IN FLAMES - Siren Charms
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2014
Mehr über In Flames
- Genre:
- Modern Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Epic (Sony Music)
- Release:
- 05.09.2014
- In Plain View
- Everything Is Gone
- Paralyzed
- Through Oblivion
- With Eyes Wide Open
- Sirens Charms
- When The World Explodes
- Rusted Nail
- Dead Eyes
- Monsters In The Ballroom
- Filtered Truth
Auf der Suche nach der Intensität.
Wer IN FLAMES anno 2014 immer noch an lange zurückliegenden Großtaten misst, kann einfach kein glücklicher Mensch sein. Natürlich steht da immer noch der gleiche Bandname und selbstverständlich blitzt hier und da mal ein Trademark durch, welches einen an das erinnert, was diese Band einst geschaffen hat - trotzdem ist die Musik auf "Siren Charms" so grundsätzlich anders als die auf "The Jester Race", dass man schon mal Mühe haben kann, beide Platten tatsächlich der gleichen Gruppe zuzuordnen. Wer also nur darauf aus ist, in seiner Meinung bestätigt zu werden, wie schlecht IN FLAMES heutzutage sei, der darf hier aufhören zu lesen und mit einem "Wusste ich's doch! Die machen nur noch Pop-Mist!" entlassen werden. Wer bereit ist, sich auf den neuen Klang der einstigen Vorzeige-Göteborger einzulassen, der nehme all seinen Mut zusammen und fahre fort.
Nun gut, ganz so dramatisch ist "Siren Charms" dann doch nicht. Um ehrlich zu sein, an "Sirens Charms" ist eigentlich überhaupt nichts dramatisch - und das ist vielleicht auch direkt mein größtes Problem mit dieser Platte. Dass IN FLAMES nun großteils auf den klaren Gesang von Anders Fridén (und damit auf Hooklines) setzt und den Death Metal quasi komplett außen vor lässt, wäre absolut akzeptabel, wenn dabei wenigstens packende Musik herumkommen würde.
Nun klingen die Schweden jedoch eben genau nach dem, was sie zu sein scheinen: Alternde Metalheads, welche die Wut ihrer Jugend nicht mehr zu spüren scheinen und deshalb auch eher gefällige als mitreißende Musik schreiben. Dies tut umso mehr weh, wenn man den einen oder anderen Part der Platte hört (gebt euch mal die Gitarren-Leads im Titelsong oder das Solo in 'Paralyzed') und dann unwillkürlich denkt: "Wenn jetzt... dann..." Aber das Leben ist kein Wunschkonzert. Erst recht nicht bei IN FLAMES.
Dieser moderne Metal-Mix ist in seiner stilistischen Eigenart im Prinzip nirgendswo so richtig zu verordnen, was in diesem Fall jedoch eher als Beliebig- denn Eigenständigkeit aufzufassen ist. Der aktuelle Output ist damit im Prinzip die logische Konsequenz aus der Entwicklung der letzten Platten. Noch acht weitere Veröffentlichungen und wir müssten ein Singer/Songwriter-Album mit dem Namen IN FLAMES in den Regalen des Landes stehen haben.
Dabei will ich "Siren Charms" eigentlich nicht kaputtreden, denn hörbar sind alle elf Nummern, der Sound ist ebenfalls top und instrumental lassen die Herren ohnehin nichts anbrennen. Auch Anders Fridén macht als "normaler" Sänger keine schlechte Figur, es gibt viele Details im Sound der Band zu entdecken – letztlich ist das alles aber doch eher ein nüchterner Blick von außen. Man spürt, dass die Band hundertprozentig genau so klingt, wie sie klingen will. Leider ist das nicht meine Wellenlänge und auch nicht die, so vermute ich, vieler weiterer alter IN FLAMES-Fans.
Es ist nicht so, dass ich mich gegen diesen Stil von IN FLAMES mit aller Gewalt wehre; die stilistische Ausrichtung ist überhaupt nicht das Problem. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass selbst ein richiges Melodic-Death-Metal-Album der Schweden mit dem Esprit von "Siren Charms" mir nicht mehr als ein Achselzucken und gelegentliches Kopfnicken abringen würde. Dass das Fans der letzten Alben anders sehen können und wohl auch werden, ist mir bewusst. Dass eine von mir einst so umjubelte Band inzwischen kaum noch etwas mehr bei mir auszulösen vermag, ist meine ganz persönliche, traurige Erkenntnis.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Oliver Paßgang