IN SOLITUDE - Sister
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2013
Mehr über In Solitude
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 7.75
- Label:
- MetalBlade (Sony)
- Release:
- 27.09.2013
- He Comes
- Death Knows Where
- A Buried Sun
- Pallid Hands
- Lavender
- Sister
- Horses In The Ground
- Immost Nigredo
Verwirrend.
Nanu? Was sind denn das für Klänge? Habe ich den falschen Tonträger eingelegt? Nee, das ist die Stimme von Pelle Åhman, dem Sänger der schwedischen Band IN SOLITUDE. Okay, das akustisch-mystische Eröffnungsstück 'He Comes' kann ich noch als eine Art Intro gelten lassen, aber spätestens bei 'Death Knows Where' werden die Fragezeichen in meinen Ohren groß. Riesengroß. Das ist doch nicht die Band, die in der Vergangenheit zwischen MERCYFUL FATE- und WARLORD-Huldigungen hin und her gependelt ist. Das ist doch nicht die Band, die immer gern in einem Atemzug mit ATTIC genannt wurde, weil sich die Melodieführung beider Bands etwas an denen des dänischen Okkultmeisters orientierte? Nein, das kann nicht sein. Und doch sagt die Beschriftung etwas anderes. Mir scheint, dass sich die fünf Musiker von IN SOLITUDE bewusst aus den Kinderschuhen heraus bewegen wollen und mit "Sister" nun ein erwachsenes Okkultrock-Album aufnehmen wollten. Allerdings ist das mit dem Erwachsenwerden so eine Sache. Das geht nicht von heute auf morgen. Da spielen Erfahrungswerte, geänderte Denkweisen und vor allem eine gewisse Reife eine nicht unwesentliche Rolle. Wenn man an die Auftritte der Band zurück denkt, dann ist Reife so ziemlich das letzte Wort, welches mir dazu einfallen würde. "Kaputt" würde mir schneller über die Lippen huschen, wenn ich an einen völlig verstört wirkenden Sänger denke, der mit stinkendem Fuchspelz am Hals ein Show abzog, die zumindest grenzwertig wirkte. Vielleicht ist es ja auch das, was die Band möchte: Auffallen um jeden Preis. "Kaputte Kunst" bieten, die im Falle eines Durchfallens bei Fans und Presse von niemandem "verstanden" wurde.
Vielleicht gehe ich auch zu harsch mit der Band ins Gericht, vielleicht analysiere ich auch zu viel. Fakt ist: die Musik auf "Sister" hat mit den bereits bekannten Alben von IN SOLITUDE kaum etwas gemeinsam. Wir hören düstere Rockmusik, die mit einem Retroklangbild versehen ist und die ich nur noch in Randbereichen der Rubrik "Heavy Metal" zuordnen kann. Dies allein macht mir noch nichts aus, denn ich mag durchaus normale Rockmusik. Ich mag sogar kranke Rockmusik. Wenn ich zum Beispiel an NICK CAVE & THE BAD SEEDS denke, bekomme ich wohlige Schauergefühle. Die Hauptunterschiede zwischen Nick Cave und der aktuellen IN SOLITUDE liegen darin, dass ich die Schweden bei all' der okkulten Lyrik furchtbar glatt und kalkuliert klingen. Permanent begleitet mich das böse Wort "nett" beim Anhören des Albums, ein Attribut, welches bei keiner mir bekannten Scheibe von Herrn Cave in den Sinn kommen würde. Da ist eher mal etwas "völliger Mist" als das man etwas "nett" findet. Obendrein, und das ist natürlich jetzt noch subjektiver als die restliche hier verfasste Meinung, klingt das gebotene Material nicht authentisch. Da polarisiert nichts, da werden keine Extreme, die man ja auf der Bühne und in den Texten so gern propagiert, ausgelotet, da werden einfach Notenfolgen aneinander geklebt und zufällig entsteht der eine oder andere leicht morbide Rocksong. Das konnte eine Band wie KILLING JOKE schon vor 25 Jahren effektiver. Da hilft ein Gastauftritt der früheren SWANS-Sängerin ('Horses In The Ground') dann auch nicht weiter. Obwohl diese Nummer zu den besseren des Albums gehört. Bleibt unterm Strich ein Album, welches ich als radiotaugliches Düsterrockalbum deklarieren möchte. Läuft nebenher, ohne aufzufallen. Nicht mehr und nicht weniger.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Holger Andrae