IDLE HEIRS - Life Is Violence
Mehr über Idle Heirs
- Genre:
- Post Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Relapse Records
- Release:
- 11.04.2025
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Das unverhoffte Comeback des COALESCE-Frontmanns.
Nach dem abrupten Ende von COALESCE hat sich Sean Ingram doch weitestgehend aus der Musikszene zurückgezogen. Zwar kam die Band noch für einige Reunion-Shows zurück, doch inzwischen darf man davon ausgehen, dass die Mathcore-Pioniere endgültig das Zeitliche gesegnet haben und als eine der wichtigsten Szene-Acts in den Büchern stehen. Überraschenderweise ist Ingram nun aber wieder auf der Bildfläche aufgetaucht, um seine persönlichen Statements zum gesellschaftlichen Wandel und den vielen Grausamkeiten, mit denen sich der Planet inzwischen konfrontiert sieht, abzugeben. IDLE HEIRS heißt sein neues Projekt, "Life Is Violence" die erste Platte und Post Metal das aktuelle Betätigungsfeld - und ähnlich wie bei COALESCE geht hier erst einmal gar nichts nach konventionellen Strickmustern.
Allerdings sind die acht neuen Songs deutlich leichter zugänglich als das Material, das Ingram bei COALESCE angeboten hat. Gemeinsam mit Josh Barber, der auch den letzten Releases von THE DEVIL WEARS PRADA und NORMA JEAN den passenden Rahmen verpasst hat, zeichnet er hier ein weitgehend apokalyptisch anmutendes Szenario, in dem brachiale Gitarrenwände gegen eine extrem beklemmende Atmosphäre ankämpfen, Verzweiflung, Wut und Trauer einen musikalischen Spiegel erhalten, während die Band sich zwischen introvertierten Strophen und explosiven Refrains in einen echten Rausch spielt.
Erstaunlich ist dabei einmal mehr, wie Ingram es meistert, sich selbst urplötzlich immer wieder neu in den Fokus zu bringen, mit wüstem Geschrei die eher stillen Momente von "Life Is Violence" kontert und als Teil einer extrem spannungsgeladenen Gesamtdynamik die verschiedensten Emotionen in Windeseile auf den Punkt bringt. Selbst der Umstand, dass die Songs weitaus leichter nachvollziehbar sind, als man es vom einst sehr umtriebigen Sänger gewohnt ist, zieht der Intensität von "Life Is Violence" in keinem Augenblick den Stecker. Lediglich der Umstand, dass die Arrangements einander auf Dauer ein bisschen gleichen und die Überraschungseffekte zum Ende hin ausbleiben, könnte man IDLE HEIRS kritisch auslegen. Da jeder einzelne Song aber als echter Brocken über die Linie geht und für sich betrachtet etwas sehr Erhabenes, Monumentales ausstrahlt, ist selbst in den brachialen Phasen der neuen Scheibe die Gänsehaut immerzu spürbar. Damit hat Ingram genau das erreicht, was ihm bei der Konzeption von "Life Is Violence" vorschwebte.
Man könnte sicher nun argumentieren, dass einige Grundaussagen ein wenig plakativ und vielleicht auch zu pauschal formuliert sind. Doch IDLE HEIRS kann hier auch musikalisch Nachdruck verleihen und ein echtes Happening ins Rennen schicken, das dem besonderen Ruf seines Urhebers auch völlig gerecht wird. Da die Scheibe immer weiter wächst und man auch immer neue Details entdeckt, kann man definitiv von einem triumphalen Comeback sprechen - anders als erwartet vielleicht, aber dennoch denkwürdig!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes