IN FLAMES - Reroute To Remain
Mehr über In Flames
- Genre:
- Melodic Death Metal
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 02.09.2002
- Reroute To Remain
- System
- Drifter
- Trigger
- Cloud Connected
- Transparent
- Dawn Of A New Day
- Egonomic
- Minus
- Dismiss The Cynics
- Free Fall
- Dark Signs
- Metaphor
- Black & White
Achtung, Freunde, jetzt gibt's was auf die Ohren! Aber so richtig im Vollformat, denn die Meister melodischen Gemetzels haben wieder zugeschlagen.
Nachdem die Weggefährten und Genre-Kollegen von DARK TRANQUILLITY bereits mit einem neuen Silberling erster Güte erfreuen, schieben IN FLAMES direkt ihr inzwischen sechstes Studioalbum hinterher und setzen erneut Maßstäbe für schwedischen Melodic Death Metal, den die Göteborger anno dazumal mitbegründeten. Erstaunlich ist die Verschiedenheit der Wege, die beide Bands inzwischen gingen. Und diesmal werden IN FLAMES bei so manchem Fan ein erstauntes und vielleicht gar erschrockenes Stirnrunzeln provozieren, denn der Stilsprung auf diesem Album ist wirklich ungewöhnlich, selbst für technische Perfektionisten wie diese Combo.
Die 14 Songs sind noch melodischer und zugleich härter geworden (wobei ich Härte nicht gleichsetze mit möglichst atonalem Geschrebbel in Höchstgeschwindigkeit und ohne Struktur!); ein gelungener Balanceakt, der bei jedem Durchlauf für neue Überraschungen sorgt und keine Langeweile aufkommen lässt. Anders Friden hat seinen Gesang geschult, der in verschiedensten Stimmlagen noch variabler eingesetzt wird, und die Kompositionen von Jesper Strömblad sind komplex und vielschichtig wie nie zuvor. Beim ersten Durchhören wird man meine obige Bemerkung verstehen, denn es gibt jetzt jede Menge klarer Gesangslinien, Refrains zum Mitsingen (!), selbst balladeske Elemente finden vermehrt und direkter Eingang in das Schaffen der Nordmänner. Gepaart mit der ungeschlagenen technischen Raffinesse und den bewärten Sturmattacken ergibt sich ein Meisterwerk, das Seinesgleichen suchen darf und schwerlich finden wird. So mancher Altfan wird vermutlich schwer das Kotzen bekommen, wenn das so direkt angemerkt werden darf, aber ich finde dieses mehr als gelungene Experiment einfach nur brilliant und unvergleichlich. Und spätestens bei den knuffigen Country-Elementen des letzten Songs, sparsam eingestreuten Elektronikergänzungen und so mancher fröhlich dahingemetzelter Refrainmelodie dürften sich die Geister scheiden bzw. die eingerosteten sich von den musikalisch beweglichen trennen.
Zudem hatten die Ausnahme-Todesmetaller mehr Zeit für die Aufnahmen, und so ist eine rundum satte Produktion herausgekommen, die Druck macht und sich spätestens nach der dritten Rotation mit allerlei hochgradig melodischen Ohrwürmern und faszinierenden Elementen in den Verstand frisst. Wer auf alten Pfaden festgefahren ist und pures Gemetzel erwartet, sollte vor dem Kauf in das Album reinhören, alle anderen, selbst bisherige Nicht-Fans, sollten unbedingt ihren CD-Bestand mit dieser Perle der Königsklasse erweitern. Vorsicht, absolute Suchtgefahr!
Anspieltipps: System; Dawn Of A New Day; Egonomic
- Redakteur:
- Andreas Jur