IN TORMENTATA QUIETE - Teatroelementale
Mehr über In Tormentata Quiete
- Genre:
- Avantgarde Extreme Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- My Kingdom Music
- Release:
- 12.10.2009
- Discorso sul Teatro Drammatico
- L'Alchimista
- Monologo
- La Danza del Fuoco
- Monologo
- Il Pianto della Terra
- Monologo
- Dell’Uomo e del Vento
- Monologo
- Il Canto del Mare
- Monologo
- Le Illusioni del Vento
- Monologo
- Del Mare alla Luna
- Epilogo
Un capolavoro! Der Olymp des extremen Avantgarde hat einen neuen Jupiter.<br />
Tage wie diese liebe ich. Da macht man das Päckchen der zugeschickten CDs auf und erlebt eine kleine Offenbarung. IN TORMENTATA QUIETE aus dem wunderschönen Bologna in Italien ist eine dieser Bands an einem dieser Tage. Während das Cover ein abstraktes Gebilde aus der Nahaufnahme zeigt, spielt sich die Musik in nicht minder spannenden, dafür aber deutlich zugänglicheren Spähren ab.
Als eine Mischung aus Folk, Black Metal und modernem Groove Metal überzeugen die Italiener schon nach den ersten Minuten. Komplexe Songstrukturen mit der nötigen Menge an Killerriffs und breitwand Epen umspielen ein Konzept, das völlig in Italienisch abgefasst ist und sich so meiner Erkenntnis entzieht. Das ist schade, da die Liebe zum Detail in der Musik darauf hinweist, dass IN TORMENTATA QUIETE auf "Teatroelementale" auch interessante lyrische Themen umsetzen. Wer die Sprache unserer südlichen europäischen Freunde kann, ist damit wohl klar im Vorteil.
Der Vortragsstil der Texte ist ein großer Pluspunkt der Platte. Der Gesang lässt sich in drei Elemente teilen: Rockig bis epischer Klargesang mit Italo-Folk-Einschlag, tolle, dramatische Screams und weiblichen Klargesang, dieser jedoch meist im Hintergrund. Wer beim ersten Element an Eros und seine Schmalzlocken-Konsorten denken muss, dem sei versichert, dass Giovanni Notarangelo glücklicherweise weit davon entfernt ist, diesen Disco-Krachern Konkurrenz zu machen. Vielleicht aufgrund der Sprache, vielleicht aufgrund des angerockten Stils erinnert er ein bisschen an Enrique Ortiz de Landázur von der spanischen Rockband HEROES DEL SILENCIO – das verbuche ich aber definitiv auf der Habenseite, da der angesprochene Spanier ein tolles Organ hat. Die extremen Vocals knallen unheimlich spannungsgeladen aus den Boxen und geben gerade im Kontrast mit den klaren Gesangslinien ein emotionales Kunstwerk sondergleichen ab, das weitab aller in lediglich eine Marschrichtung degenierenden Sänger existiert.
Musikalisch erlebt man eine wunderbare Mischung verschiedenster Stile, die sich grob unter dem Label Folk, Avantgarde, Metal und Rock zusammenfassen lassen. Als beste Analogie mag ENSLAVED mit "Vertebrae" gereichen, in einem System, in dem sich der Norden und der Süden gegenüberstehen. Meint, dass die Folkeinflüsse der Italiener natürlich aus Italien stammen. Doch das ein oder andere Riffing, der Klang der Gitarren und die Freude am Spiel mit überbordenden Melodielinien gereicht beiden Bands gleichermaßen zur Ehre. Doch dort, wo sich ENSLAVED stärker in Richtung ihrer schwarzen Wurzeln bewegen, orientieren sich IN TORMENTATA QUIETE an vom Post Rock motivierten Avantgarde-Ufern. Die Instrumentierung der Band reicht von Streichern über Perkussionselemente bis hin zu einem Saxophon, das sich perfekt in die emotionalen Kontexte der Songs einfügen.
Insgesamt ist das Stichwort "Emotion" sehr präsent auf der Platte. Wenn die Promofirma das Werk zuerst als "Emphatic Music", also "bewegte Musik", vorstellt und sich dann erst mit "Folk-Progressive-Black-Gothic-Metal" an einer musikalischen Einordnung versucht, zeigt es ganz gut, wie ambivalent dieses Werk ist. Hörer, die sich auf diese in Teilen möglicherweise befremdliche Musik einlassen, wird sich aber ein vielschichtiges Meisterwerk offenbaren. Denn die eingesetzten Stilmittel sind gleichermaßen perfekt komponiert, das Album als Hörspiel großartig inszeniert und das Spiel mit den Erwartungen perfekt designed.
Fazit: Was dieses Album in den Olymp des Avantgarde erhebt, ist die Perfektion, mit der aus den verschiedensten Stilen zitiert wird. Die Kombination der Zitate ist die nächste Stufe der Perfektion, geradezu elegisch gestaltet sich "Teatroelementale" zwar nicht in der Vortragsform, gewiss jedoch in der Stimmung, die durch diese erhabene Kunst erzeugt wird. Leider kann ich als Rezensent, der ich der italienischen Sprache nicht mächtig bin, nicht beurteilen, über was hier gesungen wird. Deshalb muss ich in der abschließenden Benotung von der Höchstwertung absehen, die ich bei der Erfassung des textlichen Konzepts möglicherweise zücken könnte. Ich kann lediglich resümieren, dass sich die italienische Sprache in ihrer Rhythmik perfekt zur Betonung und Akzentuierung der sie umspielenden Musik eignet. Dass diese Sprache eine große emotionale Ausdruckskraft hat, ist evident. "Teatroelementale" sei jedem Fan ungewöhnlicher Musik nahegelegt. Mehr Emotion und Avantgarde habe ich dieses Jahr noch nicht gehört.
Anspieltipps: La Danca Del Fuoco, Dell'Uomo E Del Vento
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Julian Rohrer