IMPALED NAZARENE - Eight Headed Serpent
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2021
Mehr über Impaled Nazarene
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Osmose Productions
- Release:
- 28.05.2021
- Goat of Mendes
- Eight Headed Serpent
- Shock and Awe
- The Nonconformists
- Octagon Order
- Metastasizing And Changing Threat
- Debauchery And Decay
- Human Cesspool
- Apocalypse Pervertor
- Triumphant Return Of The Antichrist
- Unholy Necromancy
- Mutilation Of The Nazarene Whore
- Foucault Pendulum
Nuclear Metal galore!
Wenn eine etablierte Band sich nach satten sieben Jahren, die seit dem letzten Album vergangen sind, mit einem Sample des (nicht so) ehrwürdigen US-TV-Propheten Ed Citronelli zurückmeldet, welches uns selbigem bei der Austreibung eines Oralsexdämons, ja nun, beiwohnen lässt, dann kann es sich quasi nur um das Comeback von IMPALED NAZARENE handeln, denn einen abgedrehteren Humor als jenen des Herrn Mika Luttinen findet man selten. So gesehen verspricht das Intro vor allem eines: Die Finnen haben ganz offensichtlich vor, sich treu zu bleiben, und bei, ehm, Gott, das tun sie auch, denn nach diesem grotesken Einstieg bricht sich 'Goat Of Mendes' auf völlig wahnsinnige Weise Bahn. Mikas erster hysterischer Scream ist ein Bilderbuch-Übergang zum nicht minder hysterischen Scream der vom Propheten Ed behandelten Besessenen, und der punkige, rasend schnelle Black Metal hinterlässt auf Anhieb nichts als Zerstörung.
Alles beim Alten also in Suomi, und das macht direkt im Anschluss auch das Titelstück von "Eight Headed Serpent" klar, das dir im Stakkato-Stil einen Nagel nach dem anderen in den Schädel schießt. Die Band hackt und blastet sich durch satte dreizehn Stücke mit Spielzeiten zwischen einer Minute und fünf Minuten, wobei derer ganze zehn unter drei Minuten ins Ziel kommen, so dass es die Platte insgesamt auf kaum mehr als eine halbe Stunde bringt. Zu kurz, sagt ihr? Quatsch. Das ist genau die richtige Spielzeit für eine neue Schlachtplatte der finnischen Flaschengeister, denn anders als manch andere Band, zündet IMPALED NAZARENE halt an dieser Stelle dreizehnmal einen lauten, wüsten, wilden Knaller, der zwar schnell vorbei ist, aber auch ebenso schnell nochmal gehört werden will.
Ganz gleich ob 'Nonconformists' - ja, das glauben wir den Herren aufs Wort - MOTÖRHEAD-Einflüsse kräftig durch den Reißwolf dreht, ob 'Octagon Order' vor allem gesanglich ganz frühe BATHORY-Gewaltattacken mit einem krawalligen Schuss Crust Punk verfeinert, oder ob 'Debauchery And Decay' einfach alles mit einer punkigen Aggression zerlegt, wie eine Horde besoffener Goblins eine Kneipe, in welcher der Schnaps ausgegangen ist. Besonders grandios sind hier der Gitarrensound und die Riffs von Tomi UG Ullgrén und vor allem auch der Bass von Mika "Arkki" Arnkil, der auch direkt den Einstieg in die einminütige Gewaltorgie 'Human Cesspool' servieren darf.
Reima Kellokoski prügelt seine Jungs vor sich her, als gäbe es kein Morgen, hat dabei von Mika Jussila im Revolver Studio zu Helsinki einen herrlich giftigen und natürlichen Drumsound maßgeschneidert bekommen, den Sasko Ahonen im Finnvox Studio perfekt gemastert hat, so dass dem Hörer die von Anfang bis zum Ende zum Bersten angestaute Aggression direkt ins Gesicht springt, ihn dann am Nacken packt und mit ihm Schlitten fährt. Wenn wir uns sodann langsam dem Ende nähern, dann wird von Luttinen & Co. erneut - zum keiner weiß wievielten Male - ein prominenter Nazarener unangemessen behandelt, bevor sich ganz zum Schluss dann doch noch ein Song präsentiert, der anders ist als der Rest des Albums. Wie auch auf den letzten Alben hat sich die Band den epischen Longtrack fürs Finale aufgehoben, was bei IMPALED NAZARENE dann etwa fünf Minuten dauert. Mit 'Foucault Pendulum' nimmt die Truppe in einem pechschwarzen, zähen, eindrucksvollen Black/Doom-Meisterwerk die Flat-Earth-Gemeinde zünftig aufs Korn, was dann am Ende sehr gelungen den Bogen zum Anfang der Scheibe schlägt. Bei IMPALED NAZARENE hat man sicher viel Verständnis für allerlei Irrsinn, aber offenbar eher weniger für Dummheit.
Jo, was soll man groß mehr erzählen: IMPALED NAZARENE ist sich 100% treu, hat ein bärenstarkes und unfassbar fies klingendes Werk eingetrümmert, und gibt sich gewohnt sozialkritisch, denn am Ende dient "Eight Headed Serpent" nur einem noblen Zweck: "Der Heimsuchung einer krankhaften Welt voller Weichlinge, Angeber, Wangenhinhalter und ganz generell ignoranter Klebstoffschnüffler mitsamt derer Kanzelkultur und Tugendhaftigkeit." - Nuclear Metal galore!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle