IN-QUEST - The Comatose Quandaries
Mehr über In-Quest
- Genre:
- Death/Thrash Metal
- Label:
- Goodlife
- Release:
- 20.06.2005
- Diffuse Pattern Recognition
- Audiotoxic Binaries
- Socioneural Geneticism
- Cryoton Freqeuncy
- The Frozen: Nuclear Aftermath
- The Comatose Quandary
- Warpath
- Systematic Arhythmetic Hate
- Operation: Citadel (Bonus Track)
- Sigmoid Signal
- Resilient Androtronic Carnage
"Fröstelnd schreitet er vorwärts durch die kargen, lichtlosen Gänge aus Fliesen und Stein. Er geht geduckt, als würde er sich verstecken wollen vor dem, was er sucht. Das lange weiße Gewand schleift am Boden, die Haare fallen ihm nass und schwer ins Gesicht. Vom Boden steigt Nebel auf - und dann plötzlich: ein Geräusch. Seine kalten, toten Augen starren dich an, kurz bevor es schwarz um dich wird ..."
Ein kehliger Schrei, ein unverhofft einsetzender Groove, und es bricht los: 'Diffuse Pattern Recognition', das Eröffnungsstück zu IN-QUESTs letztem Machwerk "The Comatose Quandaries". Wer die Belgier bereits von ihrem genialen Vorgänger "Epileptic" her kennen sollte, wird gleich zu Beginn feststellen, dass ABORTED-Schreihals Svencho die Band verlassen hat. An seine Stelle tritt mit einem für Death Metal sehr klar gegrowltem "First there's no one, then they're all selected ..." Miqe Löfberg und lässt beinahe umgehend vergessen, dass man bis vor kurzem noch einen der fähigsten Death-Shouter als Frontmann hatte. Denn über den gewohnt statischen, kalten Polyrhythmen der Band liegt Löfbergs Gesang, irgendwo zwischen Björn "Speed" Strid und Jens Kidman, wie ein schwerer, vereinnahmender Teppich. Und im ersten, mit catchy Chorus ausgestatteten Song macht die Band klar: So muss IN-QUEST klingen und nicht anders.
Leicht fassbare Musik klingt anders, gar kein Zweifel. Aber darin liegt auch nicht die Stärke der Band. Vielmehr übernehmen IN-QUEST die technische Komplexität des Vorgänger-Albums, packen das Ganze in die Tiefkühltruhe und zertrümmern das entstandene Trockeneis gnadenlos auf des Hörers Schädel. Und wenn der nichts gegen klinisch-brachiale Produktion, wabernde Gitarrensoli und frostige Atmosphäre hat, wird er seine helle Freude damit haben. Dabei decken IN-QUEST ein breites Spektrum von Highspeed Death Metal wie in 'Audiotoxic Binaries' über balladeske Brutal-Epik ('Socioneural Geneticism') bis hin zu monoton-morbiden Hymnen wie 'Warpath' ab und geben sich sehr facettenreich. "The Comatose Quandaries" zeichnet sich auch durch eine gewisse Unbeirrtheit, ja fast Sturheit aus, wenn es um das Arrangement der Songs geht. So prügeln IN-QUEST im Vers von 'Cryotron Frequency' gnadenlos abgestoppt auf den Leersaiten herum oder setzen bei 'Systematic Arhythmetic Hate' auf Riffing jenseits aller Taktstrukturen – präzise und unaufhaltsam wie eine Maschine. Dass die Musik dabei aber alles andere als tot wirkt, dafür sorgen Miqes emotionale Vokills und vor allem die sphärische Soli-Arbeit, die über all das Fließband-Brutalo-Gehämmer hypnotisch-schöne Melodien haucht, die ein ums andere Mal aufhorchen und mitträumen lassen.
Interessanterweise haben IN-QUEST einen starken Stilsprung gemacht, ohne ihren Sound zu verlieren. Der auf "Epileptic" ordentlichst zerrittene Grind-Aspekt fehlt "The Comatose Quandaries" fast völlig – vielmehr setzen die Belgier auf Geprügel zum Zwecke der Dramatik. Das nicht mehr ganz so tiefe Geshoute passt hervorragend zur neuen Kälte und unterstreicht den Eindruck der Vollständigkeit: So mag sich ein komatöser Zustand durchaus anfühlen. Dass man seine Wurzeln nicht vergessen hat, beweist die Fortsetzung des Klassikers 'Scorched: A Reign Of Fire', dessen Ursprungsthema der Vernichtung aller Zivilisation in 'The Frozen: Nuclear Aftermath' musikalisch wie textlich wieder aufgegriffen wird. Und mit 'Operation: Citadel' hat man sich sogar an eine Neuinterpretation des gleichnamigen 1999er Albums gesetzt.
Bei aller Vetracktheit in Sachen Songwriting bleiben dennoch bereits beim ersten Durchlauf einige Passagen angenehm im Ohr, seien es der bereits erwähnte Chorus im Opener, das geniale Thema bei 'Warpath' oder die FEAR FACTORY-angehauchten Hooklines eines 'Resilient Androtronic Carnage'. Wer der Platte die verdiente Zeit schenkt, wird im Laufe der Zeit eine Fülle an Details entdecken, z. B. den Gastauftritt von (mittlerweile Ex-)MNEMIC-Fronter Michael Bogballe auf 'The Comatose Quandary'. Desweiteren ist die Scheibe angereichert mit unzähligen Soundsamples aus Filmen wie "Lost Highway" oder "Cube", die der apokalyptischen Stimmung die Krone aufsetzen. Als wahre Perle entpuppt sich das fünfminütige 'Sigmoid Signal', das zum größten Teil aus bedrohlich-verhallender Akustik-Klampfe und einem der unheimlichen Gespräche aus erwähntem David-Lynch-Klassiker besteht. Mit diesem Song stehen 'Resilient Androtronic Carnage', 'Warpath' und 'Socioneural Geneticism' ganz oben auf dem Podest.
Mit "The Comatose Quandaries" haben IN-QUEST defintiv ihren besten Longplayer bisher abgeliefert, etablieren sich in der kleinen Riege der Tech-Death-Bands wie MESHUGGAH und SCARVE und nisten sich bei mir endgültig ganz oben in Sachen Lieblingsbands ein. Ein Album, das man defintiv gehört – und verstanden – haben sollte!
Anspieltipps: Diffuse Pattern Recognition, Socioneural Geneticism, Resilient Androtronic Carnage
- Redakteur:
- Dennis Hirth