur:
- Björn Backes