IN EXTREMO - Kompass zur Sonne
Mehr über In Extremo
- Genre:
- Mittelalterrock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Vertigo Berlin/Universal Music
- Release:
- 08.05.2020
- Troja
- Kompass zur Sonne
- Lügenpack
- Gogiya
- Salva Nos
- Schenk nochmal ein
- Saigon und Bagdad
- Narrenschiff
- Wer kann segeln ohne Wind
- Reiht euch ein ihr Lumpen
- Biersegen
- Wintermärchen
Es schlägt 13!
Mein erstes IN EXTREMO-Album schallt auch heute noch recht häufig durch das heimische Wohnzimmer, "Sünder ohne Zügel" war auch eine wirklich tolle Platte. Danach habe ich die Mittelalterrocker stets mit offenem Ohr und wachem Auge verfolgt und so gefielen auch "Kunstraub" oder jüngst "Quid Pro Quo". Wo in der Vergangenheit IN EXTREMO draufstand, war auch schmissiger, deutschsprachiger und ohrwurmtauglicher Mittelalterrock, wie ihn eben Das Letzte Einhorn und seine sechs Kumpanen geprägt und geformt haben, drin.
Und davon kann auch "Kompass zur Sonne" ein Liedchen trällern. Bereits die Single-Vorboten gaben einen guten Eindruck, wie Album Nummer 13 klingt. Auf böse Überraschungen wartet man bei den Hauptstädtern vergebens, was aber nicht heißt, dass der Weg zur Wärme mit Aha-Momenten geizt. Eine Überraschung vorab ist optischer Natur, ist eine Art Bandfoto doch etwas untypisch für ein Artwork. In künstlerischer Form macht es aber eine gute Figur und ist das erste markante Ausrufezeichen, das sich sehen lassen kann.
'Troja', der "Kompass zur Sonne"-Opener, war schon im Vorfeld bekannt und dem Septett gelingt ein harter, lauter Auftakt nach Hit-Maß, ein Song, der genauso wie 'Salva Nos' sofort ins Ohr geht und die sich zu aktuellen Sternstunden mausern. Mal mit leicht schwermütigem Unterton ('Schenk nochmal ein'), mal typisch im eigenen Charme ('Narrenschiff'), den eigenen Trademarks vertraut man auch im 13. Anlauf. Zugegeben, an Johan Hegg bei 'Wer kann segeln ohne Wind' muss man sich zunächst gewöhnen, doch auch diese Überraschung mit dem AMON AMARTH-Hünen ist eine gelungene.
Es darf also nicht nur abenteuerlich gesegelt ('Kompass zur Sonne') und munter getrunken ('Biersegen'), sondern vor allem fröhlich, unbeschwert und laut mitgesungen werden. So wie eh und je. Denn sowohl die RUSSKAJA-Kooperation 'Gogiya' mit Georgij Makazaria als auch die Anti-Kriegs-Hymne 'Saigon und Bagdad' laden ein, auch live zum Besten zu gegeben zu werden. Auch wenn manche Passagen oftmals an die eigene Vergangenheit erinnern – der Titeltrack ähnelt frappierend 'Küss mich' von einst – so schafft es IN EXTREMO jedoch leichtfüßig, keine Kopie der Band selbst zu sein. Und das im 25. Bandjahr, Hut ab!
Auch wenn die Tour auf Ende des Jahres verschoben werden musste, kann man sich mit dem neusten IN EXTREMO-Streich bestens die Zeit vertreiben. Ein abwechslungsreiches und typisches IN EXTREMO-Album, was definitiv nicht negativ konnotiert ist. Eher offenbart "Kompass zur Sonne", wie die anderen Alben zuvor auch, die verschiedensten Facetten der sieben Köpfe, schwankt zwischen melodischer Härte und rauer Melodien fröhlich schunkelnd hin und her, hat eine Handvoll astreiner Gassenhauer und wird auch beim dritten, vierten, gar fünften Durchgang noch müde Männer munter machen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp