IN DISGRACE - Define Death
Mehr über In Disgrace
- Genre:
- Death Metal
- Label:
- Twighlight
- Release:
- 26.09.2005
- Disgraceful Act
- Whispering Dread
- Define Death
- Impervious
- Follow Me (Instr.)
- The Oath
- Indifferent Judgement
Das deutsche Quintett IN DISGRACE blockiert zur Zeit ständig meinen CD-Player – und nutzt sich dabei noch nicht mal ab. Das ist für eine Debüt-CD mehr als beachtlich, vor allem wenn man bedenkt, dass das kürzeste Stück immer noch über fünf Minuten dauert. Einzige Ausnahme bildet dabei das melancholiche Akustikinstrumental 'Follow Me' mit knapp zweieinhalb Minuten. Was den Stil angeht, so bewegen sie sich irgendwo zwischen ATROCITY, TIAMAT, PARADISE LOST und MORGOTH (!). Dabei kommen immer wieder wunderschöne Keyboardpassagen zum Einsatz, die den ohnehin schon starken Stücken das gewisse Etwas verleihen. Zwar hat die Truppe bereits 2002 ein Demo mit dem Titel "... Before After" rausgebracht, trotzdem verwundert es mich doch, dass "Define Death" (logischer Folgetitel) in gerade einmal vier (!) Tagen eingespielt wurde.
Dabei fängt 'Disgraceful Act' ganz harmlos mit Akustikgitarren an, um sich danach zu einem Groovemonster zu steigern. Zu Beginn erinnert es leicht an TIAMAT, um danach im Mittelteil erheblich an Fahrt zu gewinnen. Vor allem das Drumming weckt Erinnerungen an 'People Of The Lie' von KREATOR, natürlich mit ordentlichem Keyboard angereichert. Schon hierbei fällt auf, dass die Songstrukturen absolut schlüssig sind und genug Zeit hatten zu gedeihen. Dabei wird es zu keiner Sekunde langweilig, wofür 'Whispering Dread' ein sehr gutes Beispiel ist. Während zu Beginn das Keyboard die erste Geige spielt, kommt nach knapp dreißig Sekunden ein markiges Riff à la DEATH zu "Leprosy"-Zeiten zum Einsatz. Vor allem wenn das Stück an Fahrt gewinnt, kommen einem wahrhaftig Freudentränen über die Backen geschossen. Das erinnert mich mehr als offensichtlich an MORGOTH zu "Cursed"-Zeiten. Natürlich klingt es absolut eigenständig, aber mal wieder eine Band zu hören, die sich an so ein Götterwerk anlehnt, ist absolut anbetungswürdig. Was dabei natürlich nicht fehlen darf, ist das Gitarrensolo, das sehr stark an PARADISE LOST auf ihrem "Gothic"-Album gemahnt. Der Keyboardpart nach dem Solo könnte auch vom "Halloween"-Soundtrack stammen, so viel Gänsehaut wird dabei erzeugt.
Der Titeltrack ist ein Musterbeispiel dafür, wie man mit kleinen Tempovariationen ein absolutes Gänsehautfeeling produzieren kann. Von der Herangehensweise fallen mir auch hier spontan MORGOTH ein, die auch in ihren Stücken das Gaspedal variabel eingesetzt haben. Allen voran das Keyboardspiel wirkt keine Sekunde aufgesetzt, und kann aufgrund der Theatralik in Richtung KING DIAMOND eingeordnet werden, nur ist es härter. Nach dem ATROCITY-mäßigen 'Impervious' wird mit dem bereits angedeuteten melancholisch angehauchten Instrumental 'Follow Me' eine kleine Pause eingelegt. 'The Oath' beweist auf eindrucksvolle Art und Weise, dass Keyboards nicht unbedingt den Härtegrad verwässern müssen. Hierbei werden leichte Erinnerungen an frühen Elchtod à la ENTOMBED geweckt, wobei das Gitarrensolo vom finalen 'Indifferent Judgement' auch so von "Left Hand Path" stammen könnte. Ansonsten bewegen sich die Jungs zum Abschluss in Midtempogefilden, ohne jedoch die großartigen Melodiebögen zu vernachlässigen. Auch der Finalsong würde mit seinen atmosphärisch dichten Keyboardparts zu "Halloween" passen.
Wer auf die angesprochenen Bands mit mehr als einer Portion Keyboards steht, kann hier bedenkenlos zugreifen. Selten hab ich eine Debüt-CD gehört, die so dermaßen ausgereift, aber auch frisch daherkommt. Ausfälle gibt es dabei absolut nicht zu verzeichnen, und wer gern wissen möchte, wie sich MORGOTHs Klassiker "Cursed" mit Keyboards anhören würde, kommt ohnehin an dem Album nicht vorbei. So etwas schreibe ich nicht oft, aber in diesem Fall ist es gerechtfertigt: Absoluter Pflichtkauf!
Anspieltipps: Whispering Dread, Indifferent Judgement
- Redakteur:
- Tolga Karabagli