IN FLAMES - I, The Mask
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2019
Mehr über In Flames
- Genre:
- Modern Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 01.03.2019
- Voices
- I, The Mask
- Call My Name
- I Am Above
- Follow Me
- (This Is Our) House
- We Will Remember
- In This Life
- Burn
- Deep Inside
- All The Pain
- Stay With Me
Rückbesinnung auf die eigene Vergangenheit?
Eineinhalb Jahre sind seit "Battles" vergangen, doch in dieser kurzen Zeit scheint sich im Camp der Schweden IN FLAMES musikalisches einiges getan zu haben. Konstatierte ich damals in meiner Rezension nämlich noch, dass insbesondere seit dem Topseller "Reroute To Remain" die ständige Veränderung die einzige Konstante im Schaffen der Göteborger sei, so vermitteln zumindest die vorab veröffentlichten Singles zum neuen Langeisen "I, The Mask" doch ein deutlich anderes Bild. Könnten sich Anders Fridén und seine Mitstreiter für den mittlerweile dreizehnten Langspieler auf Stärken aus der eigenen Vergangenheit besonnen haben? Nun, das können am Ende nur die zwölf neuen Kompositionen beweisen.
Vorab sei aber gesagt, dass sich Fans der Frühphase und Alben wie "Whoracle" oder "The Jester Race" keine allzu großen Hoffnungen machen sollten, denn auch wenn gerade die beiden Singles 'I Am Above' und 'I, The Mask" durchaus auf eine Rückbesinnung schließen lassen, so gibt es aber keine Renaissance des klassischen Melodic-Death-Sounds zu hören. Stattdessen lassen vor allem die ersten Minuten des Albums immer wieder an das 2008er Werk "A Sense Of Purpose" denken, und das in einer sehr guten Weise, denn neben den beiden Singles überzeugt auch das starke 'Call My Name'. Doch die Schweden schauen sogar noch ein Stück weiter in die eigene Vergangenheit und lassen bei der Halbballade 'Follow Me' Reminiszenzen an "Come Clarity" anklingen. An die gleiche Scheibe erinnert auch der bissige Opener 'Voices", der mich mit seinen kantigen Riffs stark an die damalige Hit-Single 'Take This Life" erinnert und entsprechend blitzschnell zum absoluten Highlight unter den neuen Tracks mutiert.
Doch gerade wenn sich der Hörer an dieses Retro-Feeling gewöhnt hat, kippt das Songwriting plötzlich zur Mitte des Silberlings in eine ganz andere Richtung und die musikalische Evolution der letzten Jahre schlägt wieder zu. Plötzlich ist die Aggressivität der vorherigen Songs wie weggeblasen und das ausladende Riffing muss in 'In This Life' und 'We Will Remember' poppigen Melodien und Klargesang weichen. Bei den beiden erwähnten Kompositionen geht das in Ordnung und gerade Fans des ähnlich ausgerichteten "Siren Charms" werden hier durchaus ihren Spaß haben, doch mit dem fürchterlich kitschigen '(This Is Our) House' überspannt der Fünfer den Bogen dann maßlos. Denkt man sich hier als Hörer mal kurz die Gitarren weg und ersetzt Fridéns Gesang im Geiste durch eine weibliche Singstimme, dann könnte das Ganze musikalisch und auch dank des peinlichen Textes locker als nächste Helene-Fischer-Single durchgehen [würde der Song dann '(das ist unser) Haus' heißen? - PK]. Glücklicherweise bekommen die einstigen Melodic-Death-Metal-Titanen mit 'Burn' und dem wunderbar groovigen 'Deep Inside' wieder die Kurve und liefern noch einmal zwei Glanzlichter ab, die nahtlos an den umwerfenden Beginn der Scheibe ansetzen. Auf das abschließende 'Stay With Me' und das vorangehende 'All The Pain', bei denen Fronter Fridén großteils vor sich hin schmachtet, hätte ich dann allerdings wieder verzichten können.
Unter dem Strich ist "I, The Mask" damit eine zwiespältige Angelegenheit. Auf der positiven Seite kann man dabei eine Vielzahl von großartigen Kompositionen verbuchen, die über weite Strecken die Agressivität der frühen Zweitausender und die tollen Hooklines der letzten IN FLAMES-Alben gekonnt miteinander verbinden. Dem gegenüber stehen aber auch mindestens fünf Songs, die viel zu sehr in Pop-Gefilden wildern und dabei bei aller Liebe für den Blick über den musikalischen Tellerrand selbst für tolerante Fans der Schweden zu weit gehen dürften. Hätte das Quintett den Stiefel der eröffnenden Minuten duchgezogen, dann hätte ich hier mindestens 9 Punkte zücken müssen, unter der Berücksichtigung der doch recht zahlreichen Durchhänger reicht es unter dem Strich aber nur für solide 7,5 Punkte.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs