IMOGENE - Imogene
Mehr über Imogene
- Genre:
- DronePopBluesRock
- Label:
- Intrepid Sound Records
- Release:
- 25.04.2007
- Happy Communing
- Paper Dolls
- Sunny Day Child
- Wormwood Raindrops
- Not To Be
- Wasteoids
- Daath
- Seraphim
- Tongue And Groove
- Dark Room
- Slow Dive
- Quoth!
IMOGENE und ich fanden sich zufällig in einem Internetforum, kurz bevor ich "Imogene" in echt in der Hand halten durfte. Die Typen organisieren so ziemlich alles selbst: Touren, Kontakte und die Platten. Es ist die erste richtige. Schon damals zog mich 'Happy Communing' auf den gesunden Boden zurück. Ich hatte einen schlechten Tag, da kam mir die Unaufgeregtheit gerade recht. Und trotzdem ist das Stonermucke. Das kalifornische Quartett macht Musik für all die alten Karren dieser Welt, für den melancholischen Zyniker und den kichernden Alkoholiker. Man trägt Bärte und Abrieb von Kunstlederjacken, wippt die verschwitzte Stirn in rotweingetränkter, schlafloser Nacht.
Für diejenigen unter uns, die schon mal Nächte auf Bahnhöfen verbringen mussten. Für die, die sich wünschen, dass Bushaltestellen und Bahnhöfe nach 22.00 Uhr beschallt werden sollten, damit finstere Reisende sich näher kommen: Das ist der Soundtrack dazu. Du latschtst hinüber in den überteuerten Reiseshop, spuckst zur Strafe in die Schokoladenauslage, kaufst dir zwei Tüten Erdnüsse und das billigste Wermuth-Gesöff. Dann gehst du mit der gerade Gestrandeten aus Murcia zum Bahnsteig 5, hockst dich auf die besudelte Bank, knöpfst das Fläschlein auf und schiebst der Fremdsprachlerin den linken Ohrstöpsel deines Abspielgerätes zu. 'Wormwood Raindrops' läuft und da baucht's kein Wort. Die Spanierin nickt stumm: "Gute Musik, hast Anspruch!"
Du wirst mutig. Sie, plötzlich Mitleid im Lächeln, macht dir klar, dass sie eine Doktorin der Philosophie hat und nun zum Steinmetz umschult. Du fühlst dich dumm und zurückgeblieben. Doch wenigstens hast du 'Wasteoids' auf dem Ohr. Soll die Welt doch funktionieren, wie sie will, solange du Anspruch hast.
Erinnerungen und jegliche Vergleiche schmecken bei Beschreibungen immer fade. Nur so viel, da gab es mal eine Band, SWELL genannt, die ihre Mucke "Drone Pop" nannte. Sehr trefflich. Vortrefflich die Produktion, welche halb ranzig-rostig, halb dunkelbluesig aus der Bredouille quillt. Es steht der Band sehr gut, die taktvoll strikten Grundformen anzuwenden. Man schreitet voran und frickelt nicht herum. Unter all der unbedarft klingenden Garagenprobe schimmert ein königliches Piano-Organ hindurch, das Drumkit ist nie schläfrig und der Achtsaitenbass schleicht durch die Garage, um die Bierreste ausfindig zu machen. Darüber ein verzerrtes Slide, das die Erotik einer viertelvollen Wermuth-Flasche verströmt. Ja, das ist Ärger, der aber Spaß macht.
Scheiß auf das Geld für die Fahrkarte! Solange du noch so da sitzen kannst. Und IMOGENE bei ihrem meisterhaft abgehangenen Debüt lauschen kannst. Und wehmütig Wermuth trinkst.
Die Dicke aus Murcia ist eingeschlafen, du trinkst auch ihre Portion und liebst 'Seraphim', 'Tongue And Groove', und vor allem 'Sunny Day Child'. Aber eigentlich liebst du alles.
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben