IDORU, THE - Face The Light
Mehr über Idoru, The
- Genre:
- Alternative/Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Release:
- 05.09.2008
- Violent Night
- Enemy No. 1
- Bury It All
- Make It Out
- Ocean Calls
- Let 'Em Pass Away
- Draw A Land! Face The Sun
- Out Of Eden
- False Confessions
- Eternal Stream
Frischer Wind aus Ungarn!
The Idoru aus Ungarn sind in Deutschland ein völlig unbeschriebenes Blatt und das obwohl sie nicht wie viele andere Magyarenbands in ihrer Muttersprache singen, sondern ihre Lieder englisch vertonen. Die Budapester bestehen seit 2003 und haben in den Jahren durch zwei EPs und drei Studioalben ihren Stil verfeinert, so dass wir es mit einer jungen, aber durchaus bereits gereiften Band zu tun haben.
Musikalisch einordnen lassen sich THE IDORU wohl am ehesten unter Alternative Metal, aber die Sticker Emo oder Screamo bleiben genauso haften wie das Etikett Metal. Ein Markenzeichen der Band sind die fast durchgehend kurzen Songs, die nach wenigen Sekunden loslegen wie ein Wirbelwind und einfach zu Ende sind, wenn der Band danach ist. So enthält "Face The Light" zehn Lieder, aber die Scheibe ist dennoch nur 32 Minuten lang! Trotzdem lässt sich das Lächeln nicht aus meinem Gesicht entfernen, denn die Hitdichte ist unglaublich hoch, aber anstatt den Chorus noch zweimal zu wiederholen oder ein paar Solo-Dudeleien einzufügen, belassen die Fünf es einfach dabei. Seltsam, aber wirkungsvoll!
Gleich zu Beginn geht es richtig in die Vollen und die dezenten Punkeinflüsse des Openers 'Violent Night' paaren sich herrlich mit Alternative-Melodien - eine hard rockende Hymne und ein absoluter Ohrwurm, der in den Hochgeschwindigkeitssturm von 'Enemy No.1' mündet. Dieser entpuppt sich aber ebenfalls als catchy. Was soll man zuerst machen? Mitsingen oder das Wohnzimmer im Pogo-Wahn vernichten? Glücklicherweise schalten die Ungarn dann einen Gang zurück und verlassen die Überholspur, werden in 'Make It Out' sogar richtig poppig. Nun ist THE IDORU mit beiden Füßen im Alternative, erinnert im folgenden Song 'Ocean Calls' deutlich an das Vorgängeralbum "Monologue", bevor es wieder etwas härter wird. Dieser Sound ist unbestreitbar amerikanisch. Wären die Buben in Boston statt Budapest unterwegs, wäre sicher kein Emo-Mädchen-Herz ungebrochen. Ein solches Hitalbum habe ich zuletzt von BILLY TALENT gehört – und das war nicht deren aktuelles Werk.
'Out Of Eden', das das Tempo wieder anzieht und anständig durchs Gelände hoppelt, läutet bereits langsam das Ende des Albums ein. Bei Auftritten sollten die Clubbesitzer auf jeden Fall keine Gläser ausgeben, das könnte zu Verletzungen führen. Mit 'False Confessions' ist auf "Face The Light" auch einer der längsten Songs der beiden mir bekannten Alben enthalten, der die geradezu epische Vier-Minuten-Marke locker überspringt, bevor ein symphonischer, aus der Reihe tanzender Track von normaler, ähm, Kürze die Scheibe beschließt. Das dürfte die einzige Band sein, bei denen die Radio-Edits der potentiellen Hits verlängert werden müssen.
Ich komme nicht umhin, THE IDORU zu attestieren, dass ihr perfider Plan aufgeht. Anstatt einen Song totzunudeln, hören sie auf, ehe Langeweile aufkommen kann. Stattdessen wird die "Repeat"-Taste zum Busenfreund der CD und häufig habe ich mich ertappt, wie ich Songs gleich nochmal hören musste und mich ärgerte, dass sie so schnell wieder zu Ende waren.
Wer mit dem Stil etwas anfangen kann, sollte sich diesen Geheimtipp nicht entgehen lassen, der fast alles, was in dem Genre in diesem und auch den letzten Jahren erschienen ist, locker in den Schatten stellt.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger